Südafrika - 12 Monate in der Regenbogennation: Februar 2014

Mittwoch, 26. Februar 2014

In de being in de vacation, ehhh! (TEIL 3)

T-Shirtvergabe
Hallo zusammen! Kurzes Farmupdate: Momentan sind wir auf der Farm selbst sehr beschäftigt, denn es läuft gerade eine Fahrradfabrik von Qhubeka an, in der aber zuerst einmal wir Freiwilligen arbeiten müssen. Das heißt, dass ich den Großteil der letzten Woche und auch das Wochenende damit verbracht habe, Rädern von Fahrrädern zusammen zu schrauben, zu balancieren, mit dem Schlauch zu versehen und, und, und. Außerdem kam eine Großbestellung für eine neue Serie "Beads"-Armbänder rein - 4000 Armbänder in vier Tagen, nach Größe sortiert und verpackt. Aber nicht, dass in Südafrika jemals Hektik aufkommen würde...
Mannschaftsfoto
Am vergangenen Wochenende ist, sozusagen zu unserem halbjährigen Jubiläum  (letzte Woche war es genau sechs Monate her!), die zweite offizielle Farmparty gestiegen, bei der um die die 50 Leute aus allen möglichen Richtungen gekommen sind. Am Freitag waren wir außerdem das erste Mal in der Tavern von Skuinsdrift, wo die Locals zum feiern hingehen. Unser Auto Simon wird heute auch wieder von der Intensivstation in der Werkstatt in Groot Marico entlassen, sodass wir endlich wieder (mehr oder weniger) selbst fahren können. Der absolute Höhepunkt darf natürlich auch nicht fehlen: Letzten Mittwoch konnte ich endlich die T-Shirts, die ich dank meiner lieben Ex-Trainer Conny und Armin Adolphs und natürlich mit Hilfe meiner Eltern nach Südafrika bringen konnte, an das Team der AG verteilen. Die Mädels haben sich total gefreut, schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass eine Freiwillige ihnen so tolle, neue Shirts als Trikots für die Handball AG vorbei bringt. Danke also noch einmal an die Beteiligten, das war wirklich eine gute Sache!!!

Und weiter geht er, der Urlaubsbericht Teil drei.

Mossel Bay
Mossel Bay bei Nacht
Mossel Bay fiel uns wegen der netten Lage auf einer Erhebung entlang der Küste auf - wegen mehr aber eigentlich auch nicht. Soweit wir das beurteilen konnten, handelte es sich bei Mossel Bay um eine stinknormale Küstenstadt, die aber vor allem wegen der möglichen Aktivitäten, die hier buchbar waren, bekannt ist. Aber, wie wir bisher schon feststellen konnten, ist der Ort immer nur so gut wie der Backpacker...und unserer war halt dieses Mal nicht so berauschend. Die Idee, die Leute an einer alten Bahnschiene entlang der Küste in alten Wagons schlafen zu lassen, ist durchaus gut - wurde allerdings nicht so toll umgesetzt. Abends war nichts los, generell waren wir wohl das falsche Volk für diese Unterkunft...nur ein Dorm war besetzt, wo zu guter Letzt auch noch andere Deutsche nächtigten. Voooooooll öde also. Dafür konnten wir uns aber endlich ein wenig den Schlaf zurück holen, den wir bisher hier und da mal verloren hatten.

Noch gegen Nachmittag, kurz nach unserer Ankunft, kümmerten wir uns um die Adventures, die wir vorhatten. Leider sagte man uns, dass momentan keine Paragliding-Saison sei, weshalb ein Flug nicht möglich wäre...Schade, schade. Aber erstmal wurde das Elefantenreiten von Freya und mir und der Fallschirmsprung von Freddie gebucht - dann wollten wir weitersehen.
Elefantenreiten
Am nächsten Morgen ging es, mehr schlecht als recht, zum Elefantenreiten in einem nahegelegenem Nature Reserve, wo uns Freddie absetzte, bevor er weiter zum Flugplatz in der Nähe fuhr. Gerade noch rechtzeitig kamen wir zu unserem 30-minütigen, 35€- teuren Rundritt am Reserve an, wo wir sofort und ohne große Umschwünge auf die Elefanten gesetzt wurden. Zu unserem Glück (Freya und ich sind WIRKLICH soooooooo große Pferde-Fans) wurde uns auch noch ein Reiterhelm aufgesetzt - als ob das was gebracht hätte, wenn ich tatsächlich vornüber von diesem vier Meter hohen, 60 Jahre alten Bullen gefallen wäre...
Das Reiten an sich war sehr nett, vor allem die Landschaft in dem Reserve hat mir gefallen. Auch die Guides, die wirklich sehr bemüht waren, uns etwas über Elefanten zu erzählen, waren sehr freundlich und aufgeschlossen. Dass die Elefanten nämlich "strictly scheduled" sind und entsprechend der Ritt nur dreißig Minuten dauerte und auch keine Minute länger gehen durfte, kommt nämlich daher, dass sie "angry" werden wenn sie aufhören müssen zu essen. Elefanten essen nämlich im Schnitt 16 Stunden am Tag und unterbrechen dies nur, um sich zu baden oder kurzzeitig auszuruhen. Okaaaay, na dann kann ich das ja verstehen, wir wollen ja nicht, dass die lieben Dickhäuter aufgrund von Unterernährung "angry" werden!
3...2...1...
Nach dem Ritt mussten wir noch drei Stunden auf Freddie warten, bevor wir in ein nettes Restaurant am Strand gingen, um unseren Hunger zu stillen. Anschließend besuchten wir das andere Adventure-Center im genau so anderen Backpacker (sehr viel schöner), um uns dort um unsere nächste Aktivität zu kümmern...Freya und ich blätterten ein wenig in dem Buch und fanden es immer noch sehr traurig, dass uns das Paragliden am Strand von Südafrika verwehrt bleiben sollte. Schließlich blieb nur noch eine Option: "Bungeejump?" - "Ja, okay, machen wir das." - "Okay, ist gebongt. Please book us two jumps for tomorrow!".
...BUNGEEE!!!
Diese vorschnelle Entscheidung, die mehr oder weniger aufgrund fehlender Alternativen getroffen wurde, sollten Freya und ich am nächsten Tag nach einer zweistündigen Fahrt zurück zur Bloukrains Bridge am Storms River (nahe Tsitsikamma) vielleicht bereuen. Zumindest rutschte uns das Herz wirklich in die Hose, als wir uns vor dem Sprung dummerweise noch einmal zum Aussichtspunkt begaben...Nach einigen Einweisungen und dem Gang zur Absprungplattform, die direkt unter der gewaltigen Autobahnbrücke liegt, war es dann für uns so weit. Vor allem, als ich auf einmal Freya auf der Anzeige an dem Seil hängen sah, wie sie da so hin und herschlackerte, wurde mir etwas schlecht. Schließlich ist es nochmal was ganz anderes, wenn du irgendjemanden in irgendeinem Video dort hinunterspringen siehst, oder wenn du diese Person kennst und sie vor gut einer Minute in Fleisch und Blut, mit den Klamotten die dort auf der Anzeige zu sehen waren, neben dir stand! Zum Glück lief auf der Absprungplattform die gesamte Zeit ein guter Musikmix, es sprangen in dieser Runde insgesamt 30 Leute und die Angestellten waren auch super nett und locker drauf. Mein eigener Sprung war anschließend der absolute WAHNSINN. Ich kann das auch gar nicht so genau beschreiben und brauchte sehr lange, um mir der ganzen Aktion klar zu werden, aber Fakt ist, es war wirklich einfach nur WAHNSINN. Wenn Ihr wollt, guckt euch das Video an, was ich anschließend im Shop erworben hatte und später hier hochladen werde.

Hermanus
Küste
Next Stop: Die für die optimalen Bedingungen zum Walbeobachten bekannte Küstenstadt Hermanus. Hermanus liegt bereits sehr nahe an Kapstadt, uns war also auch bewusst, dass dieses einer unserer letzten Aufenthalstorte unseres Urlaubs sein sollte. Leider hatten wir hier nicht so gutes Wetter, schon als wir ankamen war es ungemütlich und bewölkt. Dafür hatten wir ein sehr nettes Familienzimmer (etwas anderes war leider nicht mehr frei), welches in einem separaten Haus eine Querstraße entfernt vom Haupthaus des Backpackers lag. Den Abend verbrachten wir genau dort und fanden (so wie so oft) eine Gruppe Deutschsprachiger vor, die auch gerade in Südafrika Backpackerurlaub machten. Generell war es wirklich sehr erstaunlich, wie viele Deutsche sich in diesem Land tummelten...da Südafrika eigentlich gar nicht so präsent ist für den Deutschen (dachte ich jedenfalls - "Wo hin gehst du nach Afrika?" - "Nach Südafrika" - "Ja, und in welches Land in süd Afrika?" - ?!?!), hatte man mehr "anderes Volk" erwartet und irgendwie ist es schon blöd, in einem abenteuerlichen Urlaub am anderen Ende der Welt so viele Deutsche zu treffen.
Düsteres Flair
Anyway...jedenfalls erzählten uns unsere neuen Freunde auch, dass es wohl keine Wale mehr zu sehen gebe, was zwar jetzt  nicht unserem Traum, aber schon irgendwie den realistischen Erwartungen entsprach - schließlich wird die Walsaison in jeglichen Reiseführern von Mai bis November beschrieben, da versprach man sich von Mitte Dezember nicht so viel. Trotzdem hatten wir ein wenig Hoffnung, die als bald zerstört wurde. Trotzdem hatten wir einen schönen folgenden Tag in Hermanus, da die Küste eine sehr besondere Vegetation und Felsformation aufweist.
Selbst bei schlechtem Wetter hat dieses kleine Örtchen eine wirklich überragende Ausstrahlung, ich will gar nicht ahnen, wie schön es dort inklusive Wale und schönem Wetter sein könnte. Trotzdem stand gegen Mittag unser nächstes Ziel an - es sollte weiter gehen in die für Wein und gutes Essen bekannte Studentenstadt Stellenbosch, was nördlich von Hermanus und östlich von Kapstadt liegt.

Stellenbosch
Weinprobe
Schon vorher buchten wir für Stellenbosch (wie sollte es auch anders sein) eine Weintour, die sich in Kombination mit dem Backpacker buchen ließ. Dies bedeutete natürlich gleichzeitig, dass wir zwei Übernachtungen bleiben mussten, schließlich sollte keiner mehr nach einer fünfstündigen Weinprobe mit Agathe Unpower durch die Gegend cruisen. Der Backpacker an sich, entspannt und relativ zentral, war eigentlich DER Inbegriff von Backpacker. Teils abgeranzt, ziemlich zugedrönter Besitzer der aus dem nahen Osten zu stammen schien, nur fünf Parkplätze, Billardtisch, überall hängen Leute auf Sofas ab, neben dem Frühstückstisch im sehr netten und sonnigen Garten steht ein Haschpflänzchen (leider haben wir vor lachen vergessen ein Foto zu machen...). Aber vor allem von der Stadt waren wir geflasht - hier könnte man wirklich gut und gerne vergessen, dass man sich in Südafrika befindet, einem Land, das zum Teil noch zur dritten Welt gezählt wird und übrigens NICHT in Europa liegt! Stellenbosch kam uns eher vor wie eine nette südeuropäische Metropole, was höchstwahrscheinlich durch den recht hohen französischen Einfluss zur Kolonialzeit in Südafrika zu begründen ist.
Boschendal Weingut
Die Weintour, die am Morgen gegen neun Uhr los ging, war wirklich sehr nett. Zwar war alles etwas gehetzt und nur hier und da angeknackst, aber trotzdem haben wir viel über die Herstellung von Weinen, deren Geschichte, Unterschiede und vieles mehr gelernt. Ich konnte für mich nur ums Neue unterstreichen, dass ich wirklich keinen Rotwein mag. Allerdings sind wir in einer langen Diskussion einstimmig zu der Schlussfolgerung gekommen, dass das wohl am Alter liegen würde und wir in 15 Jahren bestimmt alle innige Rotweinliebhaber sein werden (höhö). Auch ein nettes Mittagessen in der französisch geprägten Gourmet-Ecke Franschhoek war in unserer Tour mit inbegriffen (wenn auch wieder sehr gehetzt). Die drei Pärchen, die aus verschiedensten Ländern kamen und mit uns die Tour fuhren, waren auch sehr interessant und wir entschlossen uns nachher gemeinsam dazu, noch einen Abstecher in die Innenstadt zu machen, weil dort ein Straßenfest mit (oh-ho) Weinverkostung sein sollte.
Weinberge
Tatsächlich, für R30 musste man sich am Anfang ein Weinglas kaufen, mit dem man an jedem x-beliebigen Stand jeden x-beliebigen Wein verkosten konnte. Außerdem war die kleine Straße gesperrt, sodass Platz war für eine aufgeweckte Sing- und Tanzgruppe aus Soweto, die dem (im Vergleich zu unseren schwarzen Locals um die Ecke) etwas steifen Publikum einheizte. Da kommt vor allem die Frage: Wieso kann eigentliche JEDE schwarze Frau und JEDER schwarzer Mann so gut singen?! Gibt's denn sowas...? Wie auch immer, nachdem wir genug hatten von dem Straßenfest und es langsam auch etwas frisch wurde (man näherte sich ja immer mehr der windigen, am eisigen Atlantik liegenden Westküste), aßen wir noch was bei einem Thai-Imbiss und ließen den Abend so ausklingen.

Kapstadt
Am nächsten Tag war es dann endlich so weit: Es sollte weiter gehen in eine der schönsten Städte der Welt, der Ort der Vielfalt überhaupt, in eine Ikone der Großstädte - nach Kapstadt, oder Mother City, wie sie die Südafrikaner liebevoll nennen. Schon die Fahrt in die Region war ein Highlight für sich, zuerst durch die letzten Weinberge Stellenboschs, dann über die letzten Küstengebirge vorm Meer.
Tafelberg
Den Ausblick, dem einen über den Pass mit Blick auf Somerset West bei schon etwas niedrigstehender Sonne zuteil wird, ist einfach nur verblüffend. Wie kann etwas so irreal, so toll aussehen? Der Wind nahm auch immer weiter zu, bis wir endlich in DIE Stadt hineinfuhren, was sofortig mit einem riesigen Verkehrstumult unterstrichen wurde - Holla die Waldfee wurde ich auf einmal gestresst in diesem vier- bis sechsspurigem Wahnsinnsverkehr. Auch Steffi mochte nicht mehr so richtig navigieren, sodass wir uns erst ein paar mal verfahren hatten (macht im Berufsverkehr im unbekannten Kapstadt besonders Spaß), bevor wir endlich unser Hotel in wirklich netter Lage in Sea Point (Stadtteil) auffinden konnten. Wir hatten zu dritt ein nettes "Studio", wie es gennant wurde, für unsere letzten vier Tage zusammen, bis Freya und Freddie mich Richtung zu Hause verlassen sollten.

Abstieg Tafelberg
Da wir wussten, dass die Wetterverhältnisse es nicht unbedingt erlauben, den Tafelberg zu besichtigen, war der Plan, immer als erstes zu versuchen, diesen Punkt abzuhaken, damit wir es nicht am Ende gar nicht geschafft hätten (die mächtige Stahlbahn hat nur zwei Pfähle, so dass die riesige Gondel bei starkem Wind, der in Kapstadt sehr häufig vorhanden ist, gefährdet ist und sie geschlossen wird). Doch nachdem wir uns bei  einem sehr nebligen Frühstück auf dem Balkon mit Ausblick auf den kleinen Berg namens "Lion's Head"  schon gegen den Tafelberg entschieden hatten, lockerte es langsam auf und wir schafften es letztendlich doch noch auf diesen wohl ältesten Berg der Erdgeschichte. Hoch fuhren wir mit der Gondel, genossen den unglaublichen und atemberaubenden Ausblick auf ganz Kapstadt mit der Bergformation der "Zwölf Apostel" im Rücken, entschieden uns aber auf einen Abstieg zu Fuß. Unsere Knie und Muskeln in den Beinen sollten es bereuen, schließlich werden bei diesem Abstieg mit monströsen Steinwegen Muskelgruppen beansprucht von denen man gar nicht wusste, dass sie existieren. Ich denke runter ist eventuell anstrengender und gar nicht unbedingt schöner, schließlich guckt man sowieso die meiste Zeit auf seine Füße und kann nur selten den Blick zum schönen Tal wenden.

Vernebeltes Camp's Bay
Am nächsten Tag ließen wir uns vom schönen Strand am Sea Point entspannen, machten ein paar Einkäufe in unserem neuen Lieblings-Gourmet-Spar (etliche Warm- und Kalttheken, Lindt-Theke, normale Fanta, Kinderriegel, frisch belegte Thunfisch-Sandwiches und, und, und...der neue Himmel auf Erden für die verkafften Freiwilligen aus Skuinsdrift) und starteten anschließend über Clifton, Camp's Bay (bestimmt schon mal beim Bachelor gesehen) und die bekannte Panorama-Küstenroute "Chapman's Peak" (bestimmt ebenfalls beim Bachelor gesehen) über Simon's Town nach Boulders Beach, was aufgrund der dort lebenden Brillenpinguinkolonie an Popularität genießt.
Boulders Pinguine
Diese wollten wir uns natürlich auch ansehen - solange beim losfahren kein Pinguin unterm Auto liegt, auf welche Möglichkeit ein paar Schilder hinwiesen, war auch alles gut. Die Pinguine sind supersüß und man könnte sie stundenlang mit diesem schönen Panorama beobachten wie sie sich ihre Löcher graben oder ins Wasser watscheln, bevor sie elegand durch dieses gleiten um für Futter zu sorgen. Eigentlich wollten wir anschließend auch noch zum Kap, was wir aufgrund unserer Fehlplanung (dieses Mal war nicht Steffi Schuld) heute nicht mehr schafften. Stattdessen fuhren wir auf dem Rückweg eine alternative Route über die andere Kapseite, sodass wir einen kurzen Abstecher in den Surferort Muizenberg und seine berühmten bunten Badehäuschen machen konnten (leider bei sich zuziehender Wolkendecke gar nicht so schön, wie etliche Bilder vorwegnahmen).

Chapman's Peak
Tag drei verbrachten wir nach einem schönen und entspannten Balkonfrühstück in der Innenstadt rund um Company's Garden und dem City Bowl. Zuerst ließen wir uns von dem netten Park innerhalb Kapstadts verzaubern, denn hier fühlt man sich erinnert an den Hyde Park in London, nur etwas dichter bewachsen und irgendwie nicht so trist, sondern so, wie es ganz Kapstadt auszustrahlen vermag - vielfältig, bunt, symphonisch und lebensfroh. Auch die unglaubliche Lage der Stadt kam bei unserem Kapstadt Spaziergang deutlich zum Vorschein. Denn egal, wo man hinsieht, Kapstadt bietet immer eine schöne Kulisse. Entweder es sind die Berge, die man fast immer im Hintergrund sehen kann, die kurzen Straßen, die immer auf etwas schönes zeigen, das Wasser, die Architektur...selbst in den nicht so schönen Vierteln wie Woodstock wird immer wieder das Gleiche unterstrichen: Kapstadt ist unendlich cool und hat irgendwie einen gewissen, unfassbaren Flair.

Boo-Kap
Wir gingen außerdem weiter westlich zum Fuße der beiden "Hügelchen" Lion's Head und Signal Hill (die die beiden Stadtteile Sea Point, Green Point, Clifton und Camp's Bay etwas von der Innenstadt abschotten) wo sich das Boo-Kap befindet, was bekannt ist durch die bunten Reihenhäuschen, die im Zuge einer Kampagne der Stadt in dieser Farbvielfalt gestrichen wurden. Auf dem Rückweg mit dem MyCiti-Bus stiegen wir außerdem, vorbei am Stadion, an der Victoria & Alfred Waterfront aus. Die Waterfront ist ein riesiger Komplex am Hafen Kapstadts, bestehend aus riesigen Schlemmerhallen, einer großen Bühne direkt am Meer, vielen Parkhäusern, netten Restaurants und Läden und außerdem aus einem der größten Kaufhäuser Afrikas - da drin kann man wirklich alles finden.

Kap der guten Hoffnung
Am vierten und letzten Tag ging es dann auch endlich mit unserer lieben, kleinen Agathe zum Kap der guten Hoffnung und zum Cape Point. Nach circa 45 Minuten waren wir am Kap-Nationalpark angekommen und konnten die schöne, unberührte Landschaft genießen. Die Strände, die zwischendurch an der Küste zu sehen waren, waren so weiß und so natürlich und auch das ein oder andere Tier wie ein Strauß oder Affe ergänzten den schönen Anblick perfekt. Am Kap der guten Hoffnung, das leider etwas überfüllt war mit gerade aus einem Reisebus platzenden Japanern, Chinesen, oder was auch immer, konnte man mittels eines kleinen Wegs den Hügel erklimmen - hier war es sehr komisch, sich darüber klarzuwerden, dass man sich gerade am südwestlichsten Punkt Afrikas befindet und man rein theoretisch, wenn man weiter schauen könnte, die Antarktis erblicken würde. Nach einem kurzen Besuch am Cape Point, wo wir es bei einem kleinen Latté und Snack bei weitreichendem Ausblick auf die False Bay beließen und nicht der Berg bestiegen, fuhren wir zurück zum Hotel. Dort wollten wir uns bloß ein wenig ausruhen, bevor wir zum Feiern noch einmal zur Partyecke auf die Long Street los wollten, schließlich würde ich in der Nacht mein 19. Lebensjahr erreichen. Aber Pustekuchen - der Plan war leider für die Katz, denn gegen späten Nachmittag fingen Freya UND Freddie an, sich im fünf-Minuten-Takt zu entleeren und halbtot auf ihren Betten rumzuliegen. Man kann halt nicht alles haben und da macht man nun mal nichts, aber ein Geburtstag, nicht nur im Sommer bei Top und Flip-Flops, sondern auch in einer der coolsten Städte überhaupt, hätte schon spektakulärer sein können. Nun galt es wenigstens zu hoffen, dass es zumindest einem von beiden über die Nacht wieder besser gehen würde, schließlich mussten sie innerhalb von zwei Tagen 1400 Kilometer fahren.

Am nächsten Morgen luden wir mehr schlecht als recht unsere Sachen ein, ich wurde an meinem neuen Backpacker, in dem ich nun fünf Tage alleine in einem Dorm schlafen sollte, rausgelassen und die beiden fuhren ebenfalls mehr schlecht als recht in Richtung Johannesburg.

Fortsetzung folgt...

Freitag, 14. Februar 2014

In de being in de vacation, ehhh! (TEIL 2)

So, nach kurzer Krankheitsphase (Schnupfen bei sehr hohen Temperaturen ist uncooler als man denkt) bin ich nun auch wieder am Ball. Kurzer aktueller Überblick: Vor zwei Wochen waren wir auf einer Neon-Schaum-Party im Croc Inn (DAS Highlight des Jahres sozusagen) und davor, am Morgen auf einer Beerdigung eines achtjährigen Mädchens direkt hier bei uns in der Siedlung. Außerdem waren Friedi und ich mit bei dem Sportfest der Schulen im Nachbardorf, ähnlich unseren Bundesjugendspielen, nur, dass alle gegeneinander angetreten sind und die besten eine Runde weiter kamen. Nun aber zurück zum Urlaubsbericht:

Coffee Bay
Aus Port St. Johns kamen wir, obwohl es ja nur eine kurze Kaffeepause werden sollte, erst recht spät weg. Außerdem war auf unser Navigationssystem "Steffi" mal wieder wenig Verlass - sie sagt, du brauchst noch 1 1/2 Stunden, DU rechnest getrost noch einmal eine Stunde drauf. Dieses Mal kam es aber hart auf hart:
Gruselfahrt nach Coffee Bay
Steffi wusste zwar wohin und dass man dort irgendwie her konnte...dass dort aber so gut wie keine befahrbare Straße vorhanden war, es aufgrund ihrer Fehlberechnung immer dunkler und nebeliger wurde und man außerdem in diesem Nirgendwo hier und da mal das GPS Signal verlor oder die Kühe mitten auf der Straße Bullenkämpfe führten - damit hatte Steffi wohl nicht gerechnet. Das Ende der Geschichte: Wir kamen gegen 23 Uhr und völlig entnervt (die Straßenverhältnisse in Coffee Bay selbst kann man auch nicht als gut bezeichnen) in unserem Backpacker namens "Coffee Shack" an. Hier fühlten wir uns aber gleich wohl, der Backpacker hatte ein sehr nettes Ambiente und wir lernten Rasch ein paar Leute kennen. Komisch war nur, dass wir nicht direkt am Haupthaus des Backpackers untergebracht waren...wir mussten stattdessen über den Fluss des Dorfes gelangen (wohlgemerkt, es war KEINE Brücke vorhanden - überflüssig sowas), denn unser Dorm lag am anderen Ufer. In der Nacht erwies es sich natürlich als schwierig, den Weg über die paar Steinchen zur anderen Seite zu finden und dann auch noch perfekt entlangzuschreiten. Die Füße waren also nass und der Ärger über die Unterbringung wuchs. Naja, wie auch immer, Amen! 

Wanderung
Strand am Hole In The Wall
Am nächsten Morgen sollte es (meiner Meinung nach vieeeeel zu früh) mit einem Guide des Backpackers in einer dreistündigen Wanderung an der Küste entlang zum Hole In The Wall gehen. An einer Bucht hat das Salzwasser Jahrhunderte lang ein Loch in einen Fels im Meer gegraben, was nun eine atemberaubende Sehenswürdigkeit zurückgelassen hat. Auch die Wanderung war (in unserer Verfassung sowieso noch mal mehr) relativ anstrengend aber auch sehr lohnenswert! So viel unberührte und schöne Landschaften, der Kontrast aus schönem Meerblau, grünem Gras, braunen und grauen Felsen...einfach herrlich. Noch dazu gab es am Ende der Wanderung mit Ausblick auf das Loch in der Wand einen netten Snack vom Feuer und außerdem wurden Getränke und anderes aus einer Kühlbox verkauft. Anschließend ging es mit dem Safari-Jeep zurück in den Backpacker, wo wir unsere Schlafangelegenheiten dahingegen klären konnten, dass wir nun auch auf der "richtigen" Seite in einem volleren Dorm untergebracht werden konnte. Abends war auch wieder einiges los, so fanden wir heraus, dass UNO ein sehr internationales Spiel ist und sich ebenfalls sehr gut als internationales Trinkspiel umfunktionieren lässt - Noch besser ist, wenn man nie verliert und so auch niemals zahlen muss - das wäre doch auch mal ein Masterplan, den ich mit nach Deutschland nehmen könnte, hehe.

Chintsa
Frühstück
Aufgrund einiger Tipps von alteingesessenen Nichtstuern aus Südafrika und Kanada (die mal besser in Jamaika geboren worden wären) war unsere nächste Station der kleine Unscheinbare Ort "Chintsa" (gespr. "Zintza"), das vor allem mit unglaublicher Aussicht und einem äußerst tollen Backpacker aufbot. Die Rezeptionistin war zwar weniger freundlich und leider mussten wir mal wieder Zelten, da alle Dorms voll waren, aber wer sagt schon Nein zu einem entspannten und relativ günstigem Frühstück auf der Morgenterrasse mit Blick über die ganze Bucht?!
Nikolaus am Strand
Und auch unten am Strand (der Backpacker ist ideal an einem Hang gelegen) war es wunderschön, vor allem, da es hier ums Neue wenige Menschen hinverschlug. Hier machten wir auch unsere später zu publizierenden Nikolaus-Fotos (meine arme Kamera hat bei dem sandigen Wind ganz schön gelitten und auch Freya musste einen kurzen Spurt hinter ihrer Mütze her machen). Einen kurzen Schwimmversuch unternahmen wir auch - dieser scheiterte allerdings aufgrund fehlender Wärme schon nach wenigen Minuten. Am Abend gab es noch eine kleine Trommelshow eines Profis, der einen bleibenden Eindruck hinterließ - zumindest war ich schon wieder teilweise vom Trommelfieber gepackt, aber dazu etwas später mal mehr.

Port Elizabeth
Nach nur einer Übernachtung starteten wir nach Port Elizabeth (kurz PE), was wir nach einer sehr langen, aber auch sehr schönen Fahrt gegen späten Nachmittag erreichten. Der Backpacker war sehr klein und in der Stadt gelegen. Da große Städte in Südafrika meist bei Nacht nicht sonderlich sicher sind, empfiehl uns der Inhaber, unser Auto, das vor der Tür an der Straße stand, komplett leer zu räumen und die Handschuhfächer offen stehen zu lassen. Schließlich wollten wir auch einfach keinen Stress mit dem gemieteten Wagen, abgesehen davon, dass wir uns natürlich auch nicht beklauen lassen wollten. Wir fanden außerdem noch heraus, dass wir in diesem Backpacker für kleines Geld unsere gesamte Wäsche waschen lassen konnten, allerdings erst am nächsten Tag. Deshalb entschieden wir uns, den Vormittag des folgenden Tages, bis die Wäsche fertig sein sollte, in Port Elizabeth zu verbringen. Port Elizabeth ist ebenfalls eine alte Hafenstadt, die eine lange anglo-burische Geschichte aufweist. So besichtigten wir eine alte, katholische Kirche (hier bedeutet alt = ca. 150 Jahre - da hält sich jeder Römer lachend den Bauch), einen alten Wachturm, von dem man die ganze Stadt überblicken konnte, hielten uns an einigen Ständen auf, besichtigten ein Denkmal, genannt Route 67, das zu Ehren an den langen Weg Mandelas bis zur Demokratie gebaut wurde. Zu guter letzt fand ich einen kleinen Imbiss, der mir nach kurzer Erklärung doch tatsächlich ein Spathlo verkaufen konnte!
Straßenstände in P.E.
Wir machten außerdem auch noch einen kleinen Abstecher zur Promenade, wo viele, kleine Stände von sowohl Weißen, aber meist schwarzen Afrikanern auf uns warteten. Wir kauften uns hier unsere ersten, richtigen Souvenirs...Ich kaufte mir ein Townshipbild, das aus alten Dosen und Gemaltem gemacht wurde und, bitte nicht lachen, eine riesige, bunte, afrikanische Trommel von einem netten Mann aus Simbabwe. Dies geschah natürlich ganz zur Freude meiner Mitreisenden, schließlich war Agathe bis jetzt schon nicht von uns dafür ausgezeichnet worden, dass sie so unglaublich viel Packvolumen bot. Ab heute sollte es also heißen "Hallo, jeden Morgen aufwendig und puzzleartiges Packen!". Die Trommel steht übrigens schon seit Anfang Januar (hoffentlich!) tiefenentspannt in meinem Zimmer in 40764 Langenfeld, Germany - sie wurde nämlich schon (ganz zur Freude der Flugbegleiterinnen, wie ich hörte) von meinen Eltern heimgebracht.

Jeffrey's Bay
Ausblick Backpacker
Nachdem wir unsere Wäsche im Backpacker abgeholt hatten, starteten wir die Weiterfahrt in DIE Surfer- und Strandstadt Südafrikas. Hier fanden schon einige Wettkämpfe und Worldcups statt, einige bekannte Marken haben hier ihre Outlets, vor denen wir uns leider nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten und am Strand wimmelt es, natürlich, von Surfern. Passend dazu ist die Stadt außerdem noch sehr Afrikaans-geprägt. Viele Schilder sind noch nicht auf Englisch übersetzt worden und generell sieht man nur selten Schwarze oder Coloured in den Straßen. Jeffrey's Bay ist eine sehr beliebte und reiche Stadt, was auch erklärt, dass einige unserer Mitfreiwilligen Überfällen zum Opfer gefallen sind. In unserem Backpacker, den wir nach langem hin und her und ausgebuchten vorherigen Besuchen anderswo aufsuchten, wurde uns bei der Einweisung bereits gesagt, dass wir Abends aufpassen sollten und man sich außerdem in der Dunkelheit vom Strand fernhalten sollte. Kaum betraten wir das Grundstück des Backpacker, kam ein altbekanntes Gesicht um die Ecke geschlendert - natürlich waren unsere beiden Freunde aus Kanada und Südafrika, die wohl besser in Jamaika geboren worden wären, auch in diesem Backpacker! Das war eine wirkliche Überraschung, zumal Peter Pettigrew (wie wir ihn aufgrund seines Aussehens liebevoll nannten) ein neues Gadget am Start hatte, auf das wir aufmerksam wurden, als komische Pupsgeräusche aus dessen Zelt kamen...Es war eine Furzmaschine mit Fernbedienung, die er dazu nutzte, die Leute im Glauben zu lassen, jemand sei im Zelt und es so vor eventuellen Diebstählen zu schützen - "Childish, but effective", war sein Kommentar dazu. Da denkt man, es seien diese Südafrikaner...aber DIESE KANADIER...!!!
Am nächsten Morgen konnten Freya und ich leider nicht so wirklich lange schlafen. Uns wurde zwar gesagt, dass das Mädchendorm noch mit einer Gruppe aufgefüllt werden würde...allerdings hatte uns niemand vorgewarnt, in dem man uns sagte, dass es sich um eine 10er Gruppe schwarzer Frauen handelte, die in üblich lauter Manier gegen sechs Uhr starteten, sich zu duschen, umzuziehen und herzurichten. Dies dauerte bis gut halb neun und fand natürlich unter ständigem, übernatürlich lautem Gebrabbel statt - ach, diese drei anderen Mädels da, die können sicher trotzdem starten. Wie auch immer, Amen!
Dem war natürlich eher nicht der Fall und wir gingen entsprechend ausgelaugt nach diesem Überfall zum Frühstück (dieses konnte es von Qualität und Aussicht her übrigens schon fast mit dem in Chintsa aufnehmen). Freddie hatte leider seine Surflesson am Morgen verschlafen, wodurch wir unseren heutigen Tag in der Stadt verbringen sollten. Peter 1 und Peter 2, unsere beiden Jamaika-Freunde, überzeugten uns außerdem davon, dass wir unseren geplanten, gehetzten ein-Tages-Abstecher nach Oudtshoorn (bekannt für Tropfsteinhöhlen und Straußenfarmen) lieber sein ließen und stattdessen noch einen entspannten Tag in Jeffrey's Bay dranhingen, bevor wir weiter fuhren.


Tsitsikamma National Park
Weg zur Brücke
Ausblick Wanderweg
Es ging also (wie immer, früh morgens) weiter nach Mossel Bay. Auf der Strecke fuhren wir am Tsitsikamma National Park vorbei, der bekannt ist für seine landschaftliche Schönheit direkt am Hang und einer riesigen Stahlbrücke, die über einen großen Fluss namens "Storms River" gespannt war. Der Park bzw. die Landschaft im Park hielt das was sie Versprach und auch für einheimische Familien schien es hier mit Strand und netter Umgebung ein beliebtes Ziel zu sein.

Rock-Dassie
Hier sahen wir zum ersten Mal die so genannten "Rock-Dassies", die ich natürlich für sehr süß befand und die wir liebevoll, ganz nach Vorbild aus Mitten im Leben bzw. den 1live O-Ton-Charts "Die Otten" nannten, da sie für uns große Ähnlichkeiten mit Ottern aufwiesen. Tatsächlich sind es aber die nächsten lebenden Verwandten des afrikanischen Elefanten...ja ne, ist klaaar! Nach kurzem Picknick ging es dann aber auch schon weiter, durch Knysna und an George vorbei, nach Mossel Bay, wo wir zweimal übernachten wollten und außerdem Zeit für unsere Aktivitäten eingeplant hatten - Elefantenreiten und Paragliden bzw. Freddie wollte außerdem Fallschirmspringen.

Fortsetzung folgt...

Dienstag, 4. Februar 2014

In de being in de vacation, ehhh! (TEIL 1)

Jawohl! Jubelschreie werden laut...der Trommelwirbel beginnt...ja, ihr lest richtig! Nun kommt es endlich zum langersehnten und heiß erwarteten Urlaubsbericht. Um euch und auch mich etwas zu entlasten (so nett von mir!) werde ich den Bericht in mehrere Teile splitten. Hier also Teil eins!

Freiwillige auf der Graduation
Fangen wir ganz von vorne an...und zwar beim letzten Wochenende, bevor wir in den Urlaub gefahren sind:
Simon
Wir waren bei der Graduation-Party unserer Freiwilligenfreunde aus dem fünf Kilometer entfernten Thuto Motheo Crèche (eine Art Abschiedparty für die Kids, die nach den großen Sommerferien eingeschult werden) und haben außerdem Freitag und
Samstag eine Abschiedsparty für unsere beiden Classic-Freiwilligen Freya und Yannick gefeiert. Beide Male wurde es sogar geschafft den Sonnenuntergang zu genießen, es war sehr schönes Wetter und die Verabschiedung war somit vollends gelungen. Yannick hat uns außerdem seinen aufgemotzten '89er VW Jetta namens "Simon" mit 350.000 gefahrenen Kilometern hinterlassen - ein Prachtstück, was aber leider schon in seine letzte, starke Verfallsphase getreten ist...

Nun erstmal zum Allgemeinen: Ich bin, sowohl mit Familie, als auch mit anderen Freiwilligen, insgesamt ca. 8000 Kilometer in 6 1/2 Wochen gefahren. Freya, Freddie und ich starteten von Johannesburg aus mit dem Mietwagen zur östlichen Ozeangrenze Südafrikas und verfolgten die gesamte Küste (mit kleinem Abstecher in die Drakensberge und nach Lesotho) bis in den tiefen Südwesten, nach Kapstadt. Dort verließen mich nach drei Wochen (23.11. - 16.12.) meine beiden Gefährten und ich blieb knapp eine Woche alleine in Kapstadt, bis ich endlich meine Eltern und meinen Bruder vom Flughafen abholen konnte (21.12.). Mit ihnen verweilte ich nicht nur in Kapstadt, sondern auch mit kleinen Abstechern am und im Addo Elephant Park und Plettenberg Bay. Nach zwei schönen Wochen ließ ich meine Eltern in Kapstadt zurück, um mich mit drei anderen MRDP-Freiwilligen zu treffen und mit ihnen die Heimreise zur Farm anzutreten (6.1.). Nach drei weiteren, anstrengenden Tagen, erreichte ich voll beladen gegen späten Nachmittag mein südafrikanisches zu Hause, die Farm (10.1.14).



Abfahrt
Packesel
Nach ein wenig "Verschnaufpause" in Anschluss an das anstrengende Verabschiedungswochenende inklusive hektischem Packen bei ganztägigem Stromausfall ging es für Freya und mich am Sonntagabend in strömendem Regen los in unser "Abenteuer Küstenurlaub". Loane holte uns (Gott sei Dank!) von der Farm ab und ließ uns auf seiner schlafen, damit wir Montagmorgen unkompliziert und so früh wie möglich nach Johannesburg starten konnten (Loane arbeitet dort geschäftlich und musste zufälligerweise am Montag zurück zur Arbeit). Mit viel zu viel Gepäck und entsprechenden Packeselähnlichkeiten schleppten wir uns in den "Gautrain" (Schnellzug zwischen Joburg, Pretoria und Flughafen) in Richtung O.R. Tambo Airport, an welchem wir unseren Mietwagen abholen wollten.

St. Lucia
Im Nationalpark
Von dort aus ging es dann mit kurzem "Pick'n'Pay"-Einkaufsstop sieben Stunden durch bis nach St. Lucia. Diese musste ich bis auf zwei Stunden alleine durchfahren, da es Freya nicht so gut ging. Ich muss sagen, das Fahren im Dunkeln, vor allem auf so einer verlassenen Bundesstraße, war schon echt nicht ohne, vor allen Dinge bei solcher Dauer. Nach der Zeit wird man wirklich etwas irre, driftet manchmal ins Pilotensein ab, so sieht die Straße in vollkommener Dunkelheit mit den rot, gelb und weißen Reflektoren zur Fahrbahnbegrenzung eher aus wie eine Start- und Landebahn für Flugzeuge. Gegen halb Elf erreichten wir dann St. Lucia, wo Freddie schon bereit stand, bei seinen Eltern abgeholt zu werden, sodass wir dann endlich auf unseren Campingplatz konnten. Zu erwähnen ist definitiv, dass wir auf dem Weg zum Campingplatz mehrere Nilpferde am Straßenrand haben sehen können, was in mir die beängstigende Assoziation eines sich während unseres Tiefschlafs auf unser Zelt trampelnden Hippos hervorrief und mich nur mäßig gut schlafen ließ.

Cape Vidal
Am nächsten morgen ging es früh zum Nationalpark in der Nähe von St. Lucia. An Tieren gab es hier nichts "Besonderes" zu sehen (durch den Urlaub im Krügerpark ist man ja schon relativ abgehärtet) außer ein paar Mistkäfer, die ohne Sorgen ihre Kugeln über die Straße rollerten. Überall stehen diesbezüglich Verkehrsschilder, dass man auf Mistkäfer aufpassen soll und auch bitte so wenig Elefantenäpfel überrollt wie nur möglich, schließlich sind diese Hauptbestandteil dieser Kugeln. An sich war der Park wirklich schön, vor allem, da hier bis zu fünf Ökosysteme aufeinander treffen...Es ist sehr bergig, teilweise trocken, teilweise sehr feucht, viele Seen und der Park grenzt an den indischen Ozean. An letzterem liegt auch das berühmte Cape Vidal, der Höhepunkt des Parks. Ein langläufiger, atemberaubender, weißer Sandstrand, an dem sich wirklich fast gar keine Menschen befanden. Zum schwimmen ist es dort auch sehr geeignet, was wir natürlich auch ausnutzten. Rund um den Strand und nahegelegene Picknickplätze konnte man sehr viele Affen mitsamt ihrer Babies beobachten, die so sehr auf Essen der Touristen konditioniert waren, dass sie auch gar nicht mehr so scheu erschienen. Gegen Abend fuhren wir aus dem Park zurück und quartierten uns in unserem ersten, richtigen Backpacker ein, in welchem wir zum ersten Mal auf die allgemeine Backpackerbibel namens "Coast to Coast" trafen. Sie sollte uns ein Wegweiser für unsere weitere Fahrt sein! Der "Coast to Coast" ist nämlich eine Art Backpackerverzeichnis, in dem die günstigsten und zugleich atmosphärischsten Unterkünfte für junge Reisende zu finden sind. Ich bin sehr froh, dieses Buch bei mir gehabt zu haben, so haben wir letztendlich in vielen wirklich tollen Unterkünften geschlafen und nie über 10€ pro Nacht bezahlt (egal ob Camping, Dorm (Schlaflager) oder Dreierzimmer).

Drakensberge
Am nächsten Morgen ging es erneut früh los in Richtung Drakensberge, also ein gutes Stückchen ins Land hinein (siehe Route Punkt E). Kaum waren wir auf einer Landstraße, die von der Autobahn abging, umwarb uns ein dichter Nebel, der ab und an mit kleinen Schauern ergänzt wurde. Das Fahren wurde somit durchaus unschöner und auf sehr viel langsamer, da man wirklich nur gut 20 Meter gucken konnte. Stört den duschnittlichen südafrikanischen Autofahrer jetzt nicht so (der fährt unbeeindruckt der eingeschränkten Sicht mit unreduzierter Geschwindigkeit und ohne Licht auf sein Ziel zu, passt schon) und obwohl sonst IMMER schon beim leichtesten Schauer die mich sehr nervende Nebelschlussleuchte angestellt wird, wurde dies im Nebel so gut wie nie gemacht...HÄ?! Nach einem kleinen Mittagsabstecher in einen sehr ländlichen Spar-Supermarkt (wie immer einer Erfahrung für sich, da bist du ohne Pause dort eigentlich besser dran) und recht langer Weiterfahrt, erreichten wir irgendwo im nirgendwo und bei schlechtem Wetter gegen 22 Uhr unseren Backpacker.

Fluss durch Lesotho
Aufgrund einer vorher eingeholten Empfehlung wollten wir uns gleich nach dem Check-In für die am nächsten Tag anstehende Wanderung hoch in die Berge zum berühmten "Amphitheatre" (Beeindruckende Konstellation von Bergen) anmelden. Leider gab es dafür nur noch zwei freie Plätze...zu wenig also für uns. Egal, der etwas aufgedrehte und an diesem Abend und auch den darauffolgenden bestimmt nicht ganz saubere Hostelbesitzer meinte, dass alles gut wird und das Wetter egal ist und dass wir es einfach morgen früh versuchen sollten. "Eastcoast is the best. No, Westcoast is the best. No, HOMEGROWN is the best..." - Ahja, der böse Schelm dürfte also die ein oder anderen unversteuerten Nebeneinkünfte haben, ließen wir an dieser Stelle schließen. Dass auch das Publikum für dieses Geschäft vorhanden war, fanden wir dann am nächsten Tag selbst raus - natürlich ist nicht alles "easy" und "cool" gewesen, die Gruppe war voll, wir konnten nicht mit auf den Trip und meldeten uns stattdessen für eine Fahrt nach Lesotho am darauffolgenden Tag an. Somit hatten wir an diesem ziemlich ungemütlichem, kalten und verregneten Wochentag nichts besseres zu tun, als uns einen schönen, entspannten Tag in diesem wirklich sehr tollen Backpacker zu machen. Später fanden wir noch ein paar Freunde für den Abend, eine Gruppe junger Sportstudenten aus Bloemfontein, die uns ein Spiel namens "Flip-Cup" beibrachten, während wir im Gegenzug Flunkyball demonstrierten. Wir mussten erneut feststellen, dass dieses Spiel für den Durchschnittssüdafrikaner wohl nicht so empfehlenswert ist...

Lesotho
Wunderschöne Landschaft
Arbeiter in Lesotho
Die Fahrt nach Lesotho war für uns eine sehr große Herausforderung, da wir immernoch an den "Babalasi"- und "Koperasi"-Nebenwirkungen des Abends litten. Des Weiteren schlief man in unserem 8er-Dorm nur "Medium-Sharpy", was den Nebenwirkungen nicht gerade entgegenkam. Kaum waren wir über den kleinen Pass gefahren und befanden uns im Königreich, war es das mit befestigten Straßen und einigermaßen komfortabler Fahrt. Die Trauer über diesen Verlust nahm uns aber sogleich die Schönheit der Landschaft, die so unberührt und jungfräulich auf uns wartete. Zuerst bekamen wir eine "Führung" durch eine Schule (für mich also nichts neues und relativ uninteressant - ich arbeite selbst in Räumen ohne Wasser, ohne Schwamm, ohne Platz für 60 Kinder). Anschließend ging es hoch auf die Berge zu alten Höhlenmalereien, zu einem "Traditional Doctor" und in ein kleines Dorf, wo wir aufs neue dieses sooo wunderbar leckere und überhaupt nicht ekelhaft aussehendes, totaaaaal gut schmeckendes "Traditional Beer" probieren durften. Leute...tut es nicht! Ich glaube, die ein oder andere Geschmacksknospe hat mich an diesem Nachmittag verlassen. In dem Dorf waren auch sehr viele Kinder, mit denen wir erstaunlicherweise sofort Anschluss fanden und mit ihnen "Ha Ayo Mathata" (Setsw.: es gibt keine Probleme) einstimmten. Hier haben wir selbst gemerkt, inwiefern wir uns verändert haben in unseren ersten vier Monaten, dass wir viel mehr und ohne Bedenken und Zurückhaltung auf die Einheimischen zugehen konnten, dass die Distanz einfach wahnsinnig minimiert wurde - eine sehr aufbauende Feststellung. Über Lesotho: Land mit dem höchsten Tiefpunkt über dem Meeresspiegel, drittärmstes Land der Welt, riesiger Trinkwasservorrat am Damm - was fast alles nach Südafrika exportiert wird und die Bürger selbst ironischerweise an Trinkwassermangel leiden.

Durban
Bunny Chow
Wieder einmal Regen und ziemlich viel Wind...Durban, eine an sich nicht sonderlich besondere, aber meist beschäftigte Hafenstadt Afrikas, zog uns vor allem durch das sehr interessant klingende Indische Viertel an. Leider war in Durban selbst kein einziger Backpacker mehr frei (wir hatten leider vergessen, dass schon Freitag war), sodass wir unseren Tagesplan ein wenig umschmeißen mussten. Wir besichtigten den Hafen und fuhren in die Innenstadt, die vollgestopft war mit ebenfalls überfüllten Minitaxis, Ständen und Menschen jeglicher Herkunft. Unser Ziel für heute reduzierten wir erneut aufgrund des Regens und der nicht sonderlich vohandenen Schönheit der Stadt dahingegen, dass wir ein berühmt und berüchtigtes indisches Nationalgericht probieren wollten: Ein "Bunny Chow", das gut zu vergleichen ist mit dem altbekannten "Spathlo" (siehe erster Urlaub im September). Generell ist Durban eine sehr asiatisch und vor allem indisch geprägte Stadt, was aufgrund der geografischen Lage und dem Ruf als Hafen- und Handelsstadt auch sehr logisch zu erklären ist (siehe Karte Punkt F). Nach langem Fragen und Suchen fanden wir eine Art Imbiss in einem Einkaufszentrum, das Bunny Chow verkaufte. Das Gericht sah super aus, ein viertel Laib Weißbrot, ausgehöhlt und mit Curry gefüllt, anschließend mit dem Inneren wieder verdeckt. Ich hätte alles sehr gerne aufgegessen...allerdings hatte ich schon nach dem dritten Bissen so gut wie nichts mehr geschmeckt und war kurz vorm Losheulen, so stark brannte mir die Schärfe in der Kehle und auf der Zunge. Die paar Geschmacksknospen, die das "Traditional Beer" noch übrig gelassen hatte, waren spätestens jetzt auch sehr stark beschädigt. Da halfen auch die drei Sprite nichts...Naja, aber gut, es mal probiert zu haben!
Frühstück am Strand, Warner Beach
Nach unserem Mahl ging es weiter zu der etwas außerhalb gelegenen Unterkunft in einem Vorort namens Warner Beach, am Berg und mit Meerblick, die außerdem auch vier kleine Babykatzen beherbergte - also eine ideale Unterkunfte für mich. Des Weiteren hatten wir mal wieder ein ganzes Dorm für uns, ein Dreierzimmer mit fünf Betten zu viel sozusagen.




Port St. Johns
Fischer an der Flussmündung
An diesem Morgen ging es mit dem Ziel "Coffee Bay" zurück auf die Straßen. Wir entschlossen uns, nicht direkt über die Autobahn und einem anschließenden Zubringer in den Ort zureisen, sondern einen scheinbar kleinen Umweg über die kleine Fischerstadt namens Port St. Johns zu machen. Dazu mussten wir ums neue über unbefestigte, mit Minenfeldern von Schlaglöchern übersähte Matschstraßen fahren, bei der man bei jedem Ruck zusammenzuckt - wer weiß, wie lange unser kleiner Nissan "Agathe Unpower" Micra (klein, wenig PS...Agathe musste man hier und da liebevoll anfeuern, da die Chance auf eine Schieberei am Berg gar nicht mal so klein war) das noch mitmachen sollte. Bei vielen Wolken und immer noch ungemütlichem Wetter erreichten wir die kleine Stadt, die sehr süß zwischen zwei Bergen mit Blick Richtung Meer gelegen ist. Hier hielten wir uns bis auf eine kleine Pause am durchlaufenden Fluss allerdings nicht so lange auf, da unser eigentliches Ziel des Tages wie gesagt ein anderes sein sollte.

Fortsetzung folgt...