Südafrika - 12 Monate in der Regenbogennation: April 2014

Montag, 7. April 2014

In de being in de vacation, ehhh! (TEIL 5)

Hey, hey, da bin ich wieder. Wir starten mit einem minikleinen Farmupdate, nachdem ich die letzte Woche (Schulferien) mit zwei Freundinnen in Kapstadt verweilte und mir erneut die schönen Seiten der Mother City vors Auge führen durfte. Das Klima dort unten hatte sich schon wirklich stark geändert, seit ich das letzte Mal da war. Nix mehr mit Pool, Strand und kurzer Hose auf dem Tafelberg rumklettern! Aber von Kapstadt und der Kapregion kann man wirklich nie genug sehen, sodass ich den Kurztrip, der natürlich nochmal etwas Abwechslung in den Farmalltag gebracht hat, sehr genießen konnte.

Erneut am Kap
Am Mittwoch davor lief die Handball AG wie immer, aber auch andere Sportarten wurden rege betrieben. So spielten mehrere kleine Mannschaften hinter der Schule ein kleines Fußballturnier und ein paar der Mädchen beschäftigten sich mit Netball auf einem erstaunlich guten, mit Linien versehenem Betonplatz. So langsam muss ich Arno auch mal etwas hartnäckiger überreden, das Tor in die Schule zu schaffen, was schon seit Anfang Januar fertig auf unserem Yard steht. Doch durch die Fahrradfabrik und das Beads-Projekt und so weiter ist er so beschäftigt, dass er eigentlich nie Zeit hat, ein riesiges Tor mit seinem Bakkie (Pick-Up) nach Koffiekraal zu fahren... 
Den folgenden Freitag war, wie schon erwähnt, Feiertag, sodass wir uns Donnerstag einen netten Abend gestalteten. Allerdings war es dieses Mal komischer als sonst, weil wir aufgrund der vielen Urlauber und Abgänge der Besucher nur noch zu fünft auf der Farm weilten. So ruhig auf einmal und morgens muss man auch nicht die vielen Menschen halb verschlafen kurz nach dem Aufstehen ertragen.
Lätzchen
Diese Zeit war aber nicht von langer Dauer, denn schon am Freitag Mittag starteten wir Projekt Holi-in-Johannesburg-und-übernachten-in-Pretoria, in das ich schon wieder einiges an Geld investierte. Mit einem Besucher von Annaphie (Thuto Motheo) fuhren wir zusammen nach Joburg, von wo aus wir mit dem extra für die WM gebauten Schnellzug namens "Gautrain" bis nach Pretoria zur WG unserer Freunde fuhren, wo wir dann übernachteten. Am nächsten Morgen ging es relativ früh zu einem Mall-Komplex in einem etwas schickeren Viertel in Johannesburg - mal wieder fühlte man sich eher wie in Südeuropa, anstatt inmitten Südafrikas. In einem italienischen Restaurant (in dem die Karte teilweise tatsächlich italienisch war) genossen wir Lasagne, Pizza oder Pasta inklusive eines von den Kellnern ohne zugelassene Wiederworte angelegtem Lätzchen - Bellissimo!
3...2...1...HOLI
Danach ging es mit dem Taxi weiter zum Botanischen Garten in Joburg, wo das Holi-Festival stattfinden sollte. Auf einmal war (wie verwunderlich) alles grün und ziemlich blütend, auch das eher kleine Festival-Gelände war nett zur Bühne hin an einem Hang gelegen. Am Eingang bekamen wir, alle in weiß gekleidet (so wie ungefähr jeder auf dem Festival) eine Tüte mit fünf Farbpulverpaketen, die man nach Wunsch oder vor allem bei den herbeigesehnten "Countdowns" jede Stunde in die Luft oder auf die Mitmenschen werfen konnte. Sowohl in der Menge (bis auf das erschwerte Atmen in den ersten Sekunden nach dem Kollektivausraster), als auch aus der Entfernung ist das gemeinsame Hochwerfen der verschiedenen Farben echt schön! Ich denke aber, dass die meisten von euch schon selbst auf einem Holi-Festival waren, da diese Festivalreihe momentan ja sehr angesagt ist.
So, same procedure - weiter geht's mit dem Urlaubsbericht.

Kapstadt
Appartment St. James
Da waren wir - zurück in Kapstadt. Die Wohnung, die wir für die nächste Woche bewohnen sollten, war einfach nur prächtig. Am Hang von St. James gelegen (direkt neben Muizenberg auf der Innenseite des oberen Kaps, zum False Bay hin), eingebunden in einen Appartmentkomplex inklusive Pool und Garage, mit Blick von Wohnzimmer und Balkon aus direkt auf's Meer. Außerdem viel Platz zum gemeinsamen Frühstücken und im Wohnzimmer rumhängen, was Philipp und ich natürlich nicht zimperlich ausnutzten.

Kapstadt bei Nacht
Nun sollte also das typische Touristenprogramm für Kapstadt und die Kapregion folgen - zu allererst versuchten wir, den Tafelberg mit der Seilbahn zu "erklimmen", da man nie weiß, wann die Gondel benutzbar ist (durch das wechselhafte und windgeprägte Klima wird die Gondel öfters wegen des zu hohen Risikos geschlossen). Allerdings entschieden wir uns schon am Fuße des Berges, an der Talstation der Gondel wieder um, denn die Schlange für die Tickets ging bis auf die andere Straßenseite, voraussichtliche Wartezeit 1,5 Stunden...nix für uns also. Stattdessen steuerten wir ein Internetcafé auf der Longstreet an, in welchem wir uns online Tickets für den "Table Mountain Cableway" kauften und ausdruckten. Falls an einem der nächsten Tage erneut eine solche Schlange vorzufinden sein würde, wäre das für uns also nicht mehr von Bedeutung, da wir unsere Tickets nun ja schon hatten. Das Alternativprogramm war nun ein kleiner Bummel in der Stadt, durch den Company's Garden im Zentrum und den Green Market Square direkt an der kleinen Fußgängerzone, die parallel zur Longstreet verläuft. Hier gab es natürlich (an alle Italienmarktler aufgepasst!) allerhand Kram zu kaufen, über T-Shirts und Trikots, Besteck, Deko, Gemälde und andere Klamotten bis hin zu Trommeln und riesigen Holzfiguren. Die meisten Sachen werden von Menschen in den Townships rund um Kapstadt hergestellt, sodass der Preis für die ganzen schönen Dinge (vor allem, nachdem man sein Können beim Feilschen unter Beweis gestellt hatte) nicht sonderlich hoch war (der gute Wechselkurs tat seinen Rest).

Brudi und ich - Tafelberg
Am nächsten Tag ging es also endlich auf den Tafelberg, der sich in schönem, sonnigen Wetter mitsamt fast keiner Wartezeit, einem Kaffee im Bergrestaurant und vielen Rock-Dassies von seiner besten Seite zeigte. Auch ein zweites Mal auf diesem besonderen Berg, der sich direkt am Wasser hinter Kapstadt auf einmal 1000 Meter in die Höhe schießt, langweilte mich keineswegs. Meine Familie hatte zum Glück keine Lust, den Tafelberg ab- oder aufzusteigen, ich denke noch einmal hätten meine beim letzten Abstieg neu entdeckten Muskeln das wahrscheinlich auch nicht einfach so mit sich machen lassen.

Zwischen den ganzen Sehenswürdigkeiten, die man gesehen haben muss, nahmen wir uns zwischendurch immer mal wieder Tage, an denen wir nur am Strand oder in der Stadt waren, lange schliefen oder in unserem supernetten Appartment verweilten. Vor allen Dingen die ins Meer eingebauten Betonpools, die sich ein Stück an der Westküste am False Bay entlangziehen und außerdem neben einem Strand und Duschen liegen, fanden wir ziemlich cool. Die Wellen peitschen regelmäßig gegen die äußeren Wände und bringen zugleich neues, gar nicht mal so warmes Wasser in den Pool. Wenn man sich auf die Kanten stellt sieht es mehr oder weniger so aus als stünde man Jesus-like mitten im Meer und könnte tatsächlich darüber gehen.
Philipp aka Jesus Christus himself

An manchen Abenden gingen wir essen, anstatt selbst etwas zu kochen, so waren wir in einem Fischrestaurant an der Waterfront, in einem netten Restaurant direkt am Meer an der Kalk Bay oder auch einfach nur in der Fast-Food Ecke, in der sich jeder das kaufen konnte, worauf er gerade Lust hatte.
Kap 2.0
Natürlich waren wir auch im Nationalpark am Kap, das heißt wir haben das Kap der Guten Hoffnung in dessen zugehörigen Naturschutzgebiet besucht und dort eine nette Bekanntschaft mit einer Gruppe Baboons gemacht. Gerade wollten Mama und ich ein Bild von den kleinen Affen machen, da hörte ich von hinten ein komisches Geräusch - ein erwachsener Baboon hat einfach die Beifahrerseite aufgemacht, auf der ich vor ein paar Sekunden noch gesessen hatte und mein Vater versuchte, mehr schlecht als recht, von der Fahrerseite aus die Tür wieder zu zu machen und den Affen zu verscheuchen. Dies klappte nicht so gut und als ich zurück am Auto war, hatte der Schelm meine Musik-CDs schon fest in der Hand. Mit verblüffend menschlichen Zügen öffnete er den Drehverschluss der Packung und begutachtete meine bemalten und beschrifteten Rohlinge...als ich vorsichtig versuchte, ihm meine Sachen wieder abzunehmen, fletschte er böse die Zähne und sprang an meiner Mutter und mir hoch, der Herr war doch sichtlich aggressiv. Zum Glück kam uns ein einheimischer Fremdenführer zur Hilfe, der mit einem Schlüsselband so tat als würde er auf die Affen schießen und sie somit erfolgreich vertreiben konnte. Was eine Aktion!

Affe mit meinen CDs
An den weiteren Tagen waren wir außerdem in einem botanischen Garten am Rande von Kapstadt, gelegen am Fuße des Tafelbergs, genannt Kirstenbosch. Hier konnte man eine nette Runde spazieren gehen und heimische so wie auch einige ausländische, eingeführte Pflanzen betrachten und außerdem an dem höchsten Punkt des Gartens die Aussicht über Kapstadt genießen. Auch hier wurde der generelle Ausblick während des Besuchs durch die ständige Anwesenheit der Berge inklusive des Tafelbergs im Hintergrund aufgewertet.

Kirstenbosch
Während unserer Zeit in Kapstadt fand außerdem der berühmte Kapstädter Koon-Karneval in der Innenstadt, im City Bowl, statt. Viele große Straßen waren abgesperrt und am Rande mit Wellenbrechern begrenzt, damit in der Mitte die Musikgruppen ungehindert entlangmarschieren konnten. Die Musiker hatten alle verschiedene, bunte Kleiderordnungen in ihrer jeweiligen Gruppe und spielten zudem auch viele verschiedene Rhytmen und Lieder. So ein bisschen wie unser Karneval halt, nur mit Hitze und Sonne und natürlich ohne Kamelle, Alaaf und verkleidete Zuschauer.

Koon Karneval
Kap der Guten Hoffnung
Zu guter Letzt möchte ich euch noch von Silvester erzählen. An der Waterfront wurde ein umfangreiches, kostenloses Abendprogramm mit doppeltem Feuerwerk angeboten, zu dem wir natürlich gerne hin wollten. Leider waren die Autobahnen in die Stadt hinein so verstopft, dass wir es nicht zu vernünftiger Zeit zur Bühne, die direkt über Wasser seitlich zum Publikum errichtet worden war, schafften. Wir bekamen noch die letzte Band namens "Prime Circle", eine sehr bekannte, südafrikanische Rock/Pop-Band mit, deren Lieder mir soweit auch sehr gut gefielen, bis auch schon der modern animierte Countdown folgte. Die gesamte Menschenmasse zählte mit ins neue Jahr 2014, was witzigerweise bei uns unten bekanntlich schon eine Stunde früher angefangen wurde, als oben im guten, alten Deutschland. Um Punkt 12 wurde also gejubelt und gefeiert, doch sehr bald und nach einem ungewohnt kurzen Feuerwerk war die Party auch schon wieder vorbei und die Besucher bummelten nach Hause oder zu anderen Locations. Die Silvesterfeier war also soweit ganz cool, allerdings muss ich sagen, dass Feuerwerke und Feiern in anderen großen Städten mit Sicherheit größer gefeiert und geplant werden und auch letztes Jahr in Berlin wurde mir sehr viel mehr geboten. Aber die "Capetonier" und Afrikaner generell sind ja eher Frühaufsteher und gehen entsprechend früher ins Bett, fangen früher an zu feiern,...etc.

Signal Hill
An Neujahr wollten wir eigentlich einen gemütlichen Abstecher ans Wasser an den Strand von Muizenberg (berühmte bunte Badehäuschen) machen, allerdings verwarfen wir dies, als wir dort ankamen...der Strand war überfüllt von Menschen, das ganze Meer war voll mit kleinen, schwarzen Köpfen und an ein Foto mit den Badehäuschen am Ende des Strands war kaum zu denken. Diese Menschenmassen am ersten Tag des Jahres waren anscheinend so besonders, dass es ein Luftbild des Strands am nächsten Tag auf sämtliche Titelseiten von Zeitungen schaffte.

Sonnenuntergang Signal Hill
So langsam war es das dann auch mit unserem Weihnachtsurlaub in der Sonne und es kam die Zeit, Abschied zu nehmen und der Familie diverse Sachen mitzugeben, die sie aufgrund von großer Angst vor Übergewicht beim Rückflug doch schon mal mit nach Deutschland nehmen sollten. Papa fuhr mich anschließend in die Stadt, wo Wolfram und Marwin, zwei andere Freiwillige von der Farm und aus Zeerust, auf mich warteten. Wir holten anschließend noch Annaphie aus einem anderen Backpacker ab, bis wir unsere gemeinsame Reise in einem leicht überfüllten VW Polo 1300 Kilometer in Richtung zu Hause starteten. Nach drei Tagen und zwei Übernachtungen kamen wir dann endlich in Johannesburg an, von wo aus Annaphie und ich den Intercape bis nach Groot Marico und nach Hause nahmen. Vollbepackt mit meinen mehr als 25 Kilogramm wiegenden Gepäck wurde ich nach einem langen, anstrengenden Farmweg herzlichst von meinen Mitfarmern zu Hause willkommen.

Zwölf Apostel beleuchtet
Ich hatte wirklich einen supertollen Urlaub in dem ich in meinen sechseinhalb Wochen sehr viel erlebt und gesehen habe. Ich kann jedem nur empfehlen, falls noch nicht geschehen, irgendwann mal einen Abstecher in den süden Afrikas zu wagen und die Landschaften und Mentalitäten zu genießen. Auch das Backpackerleben war entspannt, spontan und unkompliziert, sodass ich auf diese Möglichkeit des Reisens jederzeit gerne wieder zurückgreifen werde.

Bis zum nächsten Blogeintrag und habt Freude am deutschen Frühling...so langsam wird es hier nämlich echt kalt, die Dinge verschieben sich...bei euch ist jetzt langsam T-Shirt-Wetter, während ich so langsam meine drei Lagen Decken und dicke Pullis rauskramen muss!