Südafrika - 12 Monate in der Regenbogennation: Sharp, sharp, in de sharpy!

Samstag, 31. August 2013

Sharp, sharp, in de sharpy!

Nun ist schon über eine Woche seit meinem letzten Post vergangen und es ist viel passiert. Nicht nur der Einkauf für unsere Siebener- bis Zehner-WG im nicht sehr schönen und stark amerikanisch angehauchtem Zeerust für umgerechnet über 500€ war ein Highlight für sich. Auch das Müllabladen auf einer Mülldeponie, die eigentlich nur aus Bergen und Haufen von Plastik besteht, war sowohl atemberaubend, als auch erschreckend. Südafrika hat nämlich ein sehr großes Problem was Abfall angeht. In den Townships und auch auf den Straßen der Dörfer wimmelt es von Verpackungen und Coladosen, in den Bäumen hängen Plastiktüten. Vor allen Dingen das fehlende Umweltbewusstsein der Einheimischen ist ein großes Hindernis, denn was die Leute hier nicht verstehen, das leben sie nicht aus. Es wird auf Tradition und eigenen Glauben gesetzt, sodass die Schädlichkeit von nicht abbaubarem Abfall für die Umwelt nicht gesehen wird und die Locals ohne schlechtes Gewissen ihren Müll zu Boden fallen lassen. Aber selbst für uns ist es sehr schwer dagegen zu halten, denn es gibt fast nirgenwo Mülleimer. In Koffiekraal, einem Nachbardorf, wo auch meine Schule ist, gibt es die ganze Hauptstraße entlang keinen einzigen Mülleimer, sodass wir unseren Abfall bis nach Hause auf die Farm zurückschleppen müssen.

Samstag Abend haben wir den Geburtstag von Arno, dem Farmleiter, gefeiert. Er und seine Frau Beate haben uns zu sich eingeladen und wir haben zusammen gegessen und getrunken. Es gab Reiseintopf mit Antilope und Gemüse, das ganze nennt sich Potjiekos oder kurz Potjie und war super lecker! Die Zweibrüder-Taschenlampe aus Deutschland, die wir ihm als Geschenk mitgebracht haben, hat in sehr gefreut. Abends hat er uns dann gleich mal an seine Lieblingsstelle auf ein Feld geführt. Der Anblick am Himmel, der uns nun erwartete, war wirklich atemberaubend. So ein klares Sternenbild habe ich in Deutschland wirklich noch nie gesehen und laut Arno war an diesem Abend sogar etwas schlechte Sicht. Mit dem Laserpointer wurde uns im Folgenden eine Astronomiestunde gegeben, über die Milchstraße und viele Sternzeichen, bis hin zu Saturn und Venus.

Am Dienstag sollten Friederike und ich eigentlich endlich in unseren Schulen vorgestellt werden. Leider hatten wir aber keine Möglichkeit nach Koffiekraal zu fahren, da Scara, der Busfahrer der Farm bzw. des Ortes, mit dem Taxi und anderen Freiwilligen nach Zeerust fahren würde. Demnach verschob Tumi, frei nach südafrikanischer Moral "kommste heut nicht, kommste morgen" (der ein oder andere mag vielleicht behaupten, ich passe prima hier rein), das ganze auf Mittwoch. Ich fuhr stattdessen mit nach Zeerust, shoppte ein wenig Airtime (Handyguthaben), eine Zeitung und eine Jeans von Mr. Price für umgerechnet etwas unter 5€ (Nein Mama, es ist kein Kik!).

Mittwoch morgen, halb am schlafen und dick in Pulli eingepackt Zähne putzend, sagte uns Arno wir sollten uns fertig machen, er würde uns in den Schulen vorstellen, da Tumi erneut keine Zeit habe. Im Speedtempo angezogen und zähnegeputzt stiegen wir ins Auto und fuhren nach Koffiekraal (mit dem morgendlichen Mercedes-30km/h-Bus ca. 20 Minuten entfernt). Langsam war ich wirklich aufgeregt, denn nun würde ich die Schule kennenlernen, in der ich für das nächste Jahr arbeiten würde. Leider stellte sich im Folgenden heraus, dass ich nun doch der Secondary School (Grade 8-12) zugeteilt worden war, anstatt wie erwartet und gewollt, einer der beiden Primary Schools. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde mit dem sehr strengen, aber engagierten Schulleiter und einem kleinen Snack in Form von frisch mit dem Fahrrad gelieferten Ofenbrot namens Papathi (noch warm, yummi), war es das auch schon wieder mit dem heutigen Ausflug und wir fuhren zurück zur Farm.

Erst am Donnerstag war dann mein wirklicher erster Arbeitstag. Das erste Bild, vor allem die Arbeitsmoral und die Zusammensetzung von 64 Schülern in einer Klasse in einem für uns normalen Klassenraum, war eher schockierend. Auch, dass Lehrer mit einem Schlagstock durch die Klassen laufen und ab und zu ungezogenen Schülern auf die offenen Handflächen schlagen, sind Dinge, die ich jetzt nicht unbedingt haben muss und auch sehr unangenehm sind. Vor allem habe ich das Prinzip des Schlagens, also wann wer warum geschlagen wird, noch nicht ganz durchblickt, was das ganze noch etwas schwieriger gestaltet. Aber es gibt auch einiges Positives zu berichten. So durfte ich bei dem Mathelehrer, den ich in die 8. Klasse begleitete (ca. 12-16 Jahre), zwei Mal ein Beispiel von Pythagoras an der Tafel erklären (und das ganze auf Englisch, ohjemine...). Auch das Kollegium ist sehr nett und besteht aus vielen jungen Lehrern, die (so wie ich das momentan einschätze) nur selten oder gar nicht zum Schlagstock greifen (juhu...). Zwei andere Freiwillige und ich wurden auch sogleich gefragt, ob wir in zwei Wochen mit zum Abschluss der 12er-Klasse nach Mafikeng kommen wollen. Da für uns jede Kulturausübung interessant ist, sagten wir sogleich zu und freuen uns nun schon auf diesen Ausflug.
Am nächsten Morgen verpassten wir, das erste mal alleine auf den Weg gemacht, erst einmal glorreich den einzigen Bus in Richtung Koffiekraal. Wir entschieden uns zu Fuß in diese Richtung zu starten. Sage und schreibe zwanzig Minuten gingen wir mitten auf der Straße, ohne, dass auch nur ein einziges Auto an uns vorbei fuhr! Ein weißer Farmer, der anhielt und uns zum Glück bis zum Ortsbeginn von Koffiekraal mitnahm, stellte sich anschließend als doch nicht so nett heraus. Ihmzufolge waren die Schwarzen hier im Land niemals eine Belastung...bis zur Abschaffung der Apartheid 1994. Das ist definitiv eine...sagen wir mal interessante Denkweise! Leider ist es anderen Freiwilligen und Einheimischen zufolge aber tatsächlich so, dass viele der weißen und in der Minderheit hier auf dem Land lebenden Farmer in dieser Ansichtsweise gefangen sind und die Schwarzen weiterhin zu unterdrücken versuchen.

Achja, für die Tierinteressierten unter euch: Elefanten, Löwen, etc. leben hier (zum Glück) nicht, diese Begegnungen müssen also noch etwas auf sich warten lassen. Dafür habe ich neben Ziegen und auf der Straße stehenden Kühen beim Joggen eine große Schar Affen gesehen. Diese tranken anscheinend aus dem naheliegenden Kanal, suchten aber sobald ich um die Ecke gelaufen kam das Weite und hangelten sich von Baum zu Baum. So schnell konnte ich leider nicht mein Handy raus holen und Fotos schießen, aber das ist hoffentlich in naher Zukunft einmal möglich... :)

Ansonsten haben wir gestern die erste Freiwilligengeburstagsparty mit einem (fast) typischen Braai (etwa Grillen) und viel Musik und Unterhaltungen gefeiert. Die Einheimischen habe ich durch ihre laute Musik bis in die Nacht feiern gehört...Hier ist es wohl Gang und Gebe, dass am Wochenende eher wenig bis gar nicht geschlafen wird. Daraus entwickelt sich auch eine Drei-Tage-Woche von Dienstag bis Donnerstag, da am sogenannten "Blue Monday" alle zu kaputt sind, um richtig was zu tun und Freitags früher Schluss gemacht wird, um sich von der anstrengenden Woche zu erholen... :) Aber das werde ich wohl ab Montag selbst erfahren, inwiefern das der Realität entspricht. Seit gestern ist unser kleiner Farmshop übrigens ziemlich gut besucht - es war der letzte Arbeitstag im Monat, der sogenannte "Payday" und die Locals geben dementsprechend mehr Geld am Anfang des Monats aus.

So, nun wird es aber langsam kalt. Ich sitze zwar noch in der untergehenden Sonne, allerdings sind mein Pulli und meine Jacke ziemlich nass, da ich geholfen habe, das Warmwassersystem unseres Ingenieursfreiwilligen zu installieren bzw. auf die Probe zu stellen. Jedenfalls sollte ich nun in meine Hütte gehen und mir etwas trockenes anziehen, damit ich nicht krank werde. 

Sharp und tsamaya sentle!

P.S.: Neue Bilder sind übrigens auch hochgeladen!

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