Südafrika - 12 Monate in der Regenbogennation: 2014

Freitag, 17. Oktober 2014

Bäck in da hood

Hallo Ihr!
Abschlussbild
Ich bin jetzt laut Timer rechts unten seit genau 61 Tagen wieder in Deutschland. Heute wollte ich mir kurz Zeit nehmen, um eine Art Abschluss meines Blogs zu schreiben.

Die Zeit am Anfang war extrem komisch und hat Verwirrung geschürt ohne Ende - Automatismen sind fast vollständig vorhanden, aber der Kopf hinkt permanent hinterher. Mittlerweile kommt auch mein Kopf wieder mit, aber das hat seine Zeit gebraucht. Das fängt bei simplen Sachen wie Duschen, Schlafen und Autofahren an und hört bei komplexeren Sachen wie Handballspielen, Wetter kompensieren oder Orte wiederfinden auf.

Wie, wir haben ne Mikrowelle und ich muss meine Sachen nicht in der Pfanne warm machen? Boaaaah, das Wasser kommt sofort aus dem Duschkopf und ist nach einer Sekunde angenehm warm. Nach einer Sekunde!!! Und danach die Duschwände abziehen...überflüssig. Ehhhhhhm mir schmecken keine Chips? Keine Fertigpizza...keine Yoghurts...Joa, gut. Und alles so grün - wobei das plausibel ist, schließlich regnet es ja nur. Deutschland hat da seine eigene Idee, mich angemessen zu empfangen. Soooo viele Leute...die Ampeln auf der falschen Straßenseite genau so wie man selbst im Auto und das Auto auch noch! Und der Blinker. Und das Schalten.
Fallschirmsprung
KIRMES! Ohja, viel Buntes und Leuchtendes, Essen, Gekreische und so viele Menschen, überall sind sie, diese Massen.
Sooo viele und alle sprechen sie Deutsch - ohja, jetzt muss man aufpassen, was man sagt. Im Stau steht man auch dauernd, weil Baustelle. Oder Drängler - peaceee out, bros!
Wisst Ihr was? Ich kann dauernd Sachen kaufen. Und zwar ALLES. Wann immer ich will. Sogar um 21.55 Uhr bei Kaufland. Cool, ne? Bringt mir aber auch nicht so viel, schließlich ist alles vieeeeel zu teuer. Wer soll denn das bezahlen!?
Hätte ich nicht südafrikanische Gemütszustände verinnerlicht, hätte ich mich aufgeregt über den allgemein gültigen und legitimen Gemütszustand des Deutschen. Mäh mäh mäh, wäh wäh wäh. Bäh bäh bäh und wenn wir schon dabei sind, ey ey ey - was soll'n das?

Straße in Namibia
Nach so langer Zeit Freunde, Bekannte und Heimat wieder zu sehen, war toll, aber ebenfalls komisch. Wieso ist denn alles fast wie vorher und wieso hat sich so viel verändert? Dieses Paradox ist eigentlich die ganze Zeit präsent gewesen, man wurde nicht so ganz schlau aus dieser neuen Situation. Die ersten Nächte brauchte ich mindestens zehn Stunden Schlaf und habe in diesen wirres Zeug geträumt; zusätzlich war ich am nächsten Morgen trotzdem müde. Auch diverse bürokratische Pflichten empfand ich als Überforderung - ganz einfach, weil die Gewohnheit in diesen Dingen in den letzten zwölf Monaten verloren gegangen war. Gerade hier fiel es mir besonders schwer, Deutsch zu reden, und zwar nicht als Sprache "Deutsch", sondern als Status "Deutsch". Diese Strenge, dieses Siezen und diese Zielstrebigkeit sind mir total aufgefallen, das scheint also ziemlich Deutsch zu sein (zumindest nach meiner neuen Definition) - diese Erkenntnis, nach einem popeligen Anruf bei der Krankenkasse - okay!

Die supermegaultimativ tollen Dinge, auf die man sich Anfangs grenzenlos gefreut und sie dann grenzenlos abgefeiert hat, haben leider ihren Sonderstatus verloren. Dazu gehört unter Anderem der Pizzalieferservice, dicht gefolgt vom Postboten, Autofahren, Brokkoli mit Sauce Hollandaise, unbegrenztem Internet, Spontaneinkaufen und nicht zu vergessen der mockigen Geruch einer Sporthalle, kombiniert mit einem Ball in der Hand...
Erdmännchen Date

Übrigens kam diese hier etwas schwammige Erkenntnis erst vier Wochen nach Landung bei unserem Abschlussseminar in Wiesbaden. Davor habe ich mir überhaupt keine Gedanken gemacht, man war so beschäftigt und gut unterhalten durch seinen Alltag, dass dies ausblieb. Auch das Nachdenken über das Zurückgelassene, eine Zeit die komplett, fertig und abgeschlossen ist und nie wieder da sein wird, kam erst später. Nicht, dass ich jetzt melancholisch oder gar philosophisch klingen will - aber die Endlichkeit und der Wert von Zeit und Erlebnissen wurde mir in diesem Jahr sehr klar, weil es so isoliert und referenzlos war und dementsprechend ganz automatisch ganz anders überdacht wird/wurde/werden wird.

Mein kleines Brainstorming ist nun beendet, vielleicht kann ich irgendwann noch einmal neue Erkenntnisse loswerden, vielleicht nicht - ich regel das mal ganz südafrikanisch, lege mich nicht fest und sage: "MAL SEHEN!"
Ich werde ebenfalls mal sehen, ob ich noch etwas über unsere geniale Namibia Reise schreiben werde - es gibt viel zu erzählen, allerdings heißt das viel Aufarbeitung, Bilder bearbeiten (sind im falschen Format) und Zeit nehmen.

Bis dahin müsst ihr Euch mit diesem tollen Video aus Namibia begnügen - Erdmännchenpower!

Sonntag, 6. Juli 2014

Farmvideo die Zweite!

Hallihallo! Hier nur ein kurzer Post, der aber sehr viel Aussagekraft hat. Endlich konnte das zweite Farmvideo hochgeladen werden, sodass ihr es jetzt anschauen könnt und in schönen, bewegten Bildern ein wenig von unserem Leben hier erfahren könnt. Für Feedback sind wir gerne offen, ansonsten viel Spaß mit dem Video!


Donnerstag, 26. Juni 2014

SCHLAND oh SCHLAND

So meine lieben Heimatvertreter,

nach langer Durststrecke kann ich mich nun endlich wieder aus dem Sumpf der Internetabstinenz erheben (auch wenn man hier leider niemand anderen beschuldigen kann, als mich selbst).

Ehrlich gesagt ist aber nicht mehr wirklich viel passiert, insbesondere seitdem das, was passiert, schnell in die Alltag-Schublade eingeräumt wird. So waren meine letzten Wochen zwar weit entfernt von langweilig und öde, dennoch sind es nicht gerade die Erlebnisse, die einem seither im Nacken sitzen und einen drängen, sie an die Blogleser preiszugeben.

So waren wir unter anderem erneut auf einem Kirchenfest, haben wie immer in unseren Projekten weitergearbeitet, weitere Aktivitäten geplant, ich habe zusammen mit Freddie etwas mehr als eine Woche gebraucht um Material für das zweite Farmvideo zu sammeln und anschließend zu schneiden und außerdem kann man, wer hätte das gedacht, auch von hier aus sehr gut und etwas multikultureller als Daheim die WM verfolgen.

Den heutigen "badisch-württembergischen Kracher" (zeit.de), der hier in Südafrika aufgrund des fehlenden Hintergrundwissens auch ohne den Hauch Gijón diskutiert werden darf, werden wir wahrscheinlich bei einem unserer schwarzen Nachbarn sehen, der einen Fernseher in seinem Hüttchen hat. Nachdem wir die letzten beiden Deutschland-Spiele (da kein eigener TV hat es für mehr leider nicht gereicht) in unserem Stamm-Pub mit fetten Boxen und großem Flachbildschirm und bei unseren britisch-afrikaaanschen Nachbarn mit noch viel fetteren Boxen und noch viel größerem Flachbildschirm (auch eine Eiswürfelmaschine und Billardtisch, es wäre das Paradies für dich, Brudi) gesehen haben, hören wir jetzt also auf mit den Riesentorten und backen wieder kleinere Brötchen. Die Chancen sind relativ hoch, dass das Bilderlebnis bei der angestrebten Location (die Wellblechhütte unseres Nachbarn) trotzdessen und unter Umständen etwas besser ist, als mein letztes EM-Erlebnis vorm heimischen Fernseher (ich hörte, das hat sich zum Glück nun geändert - der nette Planet mit orangenem Ring aus Solingen-Mitte lässt grüßen).
Von meinem Sixpack Bier, der Einsatz für unser farminternes WM-Tippspiel, kann ich mich jedenfalls schon mal verabschieden, denn bei diesem verrückten Großereignis dort drüben in Brasilien hatten eher die Waghalsigen oder Unwissenden eine realistische Gewinnchance.

So, soweit zum Thema Fußball. Mir fällt auf, ich habe schon länger nicht mehr über Katzen geredet, was möglicherweise mit den Negativereignissen der letzten Wochen zusammenhängt. Mein bester Freund und Hüttenmitbewohner, Kater Merlin, hat leider kein Schengen-Visum bekommen, dafür war er leider zu spät dran. Die Beantragung in Form von Microchip-Implantation, Impfung, Blutabnahme und Registrierung hätte schon Ende März gestartet werden müssen, dafür war Merlin leider am Zeitpunkt der geweckten Ambitionen einen Monat zu spät. Soweit also zur legalen Variante! Falls er eine mögliche, bis zu 20.000€ schwere Strafe, die auch mit Abschiebung oder Tod druch Spritze ergänzt werden kann, in Kauf nehmen würde, könnte er sich auch in meinem Rucksack verstecken. Nach langen, bis in die Nacht reichenden Diskussionen entschieden Merlin und ich uns aber dafür, diese Option zu verwerfen. Da Merlin noch nicht volljährig ist und auch erst in zwei Jahren sein wird, besteht immer noch die Möglichkeit eines verspäteten, begleiteten Überflugs, für die es spezielle Organisationen gibt. Weitere Informationen sind noch nicht vorhanden, allerdings hat Merlin aus einer Mail des Veterinär des Frankfurter Flughafens erfahren, dass schon die Check-Gebühr dort bei ca. 100€ liegen würde. Außerdem ist Merlin ein bisschen schlecht geworden, als er daran denken musste, dass er ganz alleine mehr als 14 Stunden alleine durch die Welt reisen müsste, um nach Deutschland zu migrieren.

Das Farmvideo 2.0 (1.0 findet ihr in mini rechts oben in der Ecke) ist übrigens nach vielen Stunden mit meinem neuen Freund "Sony Vegas Movie Studio Pro" endlich final und äußerst zufriedenstellend gerendert worden. Ursprünglich von der Intention geleitet, den zukünftigen Freiwilligen, unseren Nachfolgern also, im Zuge des am Samstag startenden Vorbereitungsseminars einen netten Einblick in unsere Welt zu ermöglichen, ist es nun auch für uns eine wundervolle Erinnerung an unsere Zeit hier und auch für unsere Freunde, Verwandte etc. eine tolle Möglichkeit, unseren Erfahrungen hier etwas näher zu treten.
Das Farmvideo und auch das schon länger fertiggestellte Shalom-Spendenvideo sind übrigens gestern von Arno und Beate in Köln an Papa übergeben worden, damit Brudi es so schnell wie möglich bei YouTube hochladen und wir es verbreiten können. Wenn dies erfolgreich war, erhaltet ihr selbstverständlich hier und unter Umständen per Mail eine kurze Nachricht von mir!

Meine Projekte stagnieren momentan etwas, was ganz nach südafrikanischer Moral aber auch gar nicht schlimm ist. Ich bin hier in der Crèche, dort in der Schule, dann am Video filmen oder schneiden, oder, oder oder. Abgesehen davon, ist morgen der letzte Schultag vor den dreiwöchigen Ferien!
In den Ferien geht es gegen Anfang Juli auch noch einmal mit Freddie und Friedi, zwei Mitfarmern, in den ca. zweiwöchigen Urlaub nach Namibia. Unser Plan: Kein Plan! Mit dem Bus auf nach Windhoek, dort ein Auto mieten und mal schauen wo uns die Einheimischen so hinempfehlen. Zum Glück haben wir zusätzlich auch noch ein paar Mitfreiwillige in dem ex-deutschen Land, denn das DSJW entsendete 2013 zum ersten Mal auch dort hin weltwärts-Freiwillige. Das einzige fest geplante ist der Besuch der hochangepriesenen "Victoria Falls" im Dreieck zwischen Sambia (nördlich), Simbabwe (südlich) und Namibia (westlich). Mal sehen, was der Urlaub so bringen wird, ich werde sicherlich danach noch einmal kurz Zeit finden (auch wenn dann krasse Aufbruchstimmung herrschen wird) euch von meinen Erlebnissen zu berichten (zumindest ein paar Bilder werden drin sein).

Am Wochenende sind ein paar von uns, mich eingeschlossen, für eine Übernachtung erneut auf der Shalom-Farm. Dieses Mal aber nicht mit nervenzerreißenden, energiegeladenen Teenagern, sondern mit den Erzieherinnen der Gegend. Diese erhalten während des zweitägigen Seminars die Grundlagen der Ersten Hilfe vermittelt und zugleich noch ein paar warme Mahlzeiten. Der Workshop soll den Erzieherinnen vor allem erleichtern, mit alltäglichen Verletzungen der Kinder umzugehen und Falschbehandlungen vorzubeugen. Ich bin sehr gespannt, wie der Kurs im Vergleich zu meinem eigenen vor zweieinhalb Jahren ablaufen wird.

Vollgestopft wie die Tage momentan sind, steht am Montag schon die nächste Aktivität an. Mit den übrigen Geldern der Shalom-Spenden haben wir einen Tagesausflug nach Pretoria in den Zoo angesetzt, dieses Mal für alle Kinder, die altersbedingt nicht bei Shalom waren, aber aus dem Kindergartenalter raus sind. Endlich dürfen die fünf- bis zehnjährigen die Tiere, die ihnen in Kindergarten und Vorschule dauernd beigebracht werden, auch mal von Nahem sehen. Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass es für viele das erste Mal sein wird, dass sie aus unserer Region mehr als zwanzig Kilometer raus kommen. Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf den Ausflug, denn die Kinder hatten schon wieder dieses leidenschaftliche Leuchten in den Augen, nachdem wir ihnen erklärt hatten, dass sie echte "Lions", "Elephants" und "Giraffes" sehen werden.

So, das war es jetzt erstmal wieder aus dem ewig kalten Südafrika, dass mich nicht mehr ohne Wärmflasche schlafen lässt und mich morgens jedes Mal aufs Neue prüft, wenn ich mit kondensierendem Atem unter meiner Rettung, der riesigen, dicken Decke liege...

Ein fettes SCHLAAAAAAND für heute Abend auch aus Afrika!

P.S.: Mein dritter Quartalsbericht war auch wieder fällig. Als PDF könnt Ihr diesen und die vorigen recht in der Leiste finden und herunterladen.

Shalom!

Hier auch einmal der Bericht über unsere Shalom-Wochenend-Freizeit, der an die Spender geschickt wurde. Viel Spaß damit!

Freitags ging es mit der ersten Fuhre Kinder, die mit dem Farmtaxi aus den nahen Dörfern der Gegend abgeholt wurden, gegen 14 Uhr zu der ca. 90 Minuten entfernten Farm namens "Shalom" (daher der Name der gesamten Aktion) in der Nähe von Swartruggens. Wir Freiwilligen und ein paar der älteren sind vorher schon mit Arno auf seinem Pick-Up zu dem Ort gefahren, weil das Taxi nur 13 Leute fasst und wir natürlich so viele Kinder wie möglich mitbekommen wollten. Mit insgesamt 21 Leuten auf dem Bakkie war es dann aber doch ganz schön eng und alle waren froh als wir endlich in Shalom angekommen waren.
Bis in die Dämmerung hinein wurden die Kinder mitsamt Gepäck, Decken und Kissen auf dem Gelände abgeladen und die allgemeine Aufregung war groß. Die Zehn- bis ca. Achtzehnjährigen waren sehr aufgredreht, schließlich war die Vorfreude auf dieses Wochenende groß gewesen und nun wurde es endlich Realität.

Für die Ankunftszeit gaben wir Fußbälle, Schläger mit Ball, Luftballons und viele weitere Dinge heraus, damit die Zeit bis zur vollendeten Ankunft aller Kinder überbrückt und die Aufgedrehtheit der Kinder etwas gedämpft werden konnte. Außerdem bauten wir unsere kleine Musikanlage auf und ich ließ ein bisschen "Localmusic" laufen, sodass sich unsere tanzfreudigen Teilnehmer auch in dieser Hinsicht auspowern konnten.

Nach den Zimmeraufteilungen (natürlich Mädchen und Jungs getrennt) folgte das gemeinsame Essen á la Spaghetti Bolognese, was den Hungrigen sehr offensichtlich mundete, denn keiner blieb unter drei Portionen. Mit mehr Fleisch als alles andere kann man bei den Einheimischen sowieso nur alles richtig machen, sodass wir natürlich für jede Mahlzeit (außer einem Mal Frühstück) etwas Fleischiges eingeplant hatten. Dadurch, wie viel die meisten Jugendlichen in sich hinein gestopft haben (selbst mit Anstrengung hätte ich bei bestem Willen nur die Hälfte deren Gesamtverzehr geschafft), konnte man erkennen, was für ein Fest es für unsere Gruppe gewesen sein muss. Zu Hause wird das Essen genau aufgeteilt, je nach Alkohollust und den meist daran gekoppelten finanziellen Zuständen, gibt es oft viel zu wenig oder sogar gar kein Essen auf dem Tisch. In der Schule wird zwar immer ein Mittagessen für die Schüler zubereitet, allerdings nimmt man sich in einer südafrikanischen Schwarzenkultur nicht zweimal und das Essen dort ist sowieso auf eine bestimmte Menge pro Person limitiert.
Nach dem Essen sollte das Abendprogramm folgen, auf dass sich schon alle sehr freuten, denn einige Kinder hatten schon etwas entdeckt: DVDs. Tatsächlich bauten wir in eine Art Gemeinschaftsraum in einem anliegendem Steingebäude einen Beamer mit Leinwand auf, es gab für jeden eine Tüte frisches, selbstgemachtes Popcorn gewürzt mit Salz, Essig und Gewürzpulver (diese Südafrikaner...), plus ein paar Keksen und dann wurde gemeinsam "Big Mommas House" geschaut, was für unser Publikum wirklich die perfekte Wahl war. Vor allem "Big Momma" sorgte für schallendes Gelächter unter den Zuschauern, schließlich hat die Protagonistin des Films sehr viel mit einer typischen, schwarzen Hausmama aus unserer Gegend gemeinsam. Das Ganze verpackt mit einer Prise einfachem Englisch mit Untertiteln, ein wenig primitivem, amerikanischem 0815-Komödienhumor und der den Kindern fernen Symphonie von Schwarz und Weiß - fertig war der perfekte Shalom-Film für das Abendentertainment.

Nach dem Film verteilten wir an jedes Kind Zahnpasta und Zahnbürste, sodass wir anschließend direkt mit ihnen gemeinsam Zähneputzen gehen konnten. Um kurz nach zehn Uhr war dann Zapfenstreich angesagt, allerdings mussten wir Betreuer natürlich sehr schnell feststellen, dass unsere Klabautergruppe nicht annähernd so müde war wie wir. Immer wieder mussten wir aufstehen und die Kinder in ihre Zimmer und Betten verweisen, bis es nach zwei Stunden endlich ruhig wurde - dachten wir zumindest. Bis es auf einmal wieder laut wurde und einige Kinder durch die Gegend rannten, was damit endete, dass einer der jüngeren Jungs mit einem stark schiefem Ringfinger lautstark brüllend an unserer Tür stand. Der ausgebildete DRK-Rettungsassistent unter uns befürchtete erst das Schlimmste, doch mit ein wenig Eis und ein paar Süßigkeiten ging es dem Jungen schon bald etwas besser, trotzdem konnte er am nächsten Tag leider nicht am Fußballturnier teilnehmen.
An dieser Stelle muss man im Nachhinein sagen, dass wir echt Glück gehabt haben, denn wir hatten (sehr fahrlässig) nicht an vernünftige Erste-Hilfe-Utensilien gedacht und waren nur mit ein paar Pflastern angereist. Wäre etwas schlimmeres passiert, hätte das wirklich ins Auge gehen können.
Im kühlen Morgengrauen starteten die ersten Kinder am nächsten Morgen gegen sieben mit dem Duschen, doch die Meisten mussten wir aus dem Bett scheuchen, schließlich war der erste Abend und die Nacht schon sehr anstrengend gewesen. Zum Frühstück gab es Cornflakes mit Milch, Zucker und Kakao und dazu wahlweise Tee oder Saft. 20 Liter Milch und viele, viele Cornflakes waren im Nu verbraucht und auch das Saftkonzentrat, mit dem man aus einem Liter insgesamt 7 herstellen kann (ich finde, es gibt da durchaus bessere Alternativen, aber ich bin ja auch nicht Schwarz) war eine Delikatesse für die Kids.
Für den Samstag, unserem einzigen, vollständigem Tag, hatten wir ein straffes Programm angesetzt.
Wir starteten direkt nach dem Frühstück mit einem Kennenlernspiel, gefolgt von einer Rallye, die acht Stationen umfasste. Für die Stationen hatten wir uns im Voraus lange Gedanken gemacht und die nötigen Dinge extra eingekauft oder von der Farm mitgebracht.
Die Kinder mussten als Team mit selbstausgedachtem Namen verschiedene Aufgaben bewältigen, dessen Erfolg in unterschiedlicher Art und Weise gemessen wurde. So musste man sich zu dritt auf zwei Kästen den Weg über einen imaginären See mit Krokodilen bis zum anderen Ufer erarbeiten, ohne gefressen zu werden, so schnell wie möglich einen Slalomparkour durchqueren, ein Quiz mit unterschiedlichen Fragen beantworten, als Gruppe aufeinander sitzend von A nach B kommen und eine Spielkarte mit dem Mund so oft wie möglich an die anderen Teammitglieder per Ansaugen weitergeben. Die witzigsten und hitzigsten Stationen waren mitunter Station 7, an welcher man in einem Becher Wasser vom einen Behälter in den anderen bringen musste, aber nur auf dem Rücken krabbelnd zwischen den Beinen einklemmen durfte und eine andere, in der jeder Teilnehmer ein Stück Murmelbahn bekam und das Team im stehen die Murmel über eine gewisse Distanz, indem der Hinterste immer so schnell wie möglich wieder nach vorne rennen musste, in der Bahn zu halten. Vor allem das Wasserspiel hat zu großem Amusement geführt, weil man durch das Verschütten des Wassers zwischen den Beinen danach zu 100% so aussah, als hätte man sich in die Hose gemacht. Am Ende der Rallye, nachdem jedes Team jede Station durchlaufen hatte, wurden die Ergebnisse ausgewertet, deren Gewinner am Abend gekürt werden sollten.
Vor und nach dem Essen läuteten wir außerdem ein kleines Fußballturnier ein, für jeden der Lust und Laune hatte ein wenig auf dem kleinen Feld zu kicken. Hier kamen auch einige der gespendeten Importtrikots zum Einsatz, sodass wir ingesamt vier Teams (die Freiwilligen haben auch mitgespielt, gegen die technisch starken Jungs und Mädels aber wenig entgegenzusetzen) bilden konnten. Wir konnten ein Spiel vor und ein Spiel nach dem Essen spielen, bevor wir das Finale leider vertagen mussten, weil das Programm wohl doch etwas zu straff war. Letztendlich konnten wir das Finale leider gar nicht mehr spielen, da Voraussetzung dafür war, dass alle Trikots wiedergebracht wurden. Das war leider nicht der Fall, sodass nun zwei Trikots abhanden gekommen sind (wie auch immer) und es inkonsequent gewesen wäre, das Finale trotzdessen am Sonntag noch auszuspielen.
Mittags gab es ein Grillen (Braai) an der Feuerstelle, was offenkundlich sehr beliebt ist und in dieser Vorliebe in unterschiedlicher Ausführung alle Subkulturen Südafrikas vereint. Es wurden Unmengen an Boerewors (Burenwurst, die ultimative Nationalwurst) und Hühnchen verspeist, dazu eine Tomatensauce mit Pap (ähnlich wie herzhafter Griesbrei).
Anschließend begannen wir mit der T-Shirt Aktion. Wir hatten im Voraus viele weiße T-Shirts eingekauft, von denen nun jeder eins bekommen sollte. Anschließend gab es T-Shirt-Malfarben zum kreativ werden und zwei unterschiedliche "Shalom 2014"-Schablonen, durch die eine Farbkombination aus Sprühfarben auf das T-Shirt gesprayt wurde, welche sich die Kinder aussuchen durften. Am Ende entstanden viele unterschiedliche und total bunte T-Shirts, die individuell verschieden waren, aber durch den einheitlichen Gedanken trotzdem die Gruppe unterstrichen.

Nach dem Abendessen (Stockbrot mit Wiener Würstchen und Nudelsalat, sowie ein Nachtisch voller Begeisterung (Wackelpudding mit Vanillesauce) folgte die Siegerehrung der Rallye. Für die verschiedenen Plätze bekamen die Teams unterschiedliche Gewinnertüten - Von vielen Süßigkeiten über Nagellack, Autos, Flummis und Bälle, Ohrringe und Stifte bis hin zu kleinen Taschenrechnern. Die Freude über die Preise war groß, sodass man die gute Stimmung direkt in die abentliche Disco mitnahm. Die "Locals" sind bekanntlich begnadete Tänzer, deren Ruf sie sich nicht nehmen ließen. Schon in jungen Baby-Jahren lernen die Kleinsten der Familie sich so zu bewegen, wie Mama und Papa esständig vorleben. Für den Abend verteilten wir zusätzlich Freundschaftsarmbänder, Knicklichter und Luftballons, ganz zur Freude der Diskobesucher. Um elf Uhr mussten wir allerdings Schluss machen, da die Musik und vor allem die Jugendlichen sehr laut waren und in der Nähe die Besitzer von Shalom mit Sicherheit bald schlafen gehen wollten. Zum Glück war an diesem Abend die Erschöpfung und Müdigkeit der beste Freund der Freiwilligen, denn diese Nacht schliefen alle sehr schnell und sehr fest.
Am nächsten Morgen fing der Tag ähnlich an wie Samstag - Duschen und dann Frühstücken. Dieses Mal gab es Brot (wie hier ungetoastetes Toast genannt wird), Marmelade, Erdnussbutter, Saft, Tee und für jeden zwei Eier.
Nach der ersten Mahlzeit machten wir uns daran, Gruppen einzuteilen, wer was aufräumt. Es musste abgespühlt werden, die Zimmer, Klos und andere Räume mussten gesäubert werden und die Jugendlichen mussten ihre Sachen zusammen packen und die Betten abziehen. zusätzlich starteten wir noch eine Müllcompetition und setzten einen Preis für den Sieger aus - die Gruppe mit dem Meisten gesammelten Müll sollte gewinnen.
Nach der sehr aufwendigen Säuberungsaktion (manche Kinder sträubten sich da sehr) gab es noch einmal Mittagessen, gekochtes Hähnchen mit Reis und Sauce, als Nachtisch ein paar Kekse für jeden. Anschließend kührten wir noch den Müllsammelsieger und gaben den Jungs und Mädels ihr Shalom-Abschiedsgeschenk: Einen Stoffbeutel mit Trinkflaschen, Stiften, Büchern, Süßigkeiten, Luftballons, Popcorn, Keksen, Stickern, und, und, und. Anschließend ging es teils auf den Bakkie, teils ins Taxi, das außerdem noch den Anhänger mitsamt des Gepäcks aller Teilnehmer hinter sich herzog.
Nun war das Wochenende, auf das wir schon länger hingearbeitet hatten, auch schon wieder vorbei. Wir hatten viel Spaß mit den Kindern, für die Shalom jedes Jahr etwas sehr, sehr wertvolles darstellt, denn so viel Spaß, so viel Essen und so viele tolle Dinge bekommen sie selten ein ganzes Wochenende am Stück. Natürlich war es auch für uns Freiwillige eine supertolle Erfahrung, die wir nicht missen wollen, denn wir konnten die Kinder noch besser kennenlernen und uns selbst dieser Herausforderung stellen, diese Freizeit zu planen und zu realisieren.
In diesem Sinne vielen, vielen Danke an Euch, die ihr dieses Wochenende erst möglich gemacht habt! Die Kinder und wir sind Euch sehr dankbar dafür.

An dem Video bastelt Freddie nun fleißig, da wir aber immens viel Videomaterial aufgezeichnet haben und Videos schneiden nicht unbedingt eine fixe Sache ist, werde ich Euch schreiben, wenn es denn soweit ist. (Anmerkung: Video fertig, auf dem Weg zu YouTube und zu Euch!)
Außerdem haben wir aufgrund Eurer regen und großzügigen Beteiligung sehr viel Geld sammeln können, wovon wir nur die Hälfte für Shalom ausgegeben haben. Wir erörtern momentan mehrere Möglichkeiten, wie das Geld verwendet werden kann. Es sieht so aus, als würden wir in den nächsten Ferien Anfang Juni mit den unter 10-jährigen einen Tagesausflug in den Zoo machen, denn diese Gruppe wurde durch die Altersbegrenzung von Shalom ausgeschlossen (Anm.: Siehe nächsten Blogeintrag). Höchstwahrscheinlich werden wir die final übrigbleibende Summe an die Fahrradfabrik des MRDP, die momentan hier auf der Farm ist, spenden. Die Fahrradfabrik hat 25 neue Arbeitsplätze für Männer und Frauen der Quiet Living-Region geschaffen, die nun von kontinuierlichen Mindestlöhnen profitieren können (was für die Verhältnisse hier sehr viel ist!). Da die Fabrik aus dem Nichts aufgebaut wurde, finanziell labil ist und leider keinerlei staatliche Förderung bekommt, ist das Geld auch langfristig gesehen hier sehr gut angelegt.
Möglicherweise werden wir aus dem Shalomspendentopf auch noch ein Erste-Hilfe-Seminar realisieren oder zumindest unterstützen, bei welchem Erzieherinnen der Kindergärten auf den neusten medizinischen Stand gebracht werden sollen und außerdem die nötige Ausrüstung erhalten sollen.
Falls Ihr noch weitere Fragen an mich habt, stellt sie gerne!!! -> jkhaba12@gmail.com

Mittwoch, 14. Mai 2014

In der Pampa ist mein zu Haus'!

Hallihallo und so!
Ich melde mich zurück aus der heiß-geliebten Pampa.
Da ich ja nach einem langen, langen Schreibzyklus endlich meine fünfteilige Ausgabe des Urlaubsbericht abschließen konnte, werde ich mich nun wieder mehr den Alltagsgeschichten widmen...Mir ist übriegns ziemlich kalt.

Youth Club mit Lea
Zurück zur Farm. Nachdem ich aus Kapstadt wieder gekommen war, kam ein ziemlich spontane Aktion auf mich zu. Lea, mit der ich zuvor in Kapstadt war, hatte es die zwei Tage davor auf der Farm sehr gut gefallen und außerdem fand sie es schade, dass sie sich keine Projekte von uns angucken konnte, sodass sie kurzerhand entschloss, zurück nach Südafrika zu fliegen um sich weitere drei Wochen dem Leben hier zu widmen. Drei Wochen lang hatten wir entsprechend noch einen weiteren Besucher, bis zu Anjas Abgang waren wir also zu neunt auf der Farm.

Der kleine Merlin
Lea hatte sich recht schnell sehr gut eingelebt (wir sind eine sehr offene Gruppe) und fand Gefallen an unserem sehr reduziertem, aber trotzdem spannendem Leben. Die allgemeine Stimmung hingegen war zu dieser Zeit eher komisch, denn Anja sollte uns nach knapp sechs Monaten schon wieder verlassen - wie schnell doch die Zeit vergeht?! Nach einer durchwachsenen Abschiedsparty und einer schweren letzten Zeit brachten wir Anja am Ostersonntag zur Tankstelle in Groot Marico, wo täglich ein Reisebus mit Ziel Johannesburg vorbeifährt, den sie heute auch nehmen würde. Ein von uns gemachtes Abschiedsbüchlein gab es noch dabei und auf einmal waren wir nur noch zu acht auf der Farm.

Das folgende Wochenende war ein langes, Ende April sind in Südafrika immer sehr viele Feiertage, vor allem für Schulen und Kindergärten. Leider hatten wir nicht wirklich etwas geplant für dieses lange Wochenende, wodurch wir uns bis auf faulenzen, aufräumen und waschen auf einen kleinen Ausflug zu einem Kirchenfest und einem gemeinsamen Mittagessen in einem (also, eigentlich dem Restaurant) in Groot Marico beschränkten.
Auf dem Kirchenfest gab es neben köstlichem Entertainment durch überzeugende Acts mit Buren-Schlager-Musik und passenden, modernen Outfits (vorsicht, Ironie!) auch eine Auktion - versteigert wurden unter anderem Geschenkekörbe, wertvolle CDs der "Drei Brüder des Buren-Schlagers" und zu guter letzt zwei Stafford-Hundewelpen! Wenn das nicht mal ein Fest war...
Um Euch einen kleinen Einblick in dieses neue, unbekannte Genre des Buren-Schlagers zu geben, hier ein Video des neuen Number-One-Hits, des Chartstürmers schlechthin (mit dunklen Haaren und recht durchschnittlichem Gewicht ist Pieter Smith eigentlich recht unburig):


 Um das Fest nicht nur runter zu machen, nun auch etwas sehr positives - an den unzähligen Ständen wurden neben den neuesten Gaspistolen und Elektroschockern, sowie den ebenfalls neuesten Trends der Buren-Arbeiterklamotten (khaki-Hemden und viel zu kurze Hosen) auch Handcrafts der armen Bevölkerung verkauft und der Erlös des extrem günstigen und trotzdem guten Essens ging an die Kirche Groot Maricos.

An einem Wochenende löste Arno sein Versprechen für unsere hohe Beteiligung an den Arbeiten der Fahrradfabrik ein - wir fuhren Samstags morgens um sechs Uhr los, Richtung Pilanesberg Nationalpark (ein kleiner, aber feiner Nationalpark, der sehr nahe bei uns liegt und auch mit den Big Five wirbt). Auf dem Weg fuhren wir noch auf einen Berg, den man bei guter Sicht auf der gegenüberliegenden Seite des Farmwegs sehen kann. Oben auf dem Berg rief Arno Beate auf der Farm an, sie solle doch bitte mit einem Spiegel auf dem Bakkie auf den Farmweg fahren und die Sonne zum Berg hin reflektieren. Tatsächlich konnten wir ein paar Mal ein deutliches Aufblitzen am Horizont erkennen, das konnte nur der Spiegel sein, mit dem Beate auf dem Farmweg stand!
Auf dem Berg
Anschließend ging es weiter in den Park, der landschaftlich auf jeden Fall überzeugend war und nicht so kommerziell ausgerichtet schien, wie es zum Beispiel der Krügerpark oder der Addo Elephant National Park sind. Leider konnte ich wieder keinen Blick auf das fehlende Tier in meiner Tierparkchronik erhaschen, nämlich auf einen ausgewachsenen Papa-Löwen, auch genannt Mufasa. Dafür gab es aber kleine Schildkröten im Wasser, ein großes Nashorn ganz nah, unzählige Giraffen und Elefanten, Gnus, einen Schakal und, und, und. Der Ausflug war auf jeden Fall ein tolles Erlebnis, vor allem hat das Fahren mit 13 Personen in unserem Minitaxi auch nochmal ein ganz anderes Flair als zu viert in einem Mietwagen (vor allen Dingen mit Arno an Bord ist es doch immer wieder amüsant).
Nach einer auf drei Tage reduzierten Woche (Feiertag und Einkauf in Zeerust) war dann aufgrund von vielen Feiertagen aneinander schon wieder eine Woche Ferien. Um nicht wieder die gesamte Zeit abgeschottet auf der Farm zu hocken, beschlossen wir nach Johannesburg zu fahren. Wir freuten uns sehr, endlich wieder in einer normalen Großstadt zu sein, in der die Divergenz zwischen schwarzem und weißem Leben sehr viel reduzierter ist als zum Beispiel bei uns auf dem Land. Es war schön, einfach in einem modernen Restaurant an der Straße eine Pizza essen zu gehen, begleitet von natürlichem und heimischem Großstadt-Ambiente. Mit dem gemieteten Auto nach langer Zeit mal wieder ein wenig durch die Gegend zu cruisen hatte für mich natürlich auch einen ganz besonderen Charme (VW Jetta "Simon" ist leider schon etwas länger aufgrund eines Wassereinlaufs im Herzen bettlägerig. Verkauf steht ihm bevor...).
Rutscheeeeeeeeen!
 In den fünf Tagen in Joburg waren wir in zwei verschiedenen Backpackern. Der erste, wirklich schöne und nett ausgestattete im Herzen Melvilles (Vorort von Johannesburg in der Nähe des teuersten Viertels Südafrikas) besuchten wir noch mit Lea und Wolfram, in dessen Geburtstag wir in einer Billardbar hineinfeierten. Wir besuchten außerdem eine Mall, in der wie üblich sehr exzessiv geshoppt wurde- vor allem für den anstehenden, harten Winter. Lea verließ uns zusammen mit Wolfram nach zwei Tagen, sie flog zurück nach Deutschland, er fuhr zurück zur Farm. Wir anderen, Toni, Friedi, Freddie, Marlene und ich (Melanie noch mit ihren Eltern im Urlaub) reisten weiter in einen anderen Backpacker nach Braamfontein in der Nähe vom Zentrum. Als Arno hörte, dass wir uns zwei Tage in diesem Viertel aufgehalten hatten, schüttelte er übrigens nur mit dem Kopf und meinte, wir hätten unsere Schutzengel für die nächsten Wochen erst einmal zur Genüge beansprucht. Im Gegenteil aber scheint Braamfontein momentan sehr im Kommen zu sein, an vielen Ecken stehen Parkplatzwärter und Security-Männer, direkt neben hippen und geschmackvoll eingerichteten Bars, Hostels und Restaurants. Wir fuhren von dort aus in einen Freizeitpark der einer von der Sorte war, wie es sich gehört! So normal, schon fast Deutsch, unter so vielen Menschen acht mal hintereinander dieselbe Achterbahn zu fahren...hör mir auf, das Paradies auf Erden - und das für schlappe 10€ Eintritt...
Um auch etwas für die Bildung zu tun, besuchten wir außerdem das uns im Voraus hoch angepriesene Apartheidsmuseum nahe des Freizeitparks. Das Museum eilte seinem Ruf voraus, wir verbrachten knapp fünf Stunden am Stück und ohne Pausen in den Ausstellungsbereichen und waren anschließend gleichauf begeistert und voller Wissen über Südafrikas hochskurrile und interessante Vergangenheit, die erschreckend kurz zurückliegend erst ihren Abschluss gefunden hat und dessen Überbleibsel immer noch merklich zu spüren sind.

Das Brautpaar
Kaum waren wir zurück auf der Farm folgten wir schon am nächsten Morgen einer Einladung auf eine Hochzeit von Friedis Kollegin in der Schule. Unerwartet aufwendig, wie die Hochzeit aufgezogen war, gingen wir in unseren doch ziemlich légèren Klamotten gegenüber der schicken Community etwas unter. Zum Glück bleibt einem bei sowas immer noch der Weißen-Bonus: Als einzige Weiße, noch dazu Deutsche Voluntäre, die zu sechst auf einer gänzlich schwarzen Hochzeit erscheinen, wird man nunmal trotzdem in der Dankesrede erwähnt - auch, wenn man noch dazu aufgrund von Liftmangels erst spät dazustoßen kann, hihi.

Tänzer auf der Hochzeit
Die folgende Woche, mal wieder eine Arbeitswoche, war dann doch eine Farce, denn wir arbeiteten einen Tag bei den Fahrrädern, dann einen Tag in Zeerust für unseren Haushalt und vor allem für unsere bevorstehende Jugendfreizeit "Shalom", anschließend war wegen der Wahlen Feiertag.

Fahrradfabrik
Die Wahlen haben wir doch etwas mehr mitbekommen als erwartet. Die Community hat sich wirklich viel über dieses Thema unterhalten und relativ viele sind wohl auch tatsächlich wählen gegangen (obwohl das Ergebnis für alle Provinzen außer der Provinz Gauteng um Pretoria und Johannesburg eh schon feststand). Wie ihr wahrscheinlich schon vor mir wusstet, hat der aktuelle Präsident Jacob Zuma mit seiner links angeordneten Partei ANC, dem Afrikanischen National Kongress, mit über 60% der Stimmen die Wahl ohne Abstriche an sich reißen können. Obwohl die Partei seit langem wegen Korruption und Inkompetenz in der Kritik steht, bleiben (übrigens fast ausschließlich schwarze) Wähler loyal, denn schließlich haben sie dieser Partei die Freiheit zu verdanken und sind entsprechend ewig dankbar. Dass sich Kapstadts Bischof und Anti-Apartheids-Aktivist Desmond Tutu mittlerweile gegen die ANC stellt und sich "von den Taten und Ansichten der Partei distanziert" wird entweder ignoriert oder nicht gewusst; dass sich Präsident Zuma von umgerechnet 10 Millionen Euro Steuergeldern oder mehr ein angebliches Sicherheitsupgrade für seine Privatresidenz inklusive 25m-Schwimmbecken und Hühnerauslauf einrichtet, wird bei uns zum Teil wiefolgt kommentiert: "Er ist halt das höchste Tier, unser Anführer. Anführer dürfen das halt!".

An diesem Wochenende folgte dann endlich das lange geplante und mit Spendengeldern abgedeckte "Shalom", die Jugendfreizeit, die die Freiwilligen mit den Kindern aus der Quiet Living Region um unsere Farm herum veranstalten (DANKE an EUCH!). In "Shalom" (Hebräisch, "Friede"), wie die Farm heißt, auf der wir uns aufhielten, hatten wir für die Kids viele Aktivitäten vorbereitet, Essen bereitgestellt, Zahnbürsten, Zahnpasta und viele Geschenke gekauft, T-Shirts bemalt und mit Schablonen besprayt, und, und, und. Für die ca. 10- bis 20-jährigen in unserer Gegend um Skuinsdrift, die zur ärmsten Provinz Südafrikas gehört, ist dieses Wochenende das absolute Highlight des Jahres und schon von Beginn an wurden wir mit Fragen um Shalom bombadiert. Nun ist es schon wieder vorbei - Shalom zeigt den Kindern eine nette Alternative zu ihrem Alltag.
Die Shalom-Truppe
Da die Kinder aus armen Verhältnissen kommen, können sie die Kosten des Wochenendes nicht ansatzweise stemmen (sie zahlen für drei Tage umgerechnet 0,70€ pro Teilnehmer), weswegen wir ausschließlich auf Spenden angewiesen waren. Aufgrund der vielen, hilfsbereiten Spender kamen wir auf eine betrachtliche Summe, wodurch wir nicht sparen mussten und den Kindern viele, für ihre Verhältnisse luxuriöse Dinge bereitstellen konnten.
Für uns neun Freiwillige (Thuto Motheo war auch mit dabei) war das Wochenende natürlich sehr anstrengend und hier und dort gerät man bei 30 pubertären, schwarzen, aufgedrehten Jugendlichen, für die man drei Tage lang alleine die Verantwortung trägt etwas in Rage, aber dennoch haben die Tage sehr Spaß gemacht und uns in unserem positiven Gefühl, dass wir aus Südafrika mit nach Hause nehmen werden, bestärkt.

Netz anbringen
Tortransport
In meinen Projekten läuft es so weiter wie seit längerem  schon. Durch die unzähligen Feiertage und der Tatsache, dass meine niedrigste Priorität auf der Schule liegt, gebe ich dort nur noch vereinzelt Nachhilfestunden oder helfe den Lehrern im Unterricht. Letztens wurde ich als Ratgeber und Fragenbeantworter in der 10. Klasse ins Fach Geschichte hinzugezogen, da der Nationalsozialismus gerade thematisiert wurde und ich als Deutsche viel darüber sagen kann. Nach den Ferien im April (kurz nach meinem Kurzausflug nach Kapstadt) konnte ich endlich das noch von Yannick geschweißte und von mir bemalte und benetzte Tor in die Schule bringen. Auf dem Anhänger von unserem Taxi wurde es mehr schlecht als recht befestigt und ich hatte während der gesamten Fahrt nach Koffiekraal Angst, dass es gleich herunterfällt, aber dennoch passierte nichts und das Tor konnte wohlbehalten in meiner Schule abgeliefert werden. Dort wurde noch das Netz befestigt und schon konnten wir das Tor ausprobieren. Achja, ein herrliches Gefühl mal wieder nahezu normal aufs Tor werfen zu können (auch wenn der Kreis nach Augenmaß im Sand gezogen wurde und dauernd verschwand). Meine AG-Mädels waren ebenfalls total begeistert, auch wenn es wirklich extrem schwierig ist, ihnen die richtigen Regeln nahe zu bringen (sie kennen die Sportart überhaupt nicht, auch nicht aus dem Fernsehen oder ähnlichem...).

Einweihen!
Ah Ram Zam Zam in der Crèche
Für den Kindergarten hatte ich bei einem Einkauf in Zeerust 55 Zahnbürsten und eine Packung Zahnpasta gekauft, denn ich wollte dort gerne eine regelmäßige und konstante "Toothbrushing-Time" einführen. Leider werden die Kindergärten nicht mehr staatlich gefördert, sodass diese meist gar keine Mittel haben, wenn schon der Wille zu solchen wichtigen Veränderungen da ist (die Kinder haben oft sehr, sehr schlechte Zähne schon in sehr jungen Jahren, was natürlich nocheinmal dadurch verschlimmert wird, dass nie ein Zahnarzt besucht wird und selbst wenn gar keiner in einem erreichbaren Umkreis vorhanden wäre). Von nun an werden also jeden Tag gemeinsam die Zähne geputzt, die Kids stehen dann alle aneinander gereiht mit Becher und Zahnbürste ausgerüstet am Zaun und versuchen sich im eigenständigen Zähne polieren.

Der Farmweg
So, das war es erst einmal wieder von der guten alten Quiet Living Farm irgendwo im Nirgendwo (uns gibt es übrigens seit Neuestem auch bei Google Maps zu finden!), ich hoffe, in den nächsten Wochen passieren noch ein paar interessante Dinge, die ich Euch dann mit Freuden mitteilen kann. Bis dahin, genießt die warmen Maitage in Deutschland (höhöhöhöhöhöhöhö) und denkt dabei daran, dass ihr wenigstens ins Haus gehen könnt, wenn Euch die 4 Grad draußen zu kalt sind. Peace out!

P.S.: Projekt: t-6 Wochen!!!

Montag, 7. April 2014

In de being in de vacation, ehhh! (TEIL 5)

Hey, hey, da bin ich wieder. Wir starten mit einem minikleinen Farmupdate, nachdem ich die letzte Woche (Schulferien) mit zwei Freundinnen in Kapstadt verweilte und mir erneut die schönen Seiten der Mother City vors Auge führen durfte. Das Klima dort unten hatte sich schon wirklich stark geändert, seit ich das letzte Mal da war. Nix mehr mit Pool, Strand und kurzer Hose auf dem Tafelberg rumklettern! Aber von Kapstadt und der Kapregion kann man wirklich nie genug sehen, sodass ich den Kurztrip, der natürlich nochmal etwas Abwechslung in den Farmalltag gebracht hat, sehr genießen konnte.

Erneut am Kap
Am Mittwoch davor lief die Handball AG wie immer, aber auch andere Sportarten wurden rege betrieben. So spielten mehrere kleine Mannschaften hinter der Schule ein kleines Fußballturnier und ein paar der Mädchen beschäftigten sich mit Netball auf einem erstaunlich guten, mit Linien versehenem Betonplatz. So langsam muss ich Arno auch mal etwas hartnäckiger überreden, das Tor in die Schule zu schaffen, was schon seit Anfang Januar fertig auf unserem Yard steht. Doch durch die Fahrradfabrik und das Beads-Projekt und so weiter ist er so beschäftigt, dass er eigentlich nie Zeit hat, ein riesiges Tor mit seinem Bakkie (Pick-Up) nach Koffiekraal zu fahren... 
Den folgenden Freitag war, wie schon erwähnt, Feiertag, sodass wir uns Donnerstag einen netten Abend gestalteten. Allerdings war es dieses Mal komischer als sonst, weil wir aufgrund der vielen Urlauber und Abgänge der Besucher nur noch zu fünft auf der Farm weilten. So ruhig auf einmal und morgens muss man auch nicht die vielen Menschen halb verschlafen kurz nach dem Aufstehen ertragen.
Lätzchen
Diese Zeit war aber nicht von langer Dauer, denn schon am Freitag Mittag starteten wir Projekt Holi-in-Johannesburg-und-übernachten-in-Pretoria, in das ich schon wieder einiges an Geld investierte. Mit einem Besucher von Annaphie (Thuto Motheo) fuhren wir zusammen nach Joburg, von wo aus wir mit dem extra für die WM gebauten Schnellzug namens "Gautrain" bis nach Pretoria zur WG unserer Freunde fuhren, wo wir dann übernachteten. Am nächsten Morgen ging es relativ früh zu einem Mall-Komplex in einem etwas schickeren Viertel in Johannesburg - mal wieder fühlte man sich eher wie in Südeuropa, anstatt inmitten Südafrikas. In einem italienischen Restaurant (in dem die Karte teilweise tatsächlich italienisch war) genossen wir Lasagne, Pizza oder Pasta inklusive eines von den Kellnern ohne zugelassene Wiederworte angelegtem Lätzchen - Bellissimo!
3...2...1...HOLI
Danach ging es mit dem Taxi weiter zum Botanischen Garten in Joburg, wo das Holi-Festival stattfinden sollte. Auf einmal war (wie verwunderlich) alles grün und ziemlich blütend, auch das eher kleine Festival-Gelände war nett zur Bühne hin an einem Hang gelegen. Am Eingang bekamen wir, alle in weiß gekleidet (so wie ungefähr jeder auf dem Festival) eine Tüte mit fünf Farbpulverpaketen, die man nach Wunsch oder vor allem bei den herbeigesehnten "Countdowns" jede Stunde in die Luft oder auf die Mitmenschen werfen konnte. Sowohl in der Menge (bis auf das erschwerte Atmen in den ersten Sekunden nach dem Kollektivausraster), als auch aus der Entfernung ist das gemeinsame Hochwerfen der verschiedenen Farben echt schön! Ich denke aber, dass die meisten von euch schon selbst auf einem Holi-Festival waren, da diese Festivalreihe momentan ja sehr angesagt ist.
So, same procedure - weiter geht's mit dem Urlaubsbericht.

Kapstadt
Appartment St. James
Da waren wir - zurück in Kapstadt. Die Wohnung, die wir für die nächste Woche bewohnen sollten, war einfach nur prächtig. Am Hang von St. James gelegen (direkt neben Muizenberg auf der Innenseite des oberen Kaps, zum False Bay hin), eingebunden in einen Appartmentkomplex inklusive Pool und Garage, mit Blick von Wohnzimmer und Balkon aus direkt auf's Meer. Außerdem viel Platz zum gemeinsamen Frühstücken und im Wohnzimmer rumhängen, was Philipp und ich natürlich nicht zimperlich ausnutzten.

Kapstadt bei Nacht
Nun sollte also das typische Touristenprogramm für Kapstadt und die Kapregion folgen - zu allererst versuchten wir, den Tafelberg mit der Seilbahn zu "erklimmen", da man nie weiß, wann die Gondel benutzbar ist (durch das wechselhafte und windgeprägte Klima wird die Gondel öfters wegen des zu hohen Risikos geschlossen). Allerdings entschieden wir uns schon am Fuße des Berges, an der Talstation der Gondel wieder um, denn die Schlange für die Tickets ging bis auf die andere Straßenseite, voraussichtliche Wartezeit 1,5 Stunden...nix für uns also. Stattdessen steuerten wir ein Internetcafé auf der Longstreet an, in welchem wir uns online Tickets für den "Table Mountain Cableway" kauften und ausdruckten. Falls an einem der nächsten Tage erneut eine solche Schlange vorzufinden sein würde, wäre das für uns also nicht mehr von Bedeutung, da wir unsere Tickets nun ja schon hatten. Das Alternativprogramm war nun ein kleiner Bummel in der Stadt, durch den Company's Garden im Zentrum und den Green Market Square direkt an der kleinen Fußgängerzone, die parallel zur Longstreet verläuft. Hier gab es natürlich (an alle Italienmarktler aufgepasst!) allerhand Kram zu kaufen, über T-Shirts und Trikots, Besteck, Deko, Gemälde und andere Klamotten bis hin zu Trommeln und riesigen Holzfiguren. Die meisten Sachen werden von Menschen in den Townships rund um Kapstadt hergestellt, sodass der Preis für die ganzen schönen Dinge (vor allem, nachdem man sein Können beim Feilschen unter Beweis gestellt hatte) nicht sonderlich hoch war (der gute Wechselkurs tat seinen Rest).

Brudi und ich - Tafelberg
Am nächsten Tag ging es also endlich auf den Tafelberg, der sich in schönem, sonnigen Wetter mitsamt fast keiner Wartezeit, einem Kaffee im Bergrestaurant und vielen Rock-Dassies von seiner besten Seite zeigte. Auch ein zweites Mal auf diesem besonderen Berg, der sich direkt am Wasser hinter Kapstadt auf einmal 1000 Meter in die Höhe schießt, langweilte mich keineswegs. Meine Familie hatte zum Glück keine Lust, den Tafelberg ab- oder aufzusteigen, ich denke noch einmal hätten meine beim letzten Abstieg neu entdeckten Muskeln das wahrscheinlich auch nicht einfach so mit sich machen lassen.

Zwischen den ganzen Sehenswürdigkeiten, die man gesehen haben muss, nahmen wir uns zwischendurch immer mal wieder Tage, an denen wir nur am Strand oder in der Stadt waren, lange schliefen oder in unserem supernetten Appartment verweilten. Vor allen Dingen die ins Meer eingebauten Betonpools, die sich ein Stück an der Westküste am False Bay entlangziehen und außerdem neben einem Strand und Duschen liegen, fanden wir ziemlich cool. Die Wellen peitschen regelmäßig gegen die äußeren Wände und bringen zugleich neues, gar nicht mal so warmes Wasser in den Pool. Wenn man sich auf die Kanten stellt sieht es mehr oder weniger so aus als stünde man Jesus-like mitten im Meer und könnte tatsächlich darüber gehen.
Philipp aka Jesus Christus himself

An manchen Abenden gingen wir essen, anstatt selbst etwas zu kochen, so waren wir in einem Fischrestaurant an der Waterfront, in einem netten Restaurant direkt am Meer an der Kalk Bay oder auch einfach nur in der Fast-Food Ecke, in der sich jeder das kaufen konnte, worauf er gerade Lust hatte.
Kap 2.0
Natürlich waren wir auch im Nationalpark am Kap, das heißt wir haben das Kap der Guten Hoffnung in dessen zugehörigen Naturschutzgebiet besucht und dort eine nette Bekanntschaft mit einer Gruppe Baboons gemacht. Gerade wollten Mama und ich ein Bild von den kleinen Affen machen, da hörte ich von hinten ein komisches Geräusch - ein erwachsener Baboon hat einfach die Beifahrerseite aufgemacht, auf der ich vor ein paar Sekunden noch gesessen hatte und mein Vater versuchte, mehr schlecht als recht, von der Fahrerseite aus die Tür wieder zu zu machen und den Affen zu verscheuchen. Dies klappte nicht so gut und als ich zurück am Auto war, hatte der Schelm meine Musik-CDs schon fest in der Hand. Mit verblüffend menschlichen Zügen öffnete er den Drehverschluss der Packung und begutachtete meine bemalten und beschrifteten Rohlinge...als ich vorsichtig versuchte, ihm meine Sachen wieder abzunehmen, fletschte er böse die Zähne und sprang an meiner Mutter und mir hoch, der Herr war doch sichtlich aggressiv. Zum Glück kam uns ein einheimischer Fremdenführer zur Hilfe, der mit einem Schlüsselband so tat als würde er auf die Affen schießen und sie somit erfolgreich vertreiben konnte. Was eine Aktion!

Affe mit meinen CDs
An den weiteren Tagen waren wir außerdem in einem botanischen Garten am Rande von Kapstadt, gelegen am Fuße des Tafelbergs, genannt Kirstenbosch. Hier konnte man eine nette Runde spazieren gehen und heimische so wie auch einige ausländische, eingeführte Pflanzen betrachten und außerdem an dem höchsten Punkt des Gartens die Aussicht über Kapstadt genießen. Auch hier wurde der generelle Ausblick während des Besuchs durch die ständige Anwesenheit der Berge inklusive des Tafelbergs im Hintergrund aufgewertet.

Kirstenbosch
Während unserer Zeit in Kapstadt fand außerdem der berühmte Kapstädter Koon-Karneval in der Innenstadt, im City Bowl, statt. Viele große Straßen waren abgesperrt und am Rande mit Wellenbrechern begrenzt, damit in der Mitte die Musikgruppen ungehindert entlangmarschieren konnten. Die Musiker hatten alle verschiedene, bunte Kleiderordnungen in ihrer jeweiligen Gruppe und spielten zudem auch viele verschiedene Rhytmen und Lieder. So ein bisschen wie unser Karneval halt, nur mit Hitze und Sonne und natürlich ohne Kamelle, Alaaf und verkleidete Zuschauer.

Koon Karneval
Kap der Guten Hoffnung
Zu guter Letzt möchte ich euch noch von Silvester erzählen. An der Waterfront wurde ein umfangreiches, kostenloses Abendprogramm mit doppeltem Feuerwerk angeboten, zu dem wir natürlich gerne hin wollten. Leider waren die Autobahnen in die Stadt hinein so verstopft, dass wir es nicht zu vernünftiger Zeit zur Bühne, die direkt über Wasser seitlich zum Publikum errichtet worden war, schafften. Wir bekamen noch die letzte Band namens "Prime Circle", eine sehr bekannte, südafrikanische Rock/Pop-Band mit, deren Lieder mir soweit auch sehr gut gefielen, bis auch schon der modern animierte Countdown folgte. Die gesamte Menschenmasse zählte mit ins neue Jahr 2014, was witzigerweise bei uns unten bekanntlich schon eine Stunde früher angefangen wurde, als oben im guten, alten Deutschland. Um Punkt 12 wurde also gejubelt und gefeiert, doch sehr bald und nach einem ungewohnt kurzen Feuerwerk war die Party auch schon wieder vorbei und die Besucher bummelten nach Hause oder zu anderen Locations. Die Silvesterfeier war also soweit ganz cool, allerdings muss ich sagen, dass Feuerwerke und Feiern in anderen großen Städten mit Sicherheit größer gefeiert und geplant werden und auch letztes Jahr in Berlin wurde mir sehr viel mehr geboten. Aber die "Capetonier" und Afrikaner generell sind ja eher Frühaufsteher und gehen entsprechend früher ins Bett, fangen früher an zu feiern,...etc.

Signal Hill
An Neujahr wollten wir eigentlich einen gemütlichen Abstecher ans Wasser an den Strand von Muizenberg (berühmte bunte Badehäuschen) machen, allerdings verwarfen wir dies, als wir dort ankamen...der Strand war überfüllt von Menschen, das ganze Meer war voll mit kleinen, schwarzen Köpfen und an ein Foto mit den Badehäuschen am Ende des Strands war kaum zu denken. Diese Menschenmassen am ersten Tag des Jahres waren anscheinend so besonders, dass es ein Luftbild des Strands am nächsten Tag auf sämtliche Titelseiten von Zeitungen schaffte.

Sonnenuntergang Signal Hill
So langsam war es das dann auch mit unserem Weihnachtsurlaub in der Sonne und es kam die Zeit, Abschied zu nehmen und der Familie diverse Sachen mitzugeben, die sie aufgrund von großer Angst vor Übergewicht beim Rückflug doch schon mal mit nach Deutschland nehmen sollten. Papa fuhr mich anschließend in die Stadt, wo Wolfram und Marwin, zwei andere Freiwillige von der Farm und aus Zeerust, auf mich warteten. Wir holten anschließend noch Annaphie aus einem anderen Backpacker ab, bis wir unsere gemeinsame Reise in einem leicht überfüllten VW Polo 1300 Kilometer in Richtung zu Hause starteten. Nach drei Tagen und zwei Übernachtungen kamen wir dann endlich in Johannesburg an, von wo aus Annaphie und ich den Intercape bis nach Groot Marico und nach Hause nahmen. Vollbepackt mit meinen mehr als 25 Kilogramm wiegenden Gepäck wurde ich nach einem langen, anstrengenden Farmweg herzlichst von meinen Mitfarmern zu Hause willkommen.

Zwölf Apostel beleuchtet
Ich hatte wirklich einen supertollen Urlaub in dem ich in meinen sechseinhalb Wochen sehr viel erlebt und gesehen habe. Ich kann jedem nur empfehlen, falls noch nicht geschehen, irgendwann mal einen Abstecher in den süden Afrikas zu wagen und die Landschaften und Mentalitäten zu genießen. Auch das Backpackerleben war entspannt, spontan und unkompliziert, sodass ich auf diese Möglichkeit des Reisens jederzeit gerne wieder zurückgreifen werde.

Bis zum nächsten Blogeintrag und habt Freude am deutschen Frühling...so langsam wird es hier nämlich echt kalt, die Dinge verschieben sich...bei euch ist jetzt langsam T-Shirt-Wetter, während ich so langsam meine drei Lagen Decken und dicke Pullis rauskramen muss!

Dienstag, 18. März 2014

In de being in de vacation, ehhh! (TEIL 4)

Dumelang bagolo! Wir starten, wie gewohnt, mit einem kleinen Farmupdate.
Hier erst mal unser lang erwartetes FARMVIDEO, was wir zur Vorstellung auf unserem Zwischenseminar gedreht haben. Bitte das Lachen über mich verkneifen - es macht zwar den Anschein, als fände ich Südafrika nicht so ganz so toll, das entspricht aber natürlich nicht der Wahrheit...Die Sonne hat geblendet... und so...! Ansonsten hoffe ich, dass ihr einen guten, kleinen Eindruck in unsere Welt bekommt. Ich finde das Video ist wirklich gelungen (danke an Freddie für die Nachtschichten) und sogar für unsere Katzen konnte ich eine Szene ergattern.


Am Wochenende nach meinem letzten Bericht ging es mit unseren weißen Nachbarfarmern Johann und Atti auf deren Bakkie zu einem Rugbyspiel Blou Bulls Pretoria gegen Cheetahs Bloemfontein (entsprechend in Pretoria). Leider hat es, wie es auch in den darauffolgenden drei Wochen werden sollte, fast die ganze Zeit geregnet und entsprechend leer und ungemütlich war es im Stadion. Auch das Spiel an sich konnte man trotz vorher nahegebrachten Regeln nicht wirklich verstehen.
Rugby 
Das grobe Spielprinzip war zwar klar, trotzdem haben die Leute um uns herum manchmal gejubelt, während wir verdutzt und unwissend, worüber gejubelt wurde, daneben saßen. Das Spiel war dennoch sehr spannend und gut anzusehen, auch unsere Plätze waren hervorragend. Anschließend sind wir noch in die naheliegende Sportlerbar weitergezogen, nach kurzer Zeit hat es uns aber mit einem weiteren Freund von unseren beiden Begleitern in einen nicht ganz naheliegenden Club gezogen. Leute...ihr werdet es nicht glauben! Auf dem einen "Floor" wurde typische Elektromusik gespielt, die hier und da auch Charts enthielten. Und auf dem anderen...ein großer Saal mit Tischen und einer Tanzfläche auf der durchgehend zu bekannten Oldies Discofox getanzt wurde - natürlich NUR unter Pärchen! Wir sind wirklich nur sehr, sehr schwer auf diese Entdeckung klargekommen...ich glaube zu Mamas und Papas Zeiten (sorreeeey!) nannte man das "in die Tanzschule gehen" oder so in der Art!

Am Dienstag waren Friedi und ich mit zwei Ehemaligen (die zur der Zeit bei uns zu Besuch waren) bei einer Köchin der Grundschule zum Mittagessen eingeladen. Wir brachten als Dank eine Runde "Cold Drinks", wie die schwarze Bevölkerung hier alles von der Coca-Cola-Company nennt (was anderes gibt es auch glaube ich gar nicht zu kaufen), mit und genossen anschließend das leckere Hackfleisch in Bratensoße mit Kohlsalat und roten Beeten. Bei Emely, unserer Gastgeberin, konnte man sich wirklich wohl fühlen und die Gespräche mit ihr gingen zu unserer Freude auch über das Wetter und die üblichen Beschwerden hinaus (Voraussetzung: sie kann sehr gut Englisch).

FNB Stadium Joburg
Am Mittwoch ging es erneut für uns auf Tour - mit unserem Taxi, das uns alle und den Fahrer Scara sowie unseren Farmbruder Thapelo fasst, in Richtung FNB Stadium, Johannesburg. Hier sollte nämlich an diesem Abend das Fußball-Freundschaftsspiel Bafana Bafana (südafrikanische Nationalmannschaft) gegen den Austräger der kommenden WM, Brasilien, sein. Unsere Hoffnungen, dass Brasilien aufgrund der nahenden, heimischen WM nicht mit der B- oder C-Mannschaft aufläuft, wurden sogar erfüllt.
Bafana Gruppenbild
So standen Superstars wie Neymar, Dani Alves, Cesar oder auch Dante auf dem Feld, was aber ehrlich gesagt auch gleichbedeutend war mit der Niederlage in diesem Spiel (Bafana Bafana hat sich leider nicht für die WM qualifizieren können), die am Ende in einem 0:5 stand. Trotzdem war die Stimmung im Stadion super, auch wenn die meisten Südafrikaner für Brasilien jubelten und tanzten. Zitat einer Frau: "No, I am not Brazil, but most of the people in the stadium are not even South African. So, as I like to win and go home happy, I am Brazilian today." - klar soweit? Natürlich wurde das Stadion auch erst nach der 1. Halbzeitpause so richtig voll. So gut wie 50% der Zuschauer kamen also, wie sollte es in diesem Land auch anders sein, zu spät - African Time halt!

Qhubeka Fahrradfabrik
Von Donnerstag bis Montag mussten wir erneut durchgehend in der Fahrradfabrik arbeiten. Wir haben uns ein Konzept überlegt, wie man langfristig etwas aufbauen könnte und wie die Umsetzung dafür aussehen würde. Außerdem natürlich wohin das ganze umgesiedelt werden sollte, wer was macht, wo die Teile gelagert werden etc. Letztendlich haben wir es auch geschafft und mittlerweile läuft die Fahrradfarbik, ohne dass wir noch viel unter die Arme greifen müssen. Ein Glück, denn nachdem wir nun gar kein Wochenende hatten und alle durchgearbeitet haben, sind wir total kaputt und bei dem ein oder anderen (natürlich auch mir) deutet sich schon wieder eine Krankheit an. Nachdem es die letzten drei Wochen wirklich ungemütlich, kühl und regnerisch war, kommt aber nun endlich mal wieder die Sonne raus. Vielleicht können wir auch noch schnell unsere Bräune etwas auffrischen, die natürlich schon etwas verschwunden ist und je mehr es in Richtung Wintermonate geht natürlich auch schwerer zu erhalten ist.

Am gerade vergangenen Wochenende hatten wir endlich einmal wieder unsere wohlverdiente Ruhe - aber auch gar nicht so lange. Zwar sind die Fahrräder nochmal ein ganz anderes Kaliber, aber seit Sonntag haben wir auch wieder sehr viel Besuch, vor allem Freunde und Familie.
Flip-Cup
Für das kommende Wochenende haben wir uns gerade eben Karten für ein Holi-Festival in Johannesburg gekauft, sodass unser Wochenende auch schon wieder verplant ist: Freitag (Feiertag) geht es gemütlich Richtung Johannesburg (da Simon mal wieder Aua hat, müssen wir wohl trampen), Samstag ist dann tagsüber das Festival und Sonntag trampen wir zurück. Übernachten werden wir bei Freiwilligenfreunden in Pretoria, die mit uns an dem Vorbereitungsseminar in Bad Honnef letzten Juni teilgenommen haben. Ich bin mal gespannt!

So, nachdem ihr jetzt schon mal ein gutes Stückchen zu lesen hattet, wie immer weiter im Urlaubsbericht (der vorletzte Teil!).

Kapstadt
Camp's Bay Meeraussicht
Die fünf Tage, die ich alleine in Kapstadt verbrachte, waren als Abwechslung auch mal schön, schließlich war ich drei Wochen lang von zwei Irren namens Freya und Freddie verfolgt worden. Das Negative war allerdings mein Gesundheitszustand. Nachdem sich meine beiden Begleiter kurz vor und auch noch während meines Geburtstags alles "Böse" aus sich verbannt hatten, kam es mir so vor, als bräuchte ich das auch mal, damit es mir besser ginge. Dauernd war mir hier und dort übel, ich hatte Kopfschmerzen und war müde. Natürlich blieb ich trotzdem nicht lange auf dem Dorm, in dem ich schlief, sondern ließ mich in die Straßen und Gebäude Kapstadts treiben. An meinem Geburtstag war witzigerweise ein Feiertag, der Reconciliation Day, sodass die Geschäfte zu hatten und in den Straßen Kapstadts der Tag in Form eines riesigen Musikumzugs gefeiert wurde. An meinen restlichen Tagen war ich außerdem zweimal im Kino (erst fand ich es komisch alleine, doch dann habe ich sehr schnell andere Alleingänger gefunden), trieb mich in den Malls rum, war beim Friseur, war im Pool des Backpackers und bin auf den Märkten geschlendert. Schon waren die Tage alleine vorbei und ich fuhr mit dem Bus zum außerhalb liegenden Flughafen, um meine Eltern abzuholen...

Sonnenuntergang Signal Hill
Am Flughafen wartete ich anschließend noch recht lange und konnte mich aufgrund meines massigen Gepäcks auch nicht mal zum Klo bewegen. Um mich herum saßen viele Andere, die auch sehnlichst auf die ankommenden Passagiere warteten. Alle guckten gebannt auf den Arrval-Ausgang, schauten zu, wie eine Person nach der anderen aus der Tür marschierten - bis ich endlich meine Eltern und meinen Bruder erblicken konnte. Ach herrjemine...sind die weiß gewesen! Der deutsche Winter hatte quasi schon die ganze Farbe genommen und vor allem wenn man an die dunklen Menschen in Kapstadt denkt, erschien meine Familie doch etwas blass, einfach etwas widersprüchlich zu meinem momentanigen Sommergefühl.
Dödööööööööööööm!
Nachdem ich außerdem feststellen konnte, dass mein Bruder nur um ein paar Zentimeter gewachsen war (sorry, Philipp - ich hatte ja schon Angst, dass du auf einmal größer seist als ich), mieteten wir unser Auto und Papa brauste mit hochtourigem Scheibenwischer anstatt zu blinken und kleiner Überforderung in den regen Verkehr Kapstadts hinein. Unsere erste Unterkunft fanden wir nach langem Heckmeck (willkommen in Afrika!) in einem leicht vernachlässigtem Stadtteil Woodstock im Osten Kapstadts. Unser nettes, zweistöckiges Appartment inklusive Frühstücksbuffet fand ich, nach langer Abwesenheit solch eines Luxus' natürlich ganz besonders toll. Es gab sogar Croissants, Teilchen und Orangensaft zum Frühstück!

Robbi am Strand
Am ersten Tag unseres zuerst einmal zweitägigem Kapstadtaufenthalts schafften wir es zum Strand, wo Philipp mitsamt Handy eine ungewollte Dusche einer Monsterwelle genießen konnte und sich am Strand eine Robbe zu uns gesellte. Diese fühlte sich sehr wohl im Schatten des Sonnenschirms unserer Nachbarn, mit dem Kopf lässig auf deren Kühltasche aufgelegt - sah sehr komfortabel aus!
NOCH trocken! Hehe
Am nächsten Tag ging es außerdem auf kleine Erkundungstour in die Waterfront Mall am Hafen, wo wir zu später Stunde auch noch etwas nettes zu Essen in einem Restaurant namens "Ocean Basket" genießen konnten. Die Waterfront hat bis zu später Stunde geöffnet und bat, vor allem zur Vorweihnachtszeit, ein tägliches Abendprogramm in Form von Bands und Vorführungen und außerdem eine riesige Auswahl an Restaurants und Imbissen - hier ist also so gut wie für jeden etwas dabei. Der Familie ließ ich später noch einmal in meine seither schon riesigen Fotosammlung einblicken, bevor wir uns früh ins Bett begaben, da uns am folgenden Tag eine voraussichtlich neunstündige Fahrt in Richtung Port Elizabeth zum Addo Elephant Nationalpark erwartete.

Addo Elephant Park
Eli-Badewanne
Wir verließen unser Appartment wie geplant Ketzbergisch früh (also gegen halb elf) und fuhren auf der Autobahn Richtung Norden (für mich sozusagen ein großes Stück zurück, denn ich kam ja mit Freddie und Freya aus der Richtung). Ich hatte meinen üblichen Spaß am Fahren, natürlich gekoppelt mit schön lautem Musikhören (Mama hat sich gefreut, vor allem da die Bassboxen im Kofferraum installiert waren - zum Glück war das neue Album von Sunrive Avenue für sie geschmacklich Okay). Nach tatsächlich langer Fahrt mit nur einer Pause, kamen wir im Dunkeln in unserer Unterkunft direkt neben dem Addo Elephant Park an. Ein geborener Schweizer grüßte uns sogleich auf Deutsch und empfahl uns zum Essen das nebenan liegende Restaurant. Gerne folgten wir der Empfehlung und strichen unsere Makkaroni-Abendplanung für einen netten Abend im gut bürgerlichen südafrikanischem Restaurant, schließlich war heute Heiligabend und so konnte man einen Tag im Auto etwas entspannter ausklingen lassen. Das Restaurant hatte irgendwas, die Küche war nur durch eine Halbmauer abgetrennt, alles wurde selbst angebaut oder war selbst geschossen und es gab typische südafrikanische Küche - Papa und Mama ließen es sich mit Spezialitäten wie Strauß, Kudu und Springbok-Tartar schmecken, Philipp griff natürlich eher zu einem Hühnchenbrustfilet. Die Unterkunft namens "The Aardvark" (engl. für Erdferkel, hihi) war wirklich toll und schlicht eingerichtet und hatte außerdem eine für uns perfekte Lage, da man innerhalb von fünf Minuten am Haupteingang des Parks war. Leider musste ich Abends über ein kleines Yard gehen und mich in mein Bett im Dorm legen - Da ich zur Zeit der Buchung noch nicht wusste, ob ich um die Zeit schon in Kapstadt gewesen und mitfahren hätte können, wurde zuerst nur ein Dreierzimmer gebucht, was später nicht mehr in ein Viererzimmer umgebucht werden konnte. Das Ganze war für mich natürlich halb so schlimm, da ich an das Schlafen im Dorm durch die letzten drei Wochen sowieso gewöhnt war und auch das Dorm schön war.

Viele Babieeees
Am nächsten Morgen ging es gegen sieben los zum Park. Aus meiner Erfahrung des Krügerparktrips wusste ich, dass sich die Tiere am liebsten Morgens und Abends aktiv rumtreiben, sodass ich sozusagen befahl, bei Öffnen der Tore am Park zu stehen. Für mich war es vor allem überraschend, wie grün und bunt alles war, schließlich war mein erster und letzter Parkbesuch bereits im Winter gewesen, wo die herrlichen Sommerfarben Südafrikas sich noch versteckt hielten. Wir sahen natürlich sehr viele Elefanten, aber auch Wildschweine, Schilkröten, Büffel, Strauße, Zebras und vieles mehr. Vor allem die ganzen kleinen Babytiere begeisterten mich, denn die meisten Arten haben gerade, Anfang bis Mitte des Sommers, ihre Kleinen geboren.
Kalte Dusche gegen die Hitze
Absolutes Highlight war außerdem, als wir eine Wasserstelle entdeckten, an der sich gerade eine oder mehrere Herden Elefanten, bestehend aus plus/minus 50 Tieren, badeten. Auch sehr viele kleine Babyelefanten waren dabei, sodass ich mich vor Freude gar nicht mehr halten konnte. Platsch, platsch, täräääääääää! Im Gegensatz zum Krügerpark (da gibt es ja jetzt so ein tolles, neues Video, das bei Youtube kursiert und auch unser Schicksal hätte sein können, wäre ich nicht damals mit Vollgas vor dem wütenden Bullen geflohen), waren die Elefanten sehr zutraulich und stark an Autos gewöhnt, sodass es überhaupt kein Problem war, wenn sich ein paar der Tiere zwischen den Autos versammelten und dort vor sich hin faulenzten oder (natürlich!) aßen. Nach einem sehr ergiebigen Besuch im Park ging es Abends zum gemeinsamen Grillen in der Unterkunft, schließlich war erst heute, am 25. Dezember, Weihnachten für die Südafrikaner, sodass zusammen gegrillt und gegessen wurde.

Plettenberg Bay
Frühstück
Am nächsten Morgen starteten wir schon wieder zu unserem nächsten Ziel - Plettenberg Bay. Der idyllisch am Berg Richtung südosten gerichtete Küstenort, der nicht umsonst gerne mit dem Ibiza Südafrikas verglichen wird, sollte unsere nächste Station werden. Mit einem kleinen Abstecher zum bereits vorher von mir besuchten Weißenort Jeffrey's Bay und dessen wunderbaren Sandstrand und Outlets, ging es über die riesige und hohe Bloukrains Bridge (meine Familie fand die Autobahnbrücke schon ohne Bungeejump ziemlich hoch und beeindruckend) nach "Plett", wie es Einheimische liebevoll nennen. Unsere dortige Unterkunft war wahnsinnig altmodisch, aber auch wahnsinnig gut gelegen. Mit Aussicht über die gesamte Bucht beim Frühstück inklusive Sonnenaufgang kann man auch über die in pinke Strickklamotten eingepackte Klopapierrollen und Tempoboxen, sowie über goldene Duschdrehknöpfe und purpurne Kopfkissen hinwegsehen. Unsere in die Jahre gekommene Gastgeberin, die hier und da mit konservativ-apartheidgeprägtem Unterton warnte, Abends nicht zu Fuß unterwegs zu sein, war übrigens total geschockt, als wir auf einmal mit vier anstatt mit den angekündigten drei Personen vor ihrer Haustüre standen. Diese Aktion war sozusagen gleichzusetzen mit dem Weltuntergang oder dem ultimativen Schreckensjahr 1994 (Abschaffung der Apartheid - Ahhhhh).
Doppelregenbogen
Am ersten Tag ging es (für mich zum zweiten Mal) zum Tsitsikamma National Park. Wie schon berichtet, ein super schöner Naturpark mit beeindruckender Stahlbrücke über den Stormsriver direkt an der Flussmündung. Zwischendurch hat es leicht gefisselt, was aber trotzdem bei strahlender Sonne passierte, sodass wir einen spannenden Doppelregenbogen sehen konnten. Auch viele der Rock-Dassies begegneten uns aufs Neue. Auf dem Rückweg vom Park machten wir noch einen Abstecher zum Aussichtspunkt von "Face Adrenalin", dem Bungeejumpanbieter. Die Jubel- oder Angstschreie der Springenden hört man witzigerweise durch das ganze Tal (ich glaube Mama war ganz froh, dass sie bei meinem Sprung nicht dort stand). Abends gab's für uns noch eine leckere Pizza in einem netten und einfachem Essensmarkt, wo man sogar seine Getränke selbst mitgebracht und neben seinen Tisch gestellt hat. Irgendwie so eine Art Fressmeile in Form eines Marktplatzes!
Baby-Affe hält sich bei Mami fest
Am folgenden Tag ging es dann noch einmal Richtung Osten - zu mehreren Parks, die uns empfohlen wurden. So bestaunten wir bei netter Führung viele verschiedene Affenarten, besuchten einen riesigen, vielfältigen Vogelparkkomplex und einen Raubtierenpark, in dem man vom Sibirischen Tiger bis hin zum Jaguar alles in viel zu kleinen Käfigen beobachten konnte.
Nach einem erneut sehr altmodische-Oma-lastigen Gespräch beim Frühstück über dies und das, ging es für uns zurück zur Mother City - Kapstadt.

Über den weiteren Urlaubsverlauf in Kapstadt und meiner Heimfahrt, sowie die neuesten Farmgeschichten werde ich dann in meinem nächsten Eintrag berichten (der hoffentlich vor den in eineinhalb Wochen anstehenden Ferien und meinem weltwärts-Bericht, sowie meinem Kurztrip nach Kapstadt fertig sein wird).

Salang sentle, Amigós!