Südafrika - 12 Monate in der Regenbogennation: September 2013

Sonntag, 22. September 2013

Ishhhhhhhhhhhhh

Isssssssssshhhhh! Viel Arbeit, viel Arbeit.
Zum Glück haben wir heute etwas früher freibekommen, sodass ich Zeit habe, meinen Blogeintrag zu schreiben, bevor es Dienstag morgen AB IN DEN UUUURLAAAUB! geht (grinsenden Michael Ballack dazu vorstellen). 

Momentan arbeiten nämlich fast alle Farmfreiwilligen bei einer großen Geburtstagsfeier circa 30 Kilometer entfernt von hier. Ein finanziell ganz gut bestückter Weißer feiert nämlich auf seinem Feriengrundstück in der Nähe von Groot Marico seinen 40. Geburtstag (er hat zwar erst im Oktober Geburtstag, scheint hier aber nicht so relevant zu sein). Das eigentlich in Johannesburg wohnende Geburtstagskind kam über Arno auf uns zurück, da er noch Kellner für die Feier brauchte. Was gibt es für die Gäste extravaganteres als ein Dutzend deutsche Freiwillige? Jedenfalls arbeiten wir nun schon seit Freitag von morgens bis abends, allerdings dürfen wir währenddessen seinen Pick-Up fahren und das ein oder andere Gericht selbst genießen. Nebenbei zahlt er den Sprit und wir werden mit einer noch unbekannten Summe vergütet (da wir den ganzen Tag dort arbeiten, finden wir ca 75€ p.P. für zusammengerechnet 4 gesamte Tage etwas happig). Positiv ist natürlich auch, dass wir einiges erleben und die totale Gegenseite vom Leben in Südafrika kennenlernen können. Neben der ersten Autofahrt mit Pick-Up, vier Kollegen hinten drauf und Verkehr falschherum (aber es war sooooo coooooooool!!!) arbeiten wir mit dem Sohn eines berühmten südafrikanischen Künstlers zusammen, haben Bekanntschaften zu Kapstädtern geschlossen, ein Heubüffel-Feuer-Spektakel mitansehen können und sind zu guter letzt mit den restlichen verbliebenen Gästen zu einem der besten DJs aus Südafrika abgefeiert. Unsere Mägen sind teilweise leider etwas verstimmt - wahrscheinlich hat uns das gute Essen nicht bekommen, hier gibts ja immer nur Nudeln - aber für ein ordentliches Chocolate Symphony Dessert war es das allemal Wert!

Der Anfang der Woche lief übrigens recht alltäglich ab, es ist soweit nichts Besonderes passiert. Nach einem deprimierenden und unnormal heißen Tag in der Schule, startete "Projekt Mädchenfußball". Ich hatte mir eigentlich gar nicht viele Hoffnungen gemacht, dass beim ersten Versuch viel Interesse zu erkennen sein würde. Die Realität war allerdings verblüffend: Nachdem es Anfangs etwas schleppend voran ging, fanden immer mehr und mehr Mädchen trotz der Hitze Spaß daran, mitzumachen. Am Ende spielten wir sogar eine kleine Runde mit Teams auf Toren, wobei die Schuluniformen der Mädchen sehr schmutzig wurden - sie sind mit vollem Einsatz dabei! An dieser Stelle auch eine herzliche Bitte an alle Blogleser: Falls ihr alte Leibchen, Bälle oder andere nützliche Fußballutensilien loswerden wollt und es zusätzlich einrichten könntet mir diese zu schicken oder meinen Eltern über Weihnachten mitgeben könntet, wäre das super nett und hilfreich! Ich kann vor Ort sicherstellen, dass die Sachen gut behandelt und genutzt werden...Also, ich zähle auf Euch! Das Ganze ist schließlich auch für einen guten Zweck. Schreibt mir einfach eine Mail oder SMS! Ich habe schon beim ersten Spielen gespürt, wie viel Spaß es den Mädchen bringt, zusätzlich schafft es den nötigen Ausgleich zum anstrengenden Schulalltag (mit insgesamt einer Stunde Pause 7h täglich in einem stickigen 64-Schüler-Raum wäre auch jeder andere von uns am Ende ein bisschen verballert).

Donnerstag war zum Glück keine Schule, gegen Mittag ging es nämlich endlich zum 12er-Abschluss meiner Schule ("Matric Dance") nach Mafikeng - wer sich erinnern kann; wir hatten uns dafür schon vor circa drei Wochen eingetragen. Die Veranstaltung fand im Vereinsheim eines edlen Golfplatzes statt - die Feier hingegen war zwar elegant (wir sind gar nicht so sehr aufgefallen mit unserem 15€-Mr. Price Outfit!), aber eher weniger unterhaltsam. Interessante Erfahrung  natürlich, aber unendlich viele Reden, halb Setswana, halb Englisch, kann man sich dann doch sparen. Das Essen war allerdings sehr gut und vorher hatten wir auch noch Zeit um eine kleine Shopping-Tour zu starten. So konnte ich endlich das Südafrikanische Springbok (-> südafr. Nationalmannschaft) Rugby Trikot kaufen. Das ganze gab's für umgerechnet 23€ plus einem Rugby gratis (schade, dass die Locals eher Fußball spielen). Spät ging es zurück nach Hause, ich konnte gegen 3 Uhr nachts schlafen. Allerdings war Freitag auch keine Schule, dementsprechend konnte ich bis zur Shopschicht um neun ausschlafen.

Der Urlaub ist mehr oder weniger auch in trockenen Tüchern, von Dienstag früh morgens bis Sonntag geht es mit dem Mietwagen sechs Tage in Richtung bzw. durch den Kruger-Nationalpark im Nord-Osten Südafrikas. Ich bin sehr gespannt und freue mich nebenbei noch aufs Autofahren. Näheres gibt es dann wahrscheinlich nächsten Montag hier zu lesen - und vor allem viele Fotos!!!

Sharp, sharp!

Montag, 16. September 2013

Kelapile...

Kelapile! Einfach kelapile. Das ist Setswana (ausgesprochen: Sssswana) für "Ich bin müde". Und das bin ich auch wirklich noch, vor allem nach diesem abenteuerlichen Wochenende beziehungsweise der gesamten letzten Woche.
Montag war soweit noch alles ruhig - es hat wohl eine Hütte auf dem Grundstück gebrannt (keine Angst, nicht auf dem umzäunten Farmgelände), das habe ich aber nicht mitbekommen, da ich laut Musik hörend meinen letztigen Blogeintrag verfasst habe.

Tagsdarauf ging es gegen 17 Uhr zum Fußballtraining in der Nähe. Training heißt in diesem Sinne einfach nur ein bisschen spielen. Obwohl die Locals wirklich sehr, sehr gut Fußball spielen (weniger körperbetont, dafür technisch hochbegabt), werden alle mit eingebunden, klein und groß, stark und schwach. Leider haben wir dieses Mal nicht auf Tore gespielt (ohne Tore ist doch doof...), trotzdem hat es sehr gut getan und Spaß gemacht. Gleichzeitig wurde es am Ende anstrengend für die Augen, da bis zur absoluten Dunkelheit gespielt wird. Im Übrigen sogar ziemlich unfair, da man als Weißer im Gegensatz zu den Schwarzen bei fortschreitender Dämmerung besser zu sehen ist.

Mittwoch ist die Fußball-AG, anders als angekündigt, noch nicht angelaufen, da Friederike und ich mit ihren Lehrern der Primary School nach Rustenburg gefahren sind, um dort eine ehemalige, kranke Lehrerin zu besuchen. Da wir 100 Rand für die Fahrt gezahlt hatten, haben wir schon erwartet, Zeit in der Stadt oder in Einkaufszentren verbringen zu können. Aus den 30 Minuten, die die Lehrer im Krankenhaus verbringen wollten, wurden allerdings sehr schnell anderthalb Stunden und dementsprechend wenig Zeit hatten wir in der großen Waterfall Mall am Rande Rustenburgs. Aber immerhin besser als gar nichts, zwischenzeitlich hatten wir sogar angezweifelt, ob wir überhaupt über den Krankenhausbesuch hinaus kommen würden...Letztendlich haben wir sogar die ein oder andere Sache für den Matric Dance in Mafikeng kaufen können (Schulabschlussfeier der 12er Jahrgänge), mitunter einen schwarzen Rock und ein Oberteil von Mr. Price (≠ KIK!) für insgesamt 15€.
Der Rückweg mit den Lehrern im Minitaxi entpuppte sich als etwas anstrengend, da die ganze Zeit Setswana geredet wurde und wir in die Dunkelheit hinein fuhren. Letztendlich wurden wir an der Straße am Farmweg raus gelassen, dafür ist der Fahrer extra einen Umweg gefahren (nach Einbruch der Dunkelheit zu liften ist wohl gefährlich). Allerdings hatten wir anschließend noch zwei Kilometer Farmweg vor uns, nur mit meinem mäßig hellem Handylicht bewaffnet. Als wir auf circa der Hälfte des Weges hinter uns ein Pfeifen warnahmen, wurde es doch etwas gruselig, da um einen herum mangels Straßenlaternen wirklich nichts zu sehen ist. Friedi entschied, Arno anzurufen, sodass wir wenigstens so lange mit ihm reden konnten, bis wir an der Farm ankommen würden. Irgendwie verlief das Gespräch dann nicht so, wie gewollt und Arno legte auf, da er das Tor aufmachen wollte. Abwechselnd vor und hinter uns leuchtend gingen wir verängstigt und alleine den Weg entlang, als urplötzlich eine unbekannte Person mit einem lauten "Waaaaaaah" aus dem Gebüsch neben Friedi gesprungen kam. Und die Moral von der Geschicht: Hast du Angst, sag's Arno nicht!!! Mein armes Herzchen pocht jetzt noch, wenn ich an den Moment zurückdenke.

Von Donnerstag gibt es soweit nichts Spannendes zu erzählen, außer, dass Fußball mit Toren doch um einiges cooler ist als ohne! Ach, doch noch was vergessen. Auf dem Rückweg im Dunklen wäre ich fast auf einen Skorpion getreten, der vor mir im Sand lag. Nun sind also alle meine Illusionen gebrochen...In Südafrika gibt es große Spinnen, böse Schlangen und auch noch fiese Skorpione! Ich hoffe, meine Hütte ist denen zu unaufgeräumt...

Freitag war wieder mehr oder weniger "Free Friday". Die Schule war dieses Mal aber nicht wirklich früher aus, da diese Woche Examen in allen Klassen geschrieben wurden und die Lehrer die Aufgaben immer viel zu spät rausgeben, da ihnen fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn einfällt, dass sie noch 138 Kopien anfertigen müssen. Die Einstellung der Lehrer ist also eher bei Woche gegen Ende stark gegen Null fallend (yeah, Mathe im Abi!). Leider konnte ich diese und auch noch die jetzt folgende Woche aufgrund dieser Examen keine einzige Unterrichtsstunde geben. Die Schüler waren den ganzen Tag beschäftigt (vielfach im Zuge eines netten Schläfchens) und so blieben für mich spannende Aktivitäten wie die Klasse beim Test beaufsichtigen oder die Endnoten der Examen in eine Tabelle zu übertragen.

Zwischendurch schrieb mir Wolfram, ob ich Lust hätte, am Wochenende mit nach Pretoria zur Deutschen Schule zu hiken. Da dort zwei andere weltwärts-Freiwillige im Projekt sind, könnten wir bei ihnen übernachten, außerdem sei dort an diesem Wochenende Oktoberfest. Eigentlich wollte ich ja schon zu drei anderen Freiwilligen sechs Kilometer entfernt von uns, doch diese hatten auch alternative Pläne.Somit entschied ich mich, den Trip mitzumachen. Ich musste eigentlich auch gar nicht lange überlegen, da ich erstens sowieso Mal nach Pretoria wollte und zweitens bekennender Party-Schlager und Weizen-Fan bin. Letzteres wurde zusammen mit einer deutschen Stadlband extra für das Fest eingeflogen.

Am Samstag, früh am Morgen, starteten Wolfram, Freddie und ich nun unser Abenteuer. Schließlich sind es bis nach Pretoria ca. 230 Kilometer, die wir nur mittels trampen überwinden wollten. Den ersten Lift bis nach Groot Marico hatten wir glücklicherweise in Arno gefunden, der ohnehin ein bisschen in die Richtung fahren musste. Von Groot Marico aus dauerte es nicht lange, bis ein netter, weißer, hobbymäßig Motorcrossfahrender Südafrikaner uns auf seinem Pick-Up bis nach Swartruggens mitnahm.

Von hier aus wurde es nun etwas schwerer eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen, da die Bedingungen in dem kleinen Ort eher schlecht waren. Wir versuchten auf einem Parkplatz eines Schnellrestaurants Kontakt zu den Fahrern herzuzstellen, was vorerst weniger erfolgreich blieb. Ein jüngerer, farbiger Mann im Golf sagte mit voller Überzeugung zu Wolfram, dass er uns nicht mitnehmen könne, da er ja nicht wisse, ob wir Mörder seien. Als er kurz darauf vom Parkplatz abbiegen wollte, startete ich einen neuen Versuch und schaffte es letztendlich, ihn davon zu überzeugen, dass wir ihn nicht umbringen würden. Nun kommt das Interessante an der Geschichte: Nach ein paar Minuten sprach er das Thema Religion an, womit er bei uns eher mäßig Begeisterung hervorbringen konnte. Als Wolfram kurz darauf sagte, dass er manche Teile der Bibel glaube und manche nicht, hatte der Fahrer sein Fressen gefunden. Der ex-Knacki und sich selbst als Priester Bezeichnende startete nun eine Predigt, die sich gewaschen hatte. Im Zuge dessen brachte er noch seine Lebensgeschichte als perfekten Gottesbeweis an uns. Schließlich habe er wegen Mordes (!!!) im Gefängnis gesessen, sei dann auf Drogenhandel umgestiegen (sonst Todesstrafe, wenn nochmal erwischt, you know), bis ihn schlussendlich Gott bekehrt habe. Nun bitte einmal das Kopfkino anschmeißen, denn unsere Gesichter in dieser Sekunde sollte man sich mehr als gut vorstellen können. Ein Glück, dass der gute Mann bereits bekehrt worden war, ansonsten hätte ich den Lift an dieser Stelle bevorzugt abgebrochen.
Anschließend ging es weiter über einen BMW X3 Bonzen, der uns noch in sein Restaurant einladen wollte, einen eher wortkargen Dachdecker, der auf seiner Ladefläche bereits einen Maliflüchtling geladen hatte, bis hinein nach Pretoria. Leider fuhr der letzte Lift nur bis zum Westen Pretorias, während wir in den Osten mussten. Dies gelang uns folglich mittels mehrerer Minitaxis und kurzem Fußweg durch die Innenstadt (die uns, später angekommen, als der definitiv und auf jeden Fall zu umgehende Stadtteil Pretorias beschrieben wurde, da dort nur Schwarze leben würden und eine hohe Kriminalitätsrate herrsche). Generell muss ich sagen, dass mich Pretoria eher schockiert, als begeistert hat. Die Schönheit übersteigt den Durchschnitt nicht wirklich und die meisten Grundstücke, die mit als Häuser zu bezeichnenden Gebäuden bebaut sind, gleichen Hochsicherheitsgefängnissen. Um jedes, aber auch jedes Grundstück ist eine Begrenzung angelegt, die Unbekannten sehr deutlich zeigt, dass sie nicht willkommen sind.

An der Deutschen Schule selbst wurde, wie der Name schon vorwegt nimmt, erstaunlich viel, aber auch gut deutsch gesprochen. Der ein oder andere Südafrikaner sprach sogar so gut und akzentfrei deutsch, dass ich hätte schwören können, sie seien Deutsche. Auf dem recht großen Oktoberfest fühlte man sich unter der bayerischen Musik und einem kühlen Hellen doch gleich selbst ein bisschen "dahoam". Auch das Karussel brachte trotz langer Wartezeit eine Menge Spaß. Wer weiß, wann ich das nächste Mal die Gelegenheit dazu haben werde? Erstaunlich war an diesem Abend vor allem, wie die Buren dieses typisch deutsche Volksfest zelebrierten. Der ein oder andere fühlte sich mit seinem Peter-Pan Hut und seinem Weißbier doch glatt selbst als Bayer und sang textsicher von "Anton aus Tirol" über "Einen Stern" bis hin zum "Ententanz" mit. Gegen ein Uhr Nachts, was nach südafrikanischer Uhr schon sehr spät ist, ging es dann auch für uns ins Bett, am nächsten Morgen sollte es schließlich schon um 9 Uhr in die Mall gehen.
Dieses Vorhaben stellte sich mal wieder als schwieriger heraus, als gedacht. So brauchten Wolfram und ich für 10 Kilometer bis zur Mall circa zwei Stunden. In der Mall konnten wir zwar ein paar schöne Dinge einkaufen, die Mall überzeugte an sich aber nicht so sehr, als dass es diesen Aufwand wert war.

Das Hiken zurück starteten wir folglich etwas zu spät und konnten nur mit Glück überhaupt noch nach Hause kommen. Da war zum einen die nette, junge Studentin aus Pretoria, die eigentlich nur innerhalb Pretorias nach Hause fahren wollte, sich aber stattdessen spontan entschied, uns einfach so 80 km weiter bis nach Rustenburg zu bringen. Die gute Frau hätte uns auch die gesamten 230 Kilometer bis nach Hause gefahren, doch wir fanden, dass das etwas zu viel des Guten gewesen wäre. Zum anderen war da noch die fünfköpfige Familie, die uns auf ihrem riesigen Pick-Up bis irgendwo hin in die Pampa fuhr und der wirklich eher unsympathische, nach Bier stinkende Farmer, mit dem wir trotzdessen großes Glück hatten, dass er uns aus der Pampa bis nach Swartruggens brachte. Den Rest des Weges fuhren wir mit einem Minitaxi (nun war es schon dunkel geworden, oh-oh) und einem netten Farmer aus der Gegend, der sogar noch ein Stück weiter fuhr, um uns direkt am Farmweg rauszulassen. Kaputt und erschöpft (ich hab immer noch Fuß und Popo!) kamen wir endlich an der Farm an und es dauerte auch nicht lange, bis wir in unsere Betten fielen.
Kelapile! Aber 460 Kilometer trampen in zwei Tagen ist mit Sicherheit eine akzeptable Leistung.

Da ich mich immer noch ein wenig vom Wochenende gezeichnet fühle, werde ich mich nun auch schnellstmöglich ins Bett bewegen. Wie gesagt, die Uhr tickt hier (obwohl keine Zeitverschiebung) irgendwie anders! Also bis dahin...

Sharp

Montag, 9. September 2013

Dance!

Guten Abend, liebe Welt! Es ist mal wieder viel passiert, hier unten in "The Middle of Nowhere". Von Schlangen und fressenden Katzen über Traditional- und Gumbootdance, bis hin zu "Hakuna Matata".

Bereits am Sonntag fing das nächste Abenteuer an: Projekt "Zeerust" (mal wieder). Schließlich braucht man immer irgendwie irgendwas. Und immer irgendwie irgendwas gibt es nun mal nur in Zeerust (ca. 60 km entfernt). Nach vorherig eingeholten Informationen zufolge, sollte am Sonntag morgen gegen halb elf ein Minibustaxi (fasst ca. 14 Personen) an der Hauptstraße Richtung Zeerust entlang fahren. Leider, wie hätte es hier in Südafrika anders sein können, blieb diese Begegnung mit dem Taxi aus, und wir fanden uns nach einer Stunde immer noch wartend an der Straße wieder. Da es später und später wurde und die Geschäfte in Zeerust Sonntags vermutlich nicht sonderlich lange geöffnet haben würden, entschieden wir uns zu trampen (per Anhalter fahren, allerdings ist das hier etwas Alltägliches, also keine Angst). Das erwies sich zu siebt aber als etwas schwierig und dementsprechend zeitaufwändig. Nachdem uns die ersten 30 km bis zur großen Landstraße ein netter Johannesburger im Kofferaum seines Toyota-Pickups mitgenommen hatte, wollte uns für die restlichen 30 km nach Zeerust irgendwie keiner so richtig dabei haben (sieben desorientiert wirkende Jugendliche würde ich, wäre ich ein Südafrikaner, aber ehrlich gesagt auch nicht mitnehmen). Die ersten wollten nach einer Stunde vergeblichen Wartens schon wieder aufgeben und nach Hause starten, doch wir blieben hartnäckig - zurecht. Kurz darauf nahm uns ein weiterer, sehr netter Pick-Up Fahrer bis nach Zeerust in die Stadt hinein mit. Nun konnten wir uns endlich mit einem verdienten und sehr leckeren Burger bei "Wimpy" und unseren sehr wichtigen Nahrungsmitteleinkäufen im Supermarkt belohnen. Nach kurzer Zeit mussten wir aber schon die Heimreise antreten, da wir unausweichlich nach Sonnenuntergang zu Hause sein müssen (Südafrika ist nicht umsonst eines der Länder mit höchster Kriminalitätsrate - man muss die Dinge ja nicht herausfordern). Das ganze lief dann relativ entspannt ab, da wir nach aufwendigem Suchen schließlich einen Fahrer fanden, der uns für umgerechnet drei Euro pro Person nach Hause fuhr.

Am Montag wurde es auch schon wieder spannend. Nach einem recht langweiligen Schultag in Koffiekraal, stießen Friederike und ich auf dem Heimweg auf die anderen Freiwilligen, die auf der Ladefläche von Arnos Pick-Up saßen (richtig und sehr gut erkannt: Pick-Ups sind hier das A und O!). Als diese uns erzählten, in dem Plastiksack neben ihnen liege eine gefährliche Schlange, die sie jetzt zum Marico-River bringen wollten, lachten wir sie erst einmal aus - so ein Märchen würde ich mir bestimmt nicht nach zwei Wochen auf die Nase binden lassen. Man muss dazu sagen, Wolfram hatte permanent so ein komisches Grinsen aufgesetzt, ich konnte das Ganze nur für einen schlechten Scherz halten. Es kam, wie es kommen musste: In der Tüte befand sich wahrhaftig eine nicht zu unterschätzende, giftspuckende Kobra, die unser Farmbruder Thapelo im naheliegenden Kanal gefunden und gefangen hatte. Arno ließ diese dann vom Sack in das Flusstal fallen und die Schlange verschwand innerhalb weniger Sekunden. Leider ist seit diesem Ereignis meine krampfhaft aufrechterhaltene Überzeugung, hier gäbe es keine Schlangen (nebenbei auch keine Spinnen oder sonstiges Geviehchs), stark erschüttert worden. Zumal Arno am Dienstag schon wieder mit einer kleinen Schlange im Marmeladenglas ankam und sie, zu meinem völligen Entsetzen, den Katzen zu Fressen gab...Naja, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt! (Nein, hier gibt es keine Schlangen. Nein, hier gibt es keine Schlangen. Nein, hier gibt es keine Schlangen,...)

Mittwoch folgte auf einen mäßig interessanten Arbeitstag der Schulsport, direkt im Anschluss an den Unterricht. Ich habe mit der Schulmannschaft zusammen Volleyball gespielt. Es hat wirklich Spaß gemacht, die Jungs sind nicht umsonst Bezirksmeister der Schulen geworden. Ich frage mich nur, wie das im Sommer gehandhabt wird, denn Turnhallen gibt es hier nicht und ich fand es schon jetzt im Frühling recht warm. Nächsten Mittwoch kann ich hoffentlich mit der Umsetzung meines Plans, ein Mädchenfußballtraining nach der Schule anzubieten, starten. Tore (vielleicht sogar mit Netz) und Bälle soll es angeblich geben, auch die Schule scheint mich in meinem Vorhaben zu unterstützen, nur ob das Interesse seitens der Schüler auch da sein wird, ist noch fraglich. Ich werde dann demnächst hoffentlich Positives berichten können.

Ansonsten fühle ich mich nach der Zeit und anfänglichen Schwierigkeiten auch in der Schule recht wohl, seit heute gibt es auch wieder fließendes Wasser. Mit meinem Kollegium kann ich mich wirklich gut unterhalten und so sehr viel über Ansichtsweisen und Kultur erfahren. Die ersten Mathestunden durfte ich auch schon geben, allerdings ist es immer noch schwer, sich an die Arbeitseinstellung hier zu gewöhnen. Zum Beispiel ist für mich auch noch keine richtige Struktur sichtbar geworden, was das Ganze nicht unbedingt einfacher macht. So gibt es zwar einen Stundenplan, an den hält sich aber irgendwie keiner. Manchmal ist die Schule auch einfach früher aus, wie zum Beispiel letzten Freitag ("Free Friday, you know"), oder die Lehrer unterrichten nicht und schauen stattdessen ein von mir gemachtes Video, dass ich am Wochenende gefilmt und grob bearbeitet habe (dazu später mehr). Auch von Unterrichtsvorbereitung kann ich bei den Lehrern nicht viel erkennen, so fragte mich die im Lehrerzimmer neben mir sitzende "Business Studies"-Lehrerin, ob ich die Aufgabe auf ihrem Arbeitsblatt verstehen würde und ob ich es ihr erklären könnte. Als ich dieses bejahte, forderte sie mich sogleich dazu auf, die Aufgabe ihren Schülern zu erklären...sie hatte irgendwie nicht so richtig Lust, so mein Gefühl. Durch die Schule habe ich aber unter anderem ein sehr interessantes Wochenende gehabt. Während der Schulzeiten hat eine Schülergruppe nämlich laut singend und tanzend für einen Wettbewerb am Samstag geübt, zu dem ein anderer Freiwilliger von der Farm und ich mitkommen konnten.

Das ganze fand in einem naheliegenden Township von Swartruggens statt. Morgens um halb 6 starteten wir unsere Reise, mit dem Vorhaben, bis sieben Uhr morgens nach Koffiekraal getrampt zu sein, von wo aus dann der Schülerbus einsammeln würde. Um kurz vor sieben und drei vorbeifahrende Lkws später, standen wir immer noch an der Kreuzung Richtung Koffiekraal und hatten keine Ahnung, wie wir es in fünf Minuten dorthin schaffen sollten. Aber was solls - Hakuna Matata halt. Um 7.05 Uhr, ein paar wenige Anrufe später, hielt nun endlich ein Pick-Up Fahrer (da ist er wieder) für uns an und brachte uns bis nach Koffiekraal. Wir trafen bei den anderen Schülern um viertel nach sieben ein und fünf Minuten später kam dann auch unser Bus (Bus = Minitaxi, dass 21 Personen befördern darf, aber schon bevor es bei uns hielt, mit mindestens 25 Leuten besetzt war). Aber egal und puh, alles noch mal gut gewesen. "Und am Ende geht die Sonne doch ganz normal Morgens auf und Abends unter", wie Arno nach diesem "hektischen Zeug" per WhatsApp schrieb. Keeeeeiner nimmt uns dieeeee...Philosophieeee...Hakuna Matataaaaaaaaa!!!
Gut, zurück zum eigentlichen Event. Gegen 8 Uhr, nach viel Gesinge und Getanze der Grundschüler (wir landeten letztendlich im Grundschulbus) und Lehrer im Bus, endlich angekommen in Borolelo, waren wir erst einmal überrascht von der unerwartet hohen Anzahl an Menschen in der Nähe des Vorführungshauses. Auch das Township war wirklich eins der sehr schönen Sorte, am Hang gelegen und so mit Aussicht über ganz Swartruggens. Schöne Gärten vor primitiven Häusern, ein Vierfachdeckertoast mit Pommes, Fischstäbchen, Spiegelei und Mangopampe, tanzende Jugendliche auf der Straße - einfach Südafrika!
Die Competition im Folgenden war zwar auf die Dauer sehr ermüdend, da sich alles zehnmal wiederholte, aber ansonsten einfach nur beeindruckend! Ich hoffe, dass euch der kleine Zusammenschnitt im Anhang ansatzweise so in Bann zieht, wie mich das ganze in Live. Vor allem die Gumboots-Performance sollte euch gefallen, Papa und Philipp! Mehr kann ich dazu auch gar nicht schreiben, außer, dass wir nach einem 15-Stunden-Tag einfach nur erschöpft ins Bett fielen. Überzeugt euch einfach im Folgenden selbst. Auch ein paar neue Bilder habe ich hochgeladen, vor allem das Mondbild von Freddie ist wirklich schön. Hier ist im Besonderen anzumerken, dass sich die Venus neben dem Mond befindet, was nur circa alle zwei Jahre vorkommt (Zitat von irgendwem...).


Sharp, sharp!




P.S.: Heute war es echt wirklich heiß! Ich glaube der Sommer kommt so langsam...Mir wurde aber von den Locals gesagt, dass es nicht so schlimm sei. Also nicht so heiß, als dass man mit Sonnenschirm durch die Gegend laufen müsste. Puh!!! Nochmal Glück gehabt.

P.P.S.: Und nein, die Affen hab ich bisher leider noch nicht wieder getroffen...aber ich hab ja noch 11 Monate Zeit. In den Septemberferien geht es auch erst einmal ab in den Kruger-Nationalpark, da sind Affenfotos hoffentlich Pipifax gegen!