Südafrika - 12 Monate in der Regenbogennation: 2013

Donnerstag, 14. November 2013

Ooooright, oooookay

Lieeeebe Leute!
Endlich ist es mal wieder soweit und ich habe Zeit gefunden nach langer, langer Durststrecke, einen Blogeintrag zu verfassen. Ich habe, wie immer, einiges erlebt, wobei (wie bereits erwähnt) die meisten anfangs spannenden Sachen immer alltäglicher werden. So zum Beispiel das Leben in den Hütten, die ganzen Schwarzen in der Gegend (es gibt Tage, an denen ist man wirklich die einzige Weiße), das heiße Klima und der zum Glück existierende Pool (wahrscheinlich wäre ich ohne ihn früher oder später bereits erschwitzt - tragischer Tod).
Nur an den etwas anderen Umgang, Kommunikation, etc. pp. kann man sich immer noch nicht recht einfinden. Die Vermutungen schwanken derzeit zwischen der Existenz eines geheimen Buschfunks und der Fähigkeit der Schwarzen, Sachen einfach zu wissen oder vorauszuahnen. Ich meine, woher wissen die denn jetzt (und zwar ALLE, außer man selbst), dass der Bus heute früher/später/gar nicht kommt? Dieses Südafrika macht mich feddich!

Vor allen Dingen die Hitze hat in den letzten drei Wochen gefühlt exponentiell zugenommen, spürbar merkbar an leichten Sonnenbränden, diversen Schwitzattacken und Müdigkeitserscheinungen. Auch kollektive Motivationsstörungen lassen sich unter den Symptomen finden. "So ein Mist! Das Kindergartentaxi ist weg...naja egal, chillen wir halt noch ne Runde und kommen später - oder wir arbeiten heute mal gar nicht!".

Aber nun zu den vergangenen Geschehnissen, über die ich etwas weniger ausführlich als sonst berichten werde (drei Wochen detalliert zu beschreiben ist mir jetzt zu anstrengend und wäre so oder so einschläfernd).

Bereits an dem folgenden Mittwoch mussten wir mit unserer "Beadsverpackungsfabrikarbeit" fortfahren - was gibt es schöneres, als in Südafrika den gesamten Tag nach der Arbeit Armbänder am Fließband zu verpacken? Übrigens sollen die Armbänder in naher Zukunft als Doppelpack auch in Deutschland verkauft werden - bei Interesse also gerne die Augen aufhalten, wenn ich Neuigkeiten bezüglich der Verkaufsorte bekomme, werde ich euch natürlich teilhaben lassen. Während des Nachmittags kam nebenbei auch noch eine "neue" Freiwillige an (auch mit mir im Urlaub gewesen), die sich in ihrem Projekt nicht mehr sehr wohl gefühlt hat und für die letzten Wochen noch zu uns auf die Farm sollte. Momentan befinden wir uns also zu neunt auf der Farm (wenn man kleinlich ist zu acht, da Yannick zur Zeit im Urlaub ist) und nennen uns entsprechend seit Neuestem "Die Farmily"...Verstehsteee?

Versammlung Scheißgrube
Bald bekamen wir eine neue, supererfreuliche Nachricht: Auf der Farmparty haben sich ein paar Idioten die Freiheit genommen, sich nicht daran zu halten, außer Toilettenpapier nichts Außerfäkalisches ins Klo zu schmeißen. Resultat: Die Bakterien wurden stark angegriffen und die unterirdische -verzeiht- Scheißgrube war kurz vorm Überlaufen. Die Kacke war also regelrecht am dampfen! Entsprechend mussten Maßnahmen ergriffen werden und das Klo sowie die ebenfalls dort angeschlossene Dusche waren vorerst geschlossen. Stattdessen musste man zu Arno und Beate gehen (oha, weiter Weg von zwei Minuten). An sich nichts schlimmes, würden unsere Freiwilligenkollegen in ferneren Dörfern sagen, die nur ein Plumpsklo und Schüsseln zum "Duschen" zur Verfügung haben. Wenn man den "Luxus" eines nahegelegen Badezimmers aber einmal genießen durfte, ist es schwer sich davon zu lösen. Vor allem die alltägliche Klo- und Duschplanung stresste sehr...
Zum Glück haben es unsere Jungs recht schnell hinbekommen, die Duschleitung in einen Busch hinter meiner Hütte umzuleiten, sodass das Duschen gegen Wochenende wieder möglich war. Auch die Bakterien in der Scheißgrube können mehr oder weniger ersetzt werden, sodass wir nun nur noch kleines und großes Geschäft separieren müssen (auch toll, wenn alle anhand deiner Richtung wissen, was du auf Klo machst). Aber immerhin schon eine etwas bessere Entwicklung, als uns voraus gesagt wurde - nämlich bis Januar gar nichts nutzen zu können.

Unsere kleine Badewanne
Nun aber zu weitaus schöneren Themen, als unserer Scheißgrube. Der ziemlich große Pool ist mittlerweile auch bis oben hin voll und man kann von der Kante aus rein springen. Das folgende Wochenende (nach dem sehr ermüdenden Farmpartywochenende) haben wir also einfach mal gar nichts gemacht.
Neben einem abendlichen Besuch zum Braai bei weißen Farmern haben wir nur am Pool gelegen, gelesen, Musik gehört und erschreckenderweise festgestellt, dass dieses unser erstes, wirklich hundertprozentig entspanntes Wochenende sei, an dem wir einfach nur gar nichts taten. Auch schön!
 
Nach dem Chiller-Wochenende folgte wieder ein etwas belebteres. Wir hatten Besuch von Freiwilligen einer anderen Organisation, die aber auch bei unserem Vorbereitungsseminar im Juni waren, aus Pretoria. Während wir Freitags noch unter uns Farmlern einen gemütlichen Abend mit Unterhaltungen hatten, trudelten am Samstag nacheinander die ersten MRDPler ein. Nach dem gemeinsamen Besuch bei einem Heimturnier der "Skuinsdrift Young Stars" gegen umliegende Mannschaften (wurde übrigens gewonnen!) ging es Abends weiter zur Halloweenparty im Croc Inn. Die meisten hatten etwas schwarz an, während andere sich doch tatsächlich sehr viel Mühe mit ihren Kostümen gegeben haben - schließlich sollte es einen Preis für das beste Kostüm geben.
Croc Inn Gruppenfoto
Die Party war an sich ganz nett, die Musik durften wir mit unseren Liedern etwas aufpäppeln und die Organisatoren hatten sich die ein oder andere Idee für den Abend einfallen lassen. Das Essen war....(lange Pause, nachdenklicher Blick)...okaaaaay!....und die Bowle ebenso. Wobei, letzteres eigentlich sogar eher nicht so... Fairerweise muss man an dieser Stelle aber ebenfalls hinzufügen, dass wir mit unserer 35-Leute-starken Mannschaft den Laden überhaupt erst gefüllt haben...ansonsten wäre es bei den 10-15 Farmern geblieben, die sich einen netten, gemütlichen Abend gemacht hätten. Das hat vor allem die Organisatorin eine Millionen Mal erwähnt..."I am soooo, soooo glad you came!"..blabla...

Die letzten Wochen in der Schule waren nebenbei mal wieder mehr als öde. Es wurde immer heißer und die Lehrer und Schüler entsprechend träger...auch meine eigene Motivation hielt sich in Grenzen. Bald fingen zusätzlich auch schon die ersten finalen Examen an, sodass ich mich in einer noch gar nicht so alten Erinnerung wiederfand - vor den letzten Ferien wurde ich schließlich auch anderthalb Wochen fast totgelangweilt, weil durch die Examen einfach NICHTS an der Schule passierte. So ging es in dieser besagten Woche erneut los...Also sprach ich mit Beate, ob ich nicht die Möglichkeit hätte, dieser Langweile zu entgehen und mir beispielsweise andere Projekte anzugucken. Es gab das okay, sodass ich nun nur noch meinen Schulleiter überreden musste, der an dieser Stelle nunmal auch etwas zu sagen hat. Zum Glück hatte ich einen herausragenden Trumpf auf meiner Seite: Das noch nicht ganz fertiggestellte Handballtor, dass ich bald auf das Schulgelände bringen würde (dazu später mehr). In völliger Begeisterung stimmte er sogleich zu, dass ich die letzten Wochen bis zu den Ferien freibekommen könnte um in anderen Projekten zu helfen.

Folglich habe ich in den letzten knapp zwei Wochen sehr viele unterschiedliche Dinge gemacht. Ich war einen Tag im Kindergarten Ikagisano (siehe hier auch Spendenaufruf!), zwei Mal in der Vorschulklasse der Primary, habe für den Haushalt in Zeerust eingekauft, einen Tag lang den Shop auf der Farm geschmissen, das Handballtor, was Yannick aus Metall geschweißt hat mit Rostfarbe/Farben angepinselt und mit dem Netz bespannt und den anderen Freiwilligen im Thuto Mutheo Crèche unter die Arme gegriffen. Im Gesamten habe ich also sehr viele neue und interessante Eindrücke gewonnen und es war sehr schön mit dem Gedanken, morgen etwas Neues zu erleben, ins Bett zu gehen. 
Upsi...Unfall
Ikagisano Crèche
Andererseits hat einem so ein bisschen die Zuordnung gefehlt und man hatte keine Regelmäßigkeiten in seinem Alltag. Hervorzuheben sind aber vor allem die tollen Erfahrungen, die ich nun auch endlich mit kleineren Kindern machen durfte (abgesehen von dem nachmittäglichen Youth Club), auch wenn die Kleinen anders sind als in Deutschland. Aber irgendwie sind sie sich doch so ähnlich...Kinder halt!

Unter der Woche habe ich angefangen, das Tor anzumalen. Yannick hat, nach den groben Maßen, ein Tor aus Metall geschweißt (sehr praktisch) und ich muss sagen, es ist wirklich gut geworden! Das Netz ist kurz davor auch angekommen (danke an dieser Stelle an die lieben Haaner :) ) und wenn die Färbung in Rot-Weiß auch bald abgeschlossen ist, wird es wohl einfach top aussehen! Wenn es dann irgendwann mal fertig ist (Freddie muss das Klebeband mal suchen und vor allem auch finden) wird es mit dem Bakkie (Pick-Up) zur Highschool gebracht. Das Netz, hier etwas sehr seltenes und dementsprechend wertvolles, muss ich dann wohl immer wieder abnehmen und bei den Lehrern verstauen, damit es (trotz umzäunten Schulgelände) nicht geklaut werden wird. Die Kids, die manchmal über das Yard kommen, sind auf jeden Fall schon sehr begeistert und ich überlege, noch ein zweites zu basteln (falls Yannick das noch schafft), um dieses dann bei uns stehen zu lassen. Auch wenn ich leider, leider die Befürchtung habe, dass es sowieso nur zum Fußballspielen missbraucht wird, nachdem ich ihnen einmal Handball nahegebracht habe...Aber naja, hauptsache den Einheimischen hier bringt es etwas!

Am letzten Wochenende ist auf der Farm tote Hose gewesen - alle waren irgendwo, irgendwie unterwegs. Ein paar von uns sind Samstag bei einer Hochzeit kurz vor Pretoria gewesen, während die anderen paar, darunter auch ich, Freitag morgen (richtig - nicht gearbeitet) nach Rustenburg getrampt sind.
Trampen nach Rustenburg
Wir hatten wirklich gute Lifts und waren schon gegen frühen Mittag in Rustenburg, sodass wir sehr viel Zeit hatten um eine recht ausführliche Runde shoppen zu gehen. Wobei ich, wie ich zugeben muss, teilweise schon etwas gehemmt einkaufe, da man permanent im Hinterkopf hat, dass man die ganzen coolen Sachen nächstes Jahr unter die 21 Kilogramm Gewicht bringen muss...
Gegen Abend hat sich unsere Gruppe getrennt. Die einen sind in Rustenburg geblieben, um dort (oho, große Stadt) mal feiern zu gehen. Vor allem deswegen praktisch, weil man mittlerweile die ein oder andere Person dort kennt, bei der man übernachten kann. Freya und ich sind stattdessen in ihr früheres Projekt gefahren, um ihr das von der neuen Freiwilligen mitgebrachte Handy zu holen (lange Geschichte...). Gegen (hier spätem) Abend kamen wir mit dem Minitaxi in Mabeskraal an und ruhten uns kurz in dem Haus der Gastmama aus, bevor es es auch schon weiter in die nächstbeste Tavern gehen sollte. Wie beim letzten Mal schon erkannt, sind die Taverns als nette und interessante Erfahrung einzustufen, allerdings muss man stockbesoffene und teilweise wirklich unangenehme Schwarze jetzt auch nicht jedes Wochenende beim Feiern um sich haben. Wer spannt schon gerne im Pub einen Regenschirm vor sich auf, um sich vor den drohenden Massen angeflogenen Speichels zu schützen? Auch der Geruch ist manchmal eher Gasmaskenniveau...
Nach einer schlecht-geschlafen-Nacht (vieeeel zu heiß und zudem noch ein "night service" einer Beerdigung nebenan - in den paar Stunden in denen ich hätte schlafen können, wurde durchgehend und lauthals gesungen. Die spinnen, diese Südafrikaner!) ging es am nächsten Morgen endlich wieder nach Hause.

Nach einer kurzen Runde im Pool und einziger Shopschicht für diesen Tag, blieb nicht lange Zeit zum Ausruhen - wir waren wieder bei einem Farmer zum Braai eingeladen (nicht mit so vielen, die anderen waren noch auf der Beerdigung). Weil dieser besagte Farmer mehr oder weniger im Dauerkoma ist (die Farmer sind wirklich richtige Schluckspechte!), wollten wir nicht Abends von ihm nach Hause gebracht werden sondern schliefen in seinen Gästezimmern - erneut viel zu heiß und zudem auch viel zu eng...
Der Abend war an sich ganz nett, allerdings ist dieses Verständnis von "Grillen" (Braai) nicht ganz ähnlich dem unseren. So sagen die Buren, dass man auf das Essen warten muss, damit es schmeckt...um 23.30 Uhr hatten wir folglich immer noch nicht wirklich was gegessen. Und die Moral von der Geschicht: Iss vor einem Braai nicht Nichts!!!
Dafür hatten wir aber sehr viel Spaß, dem Gastgeber mehr oder eher weniger erfolgreich Flunkyball beizubringen (wer nicht kennt - shame on you! - bitte googlen). Nachdem unser Team eigentlich schon am gewinnen war, hat es der Farmer leider vermasselt, uns den Sieg zu bescheren. Unter anderem, weil er doch tatsählich nicht in der Lage war, die Flasche wieder hinzustellen bzw. sehr gerne mal mit trank, wenn die anderen getroffen hatten. Liebe Handballer...es war ein Trauerspiel!
Am Sonntag ging es unerwarteterweise nur kurz nach Hause und direkt zu Loane, der uns erneut auf seine Farm eingeladen hatte. Wir hatten, wie letztens auch schon, einen sehr entspannten Tag am Pool und hauseigenen Fluss mit anschließendem sehr leckerem Essen. Also in tuto ein sehr, sehr erfolgreiches Wochenende! Nur der Blogeintrag kam dadurch, wie ihr gemerkt habt, mal wieder zu kurz...Ich hoffe man verzeiht.

Zurück zur Arbeit: Eigentlich wollte ich statt Highschool die restliche Zeit (ca. zwei Wochen) im Crèche in Koffiekraal verbringen, aber durch die eine Woche andere Projekte angucken und anderen Zwischenfällen werde ich dies, wenn überhaupt, nur noch die nächste Woche machen, bevor es mal wieder AB IN DEN URLAAAAAAAAUB geht.
In meinem Arbeitsort Koffiekraal gab es diese Woche nämlich ein paar Aufstände und Straßenkämpfe, sodass der Bus auf Warnung des "King of the Village" auf halber Strecke umdrehte und wir den folgenden Tag, laut Arno, auch lieber nicht dorthin fahren sollten. Stattdessen war ich also wieder in anderen Projekten bzw. fahre morgen erneut mit nach Zeerust, um bei den großen Einkäufen zu helfen. Vielleicht schaffe ich es am Montag mal, in die Crèche zu fahren und mir den Arbeitstag dort anzugucken - ich wäre dort im Übrigen die erste Freiwillige überhaupt, deswegen ist das Ganze eigentlich schon recht reizvoll für mich und doch sehr schade, dass ich diese Woche noch nicht dort starten konnte. Nach den großen Ferien muss ich ja auch wieder zurück an die Highschool.

Apropos Ferien...Nach viel Trara und mehrfachem Hin und Her werde ich, zu meinem Glück, doch nicht am Anfang mit jemand anderem auf der Farm alleine bleiben, sondern kann mit Freya und Freddie ab dem 24. November die Küstenroute von St. Lucia bis nach Kapstadt abgrasen. Bis zum 16./17. Dezember sind die beiden mit mir unterwegs, bis sie zurück nach Johannesburg fahren, weil Freya am 17.12. zurück nach Deutschland fliegen wird. Da meine Eltern erst am 21. in Kapstadt landen werden, es für mich aber auch schwachsinnig ist, mit den anderen zurück zu fahren, um dann sofort wieder nach Kapstadt runter zu kommen, werde ich die paar Tage alleine in Kapstadt verbringen. Anschließend bin ich mit meinen Eltern vom 21. Dezember bis zum 6. Januar an der Küste zwischen Kapstadt und Port Elizabeth unterwegs (hauptsächlich Kapstadt). Nach dem Abflug meiner Eltern werde ich mit drei anderen Freiwilligen, die ebenfalls über Weihnachten und Silvester in Kapstadt sind, über Kimberley zurück nach Hause fahren. Vielleicht werden wir noch ein paar Tage in Loanes Appartement in Johannesburg verbringen (alles ganz spontan), sodass ich um den 10. Januar herum wieder zurück auf der Farm sein werde. Der aufmerksame Leser wird gemerkt haben: Ja, ich bin insgesamt ca. sechs bis sieben Wochen unterwegs! Total irre...aber wird bestimmt eine super tolle Zeit. Also bitte auch schon mal darauf einstellen, dass ich unter Umständen erst im Januar erneut berichten werde. Über Whatsapp und Facebook werde ich aber ab Morgen wohl auch wieder erreichbar sein, da dann ein neues Handy via Freddies Eltern ankommt...wie der eine oder andere schon mitbekommen hat, war mein eigentliches Handy auf kurzer Tauchexkursion im Klo unterwegs und hat selbst nach langem Schlaf über Nacht im Ofen noch einige markante Macken gehabt. Jana und ihre Handys...

Des Weiteren geht es den Katzenbabies super, sie werden nur viel zu schnell viel zu groß...aber sind bisher immer noch genau so süß, bzw. werden eigentlich immer süßer, da sie langsam anfangen trollig durch die Gegend zu torkeln.

Soweit so gut aus der Hitze! Liebe Grüße und fühlt euch gedrückt!

Salang sentle!

Montag, 21. Oktober 2013

Ah Munaaa! Oh Mann!

Nach langer Zeit mal wieder ein allgemeines "Dumela" miteinander! Feinnju?
Kurze Zeit zum Durchgehen der letzten Woche...ja, es wird etwas alltäglicher hier auf der Farm. Dementsprechend geringer ist die Menge an Informationen derer ich mich gedrängt fühle nach Deutschland weiterzugeben. Das heißt nicht, dass hier nichts passiert oder es gar langweilig wird! Die Dinge bleiben irgendwie immer noch ein kleines bisschen besonders - auch wenn sie fast jeden Tag geschehen.

Die Fußball-AG musste die letzten beiden Wochen ärgerlicherweise ausfallen. Die Schulordnung wurde auf Sommer umgestellt, sodass die Mädchen jetzt im Rock kommen müssen und nicht mehr auf eine Hose zurückgreifen können. Das bedeutet des Weiteren, dass die Teilnehmerinnen meiner AG am festgelegten Mittwoch Sportklamotten mitbringen müssen...sich an dieses kleine, wichtige Detail zu erinnern fällt den Meisten (eigentlich allen) offensichtlich so schwer, dass sie es nie tun und ich Mittwochs alleine in Trainingshose und Trikot dastehe (in langer Polyesterhose EXTREM schwitzig, kurze Hose darf ich ja leider nicht tragen...). Naja, ich schaue mir das ganze die nächsten Wochen noch an, ansonsten werde ich die AG wohl oder übel in eine andere Jahreszeit verschieben müssen...bis dahin habe ich dann hoffentlich schon die ersten Utensilien aus Deutschland erhalten (vielen Dank an dieser Stelle für alle Bemühungen Eurerseits!).

Am Freitag war ich nach langer Zeit das erste Mal mit zum Youth Club in Tshwaro (ca. 30-45 min zu Fuß). Wir Freiwilligen von der Farm machen Donnerstags und Freitags für ein, zwei Stunden ein Nachmittagsprogramm mit den Kids aller Altersklassen in der Umgebung. Die Kinder freuen sich immer riesig auf uns (vor allem weil wir so auflösbares Süßpulver mitbringen, was am Ende verteilt wird) und auch einem selbst bringt es eine Menge an Erfahrung. Man bekommt weiteren und intensiveren Kontakt zu den Locals und beschäftigt nebenbei die Kinder, die sonst nicht sonderlich viele Möglichkeiten haben, der alltäglichen Langeweile zu entgehen. Auch wenn man regelmäßig vollgerotzt, angetatscht und bematscht wird, ist es sehr spaßig mit den Kleinen zu spielen - sie sind wirklich süß. Ich bin vor allem sehr begeistert davon, wie lebensfroh die Kinder sind, und das trotz der Lebensumstände. Aber so ist es meistens hier: Manche sagen zwar, dass es ihnen schlecht geht und man ist sich überwiegend darüber bewusst, dass man ein sehr reduziertes Leben führt, aber nur sehr wenigen fehlt es an Durchhaltevermögen. Wobei man dazu sagen muss, dass hier generell NICHT (bis auf die Kinder) diese allgemeine Frohnatur und alles-ist-toll-Ansicht ausgelebt wird. Vor allem im Shop wird man oft unfreundlich und gefrustet angesprochen. Bitte und Danke wird hier nur im äußersten Notfall benutzt und Respekt muss erstmal hart erarbeitet werden. Was jetzt nicht heißen soll, dass es total unangenehm ist, hier zu leben, oder die Locals unverschämt und unfreundlich sind - sie sind einfach nur anders...und zwar vollkommen!

Am vorletzten Wochenende dann eine unerwartete "supertolle Überraschung"...die sogenannten "Beads", Armbänder aus Perlen, die von den Localfrauen hier für eine kleine Summe in Massen hergestellt, bei uns verwaltet und anschließend für einen jeweiligen guten Zweck verkauft werden, kamen zu einer riesigen Menge zurück, damit sie auf der Farm eingepackt werden können. 
Wir hatten zwei Möglichkeiten: Entweder wir beauftragen ein oder zwei Localfrauen mit dieser Aufgabe, oder wir machen das ganze selbst und spenden den Erlös an unsere eigene Organisation (MRDP), um mit dem Geld den Kindergarten hier in der Nähe zu unterstützen. Da zwei von uns Freiwilligen in diesem Kindergarten arbeiten und wissen, wie wichtig es ist - seit dem Wegfall der staatlichen Förderung - mit jeglichen Mitteln Geld einzuspielen, entschieden wir uns für letztere Option (zum Kindergarten "Ikagisano" später mehr). Da sich die Menge der zu verpackenden Beads an den folgenden Tagen nach der Entscheidung als größer entpuppte als erwartet, saßen wir insgesamt elf Stunden (Samstag und Sonntag) mit acht bis zehn Leuten vor den Armbändern, um diese wie Maschinen am Fließband einzupacken. Nach der Arbeit fühlte man sich etwas gerädert...das Gefühl erinnerte mich an meine zwei anstrengenden Arbeitswochen bei der Bohle AG, in denen ich sogar Nachts davon träumte, Glasschneider einzupacken. Von einem richtigen Wochenende ist in diesem Falle also weniger zu sprechen...
Übrigens: Die Armbänder werden, so angedacht, auch bald in Deutschland verkauft. Wer schon vorher an vielen verschiedenen Arten und Zwecken der "Beads" interessiert ist und gerne hilft, sei herzlich dazu eingeladen, mir eine Nachricht zu senden. Ich besitze selbst schon einige der Bänder und werde ein paar Exemplare über Weihnachten nach Hause bringen lassen. Also scheut euch nicht, die Sicherheit, dass das Geld da ankommt, wo es am meisten benötigt wird, ist gegeben - nämlich durch mich.

Die folgende Woche verlief soweit wie immer...die Hitze wird langsam aber sicher schon quälend, vor allem in der Schule mit langer Hose. Am Mittwoch Abend ging es mir etwas schlechter, es deutete wohl schon ein wenig das Krankwerden an. Tatsächlich entwickelte ich über die Nacht etwas, was sich auf meinen Magen niederschlug, sodass ich Donnerstag vollkommen flach lag, den gesamten Tag zu nichts imstande war und mich auch nicht wirklich getraut habe, etwas zu essen. Und das ausgerechnet vor der großen MRDP-Party auf unserer Farm am Wochenende! Zum Glück ging es mir Freitag einigermaßen gut, sodass ich mit nach Zeerust die Einkäufe erledigen konnte. Nach den Haushaltseinkäufen etc. hatten wir noch etwas Zeit für uns, sodass ich endlich zwei Schlabberhosen für die Schule kaufen konnte. Zusätzlich fand ich noch ein paar Tops und ein Bettlaken. Im Supermarkt entdeckte ich außerdem Luftmatratzen und einen Minipool für in den Pool (kann man sich als eine Art Tisch vorstellen - in dem Babypool kann man Sachen reinlegen während man auf der Luftmatratze schwimmt...edel, oder?), die dann sogleich gekauft wurden. Auch ein Ventilator für meine Hütte musste in den Einkaufswagen - andernfalls werde ich früher oder später in meiner Sauna erschwitzen, denke ich (vor allen Dingen am Wochenende ist die Hitze ärgerlich, da man nicht mal ansatzweise ausschlafen kann).

Als wir am Abend zurück aus Zeerust kamen, erwarteten uns schon unsere Wochenendgäste aus Potchefstroom. Fünf der acht im Kinderheim arbeitenden weltwärts-Freiwilligen verbrachten die drei Tage bei uns und so tauschten wir uns sehr viel über unsere Projekte aus. Uns wurde Nutella, ein wenig Alkohol und ein selbstgebackener Kuchen aus der Stadt mitgebracht - super Sache!

Samstag starteten wir den Tag mit einer netten Runde am Pool - inklusive der neuen Luftmatratzen. Leider ist der Pool noch immer nicht voll gelaufen und zu Beginn mussten wir diverses Blätterzeugs entfernen, aber trotzdem bringt das erfrischende Wasser die nötige Abkühlung. Dadurch, dass der Pool ein altes Trinkwassersammelbecken ist und unter Bambus steht, bringt das Ganze noch einen besonderen Flair mit sich. Nachmittags fanden sich nun schon die ersten Gäste auf der Farm ein und wir starteten unsere Vorbereitungen für den Abend - als es plötzlich wie aus heiterem Himmel kübelweise schüttete. Hier ist es seit Februar der erste vernünftige Regen und selbst für uns ist es nach der langen, regenlosen Zeit etwas Besonderes. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie man sich über Regen freuen und ihn zelebrieren kann! Regentanzalaaaarm!!!
Die Party war soweit ein voller Erfolg, man hat viel über die unterschiedlichsten Projekte geredet und es war einfach schön viele bekannte Gesichter wiederzutreffen. Sogar das Aufräumen am nächsten Tag wurde im Kollektiv sehr schnell erledigt und auch das Einkaufen am Freitag (ebenfalls in Zeerust) war nicht so chaotisch, als dass man nicht vermuten könnte, dass wir sowas öfter starten werden. Vor allem, da es sonst ja eher ruhiger auf der Farm zugeht (außer wir leiten Gegenteiliges ein...).

Zu guter letzt: Nun hat auch eine "unserer" Katzen ihre Babys bekommen...es sind drei zuckersüße, schwarze Racker, genau fünf Tage alt - nur bei der Geburt am Freitag war ich leider in Zeerust...Die anderen beiden Kleinen sind nun schon etwas verspielter und tollen schon in ihrem Karton rum. Sehr interessant und süß, die recht schnelle Entwicklung von Coke und Zero anzuschauen. Über unsere Katze namens "Mehrwertsteuer" und ihre drei Kinder "Erbschaftssteuer", "Spitzensteuersatz" und "Rentenkürzung" werde ich in Zukunft aber regelmäßig berichten - in der Hoffnung, dass sie alle durchhalten, bis sie groß genug sind, alleine klar zu kommen.

Bis dahin, salang sentle!

P.S.:
Hier der Aufruf von meinen Farmkollegen...Das Projekt liegt uns wirklich sehr am Herzen und jeder Pate, der den Kindergarten "Ikagisano" in irgendeiner Form unterstützt ist wichtig! Also, denkt mal drüber nach - vielleicht habt ihr ja für eine bestimmte Zeit ein paar Euros für die Verbesserung eines Kinderlebens übrig!                                              (Zum Vergrößern klicken!)

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Jingle Bells

Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich! Ich bin gerade in der Schule und habe die üblichen Freistunden...erst in ca. zwei Stunden habe ich die nächste Klasse in Mathe und am Nachmittag ist wieder Fußball-AG.

In der vergangenen Woche ist eigentlich recht wenig passiert (wobei wenig untertrieben ist, wird aber nun mal jetzt alles am letzten Urlaub gemessen). Von einer Kollegin ist kurz nach den Ferien der Mann gestorben, weswegen sie vorerst nicht in die Schule kommen wird und eine Menge Unterricht ausfällt (juckt hier nicht wirklich jemanden). Am Donnerstag war ich mit meinem Kollegium nach der Schule zu einem Kondolenzbesuch im Elternhaus des Verstorbenen, wobei viel gesungen, gebetet, getrauert und gegessen wurde. Die Frau des Verstorbenen muss während der Zeit, in der der Gatte verstorben ist, aber noch nicht beigesetzt wurde, in einem Zimmer verweilen und trauern. Wir durften zwar für kurze Zeit zu ihr ins Zimmer, jedoch nahm sie nicht bei den Trauerbekundungen, der Kondolenzübergabe, etc. mit ungefähr 35 anderen Gästen teil. Das Wohnzimmer der Familie war dementsprechend voll, wobei ich mich frage, wie die Zeremonie in ärmlicheren Verhältnissen mit weniger Platz ausgeführt werden würde (das Haus war sogar verhältnismäßig nobel, der Vater war einmal Lokalpolitiker für die ANC).

Am Samstag folgte nun sehr früh die Beerdigung, erneut beim Elternhaus (normalerweise geschieht das Ganze bei der Familie, allerdings hatten die beiden kein gemeinsames Haus, weswegen man auf das Elternhaus zurückgriff). Der Kultur entsprechend musste ich meine Schultern bedecken, einen Rock, der bis über die Knie reicht tragen und meinen Kopf mit einem Tuch umwickeln. Allerdings gab es keinen Farbcode, obwohl der Großteil der Menschen trist und unauffällig gekleidet war. Rein theoretisch hätte man aber auch in einem feschen neonfarbenen Colorblockingaufzug erscheinen können...
Erstaunlicherweise und entgegen meiner Erwartungen fanden sich zwischen einer südafrikanischen und einer deutschen Beerdigung recht viele Gemeinsamkeiten. Zu Beginn (7 Uhr morgens) saß man zusammen bei eine Art Gottesdienst in einem weißen Festzelt im Vorgarten der Familie. Es wurden viele Gebete gesprochen und unterschiedliche Leute kamen zu Wort, außerdem bestand die Zeremonie zu mehr als der Hälfte aus singen und tanzen. Währenddessen stand der Sarg des Mannes vorne am "Altar" und wurde als Abschluss des Trauergottesdienstes von Angestellten des Beerdigungsunternehmens in eine schwarze Limousine getragen. Gegen halb 11 folgte die Beisetzung auf einem nahegelegenen Friedhof, zu welchem die Gäste mit ihren Autos in einer langen Schlange, begleitet vom eingeschalteten Warnblinklicht, fuhren.
Angekommen, wurde erneut viel gesungen und somit die Trauer verarbeitet und den Hinterbliebenen Mut zugesprochen. Anschließend wurde der Sarg in das bereits ausgehobene Grab hinabgelassen, der Priester sprach ein paar letzte verabschiedende Worte und warf den ersten Haufen roten Sand in das Loch. Daraufhin begann man sich abwechselnd das Grab zuzumachen, wobei erneut kräftig und leidenschaftlich gesungen wurde. Während in Deutschland auf Beerdigungen größtenteils geschwiegen wird, ist sie in den traditionellen Schwarzen Dörfern eher von Leidenschaft und Zuversicht durchzogen.

Nach der Beisetzung ging es zurück zum Haus, wo schon lange Schlangen vor dem Essen warteten - die Anzahl der Gäste hatte sich plötzlich verdoppelt, offensichtlich lässt sich ein Beerdigungsessen niemand, der den Verstorbenen auch nur flüchtig kannte, entgehen. Das Essen war erstaunlich lecker (das Aussehen allein ließ dies nicht erahnen) und vor allem die Nachtisch-"Cakes" erinnerten mich irgendwie an Weckmänner, wodurch man sich gleich heimischer fühlte. Nach dem Essen unterhielten sich meine Kollegen noch sehr lange mit der Witwe, bis es gegen 15 Uhr endlich zurück nach Hause ging. Alles in einem hat sich das frühe Aufstehen und der Besuch der Beerdigung gelohnt, weil es sehr interessant war, der fremden Kultur noch etwas näher zu kommen (das Essen hat im Übrigen auch noch echt viel raus gehauen). Allerdings muss ich jetzt nicht unbedingt so oft zu einer Beerdigung, da die Zeremonie insgesamt sehr langwierig war und vor allem dadurch etwas anstrengend wurde, dass fast ausschließlich Setswana gesprochen wurde - nebenbei ist eine Beerdigung auch vom Kern her nichts sonderlich tolles.

In der Schule habe ich einen kleinen Fortschritt zu verbuchen, da ich mir einen eigenen Raum organisieren konnte, in dem ich nun auch etwas Platz habe und jeweils kleinen Schülergruppen eine Art Intensivunterricht geben kann. Es ist um einiges entspannter und effektiver, in einer kleinen Gruppe aus sechs Leuten ein Thema zu vertiefen, als in einer riesigen Klasse aus 31 oder 64 Schülern. Allerdings ist mir während dieser ein, zwei Stunden deutlich aufgefallen, wie mangelhaft teilweise selbst in der neunten Klasse Englisch gesprochen wird. Angesichts der Tatsache, dass nahezu jedes Fach final in Englisch getestet wird und Englisch dementsprechend das größte Hindernis ist, um den angestrebten Schulabschluss zu erhalten, werde ich wohl ein paar Englischvertiefungskurse organisieren.

Am Samstag waren wir mit insgesamt 16 anderen deutschen MRPD Freiwilligen in einem naheliegenden Pub, in dem wir mehr oder weniger die Wiederholung des Rugby Spiels der "Springboks" gegen die "All Blacks" verfolgten und uns währenddessen über die jeweiligen Zustände unserer Projekte austauschten. Dafür, dass das südafrikanische Nationalteam verlor, waren die anwesenden weißen Afrikaner eigentlich noch ziemlich gut gelaunt. Nebenbei ist es immer wieder interessant, sich  mit anderen deutschen Freiwilligen über das Land und die unterschiedlichsten Eindrücke und jeweiligen Verhaltensweisen auszutauschen. Das nächste Mal werden wir nur eigene Musik mitbringen müssen - nach dem man während des Abends zum fünften Mal den "Total Eclipse Of My Heart" - Technomix über sich ergehen lassen musste, wurde das Vorhaben sofortig mit dem Baarkeeper besprochen.

Loanes Pool
Am Sonntag lud uns Loane, der wohlhabende Weiße aus Johannesburg, bei welchem wir gekellnerten hatten, zu einem Braai auf seinem Wochenendgrundstück ein. Bei bestem Wetter durften wir seinen Pool benutzen um uns abzukühlen und die Aussicht genießen. Dies tat echt gut, man merkt nämlich langsam aber sicher, dass es heißer und heißer wird und es in der Sonne nicht mehr so gut auszuhalten ist. Gegen Nachmittag begannen wir dann das Festessen mit typisch viel Fleisch und eher wenigen Beilagen. Auch der Nachtisch, "Tarté Chocolat" oder so (I don't like french), war super lecker.

Montag Nachmittag war ich das erste Mal mit allen zusammen in der nächst größeren Stadt (übertriebene Bezeichnung) beim Yoga. Wie die meisten wahrscheinlich wissen, ist es eher weniger ein Sport, den ich favorisieren würde und tatsächlich dachte ich während der 1 1/2 Stunden zwischenzeitlich, dass mein Rücken in den nächsten Sekunden auseinander klappt. Nebenbei ist es sehr anstrengend, den fast permanenten Lachreiz zu unterdrücken, da es doch sehr amüsant ist, wenn die ganze Gruppe als "Baum" auf ihren Matten steht und nebenbei während des Ausatmens "Ooooooohhhhhmmmmmmmmmmmmm" summt. Trotz dieser wenigen Unannehmlichkeiten werden wir als Gruppe die Stunden regelmäßig fortführen, zumal circa 5-6€ für 90 Minuten nicht sonderlich teuer ist.

Gestern war ich zur Abwechslung in meiner Schule "krank", damit ich einer anderen Freiwilligen bei der Vorschulklasse in Skuinsdrift unter die Arme greifen konnte. Ich durfte endlich mal etwas länger schlafen, war früher zu Hause und besuchte vorher noch die "Stadt" (ein Pakeeeet hab ich auch bekommen :) :) :) - Ovomaltine Schokocream macht einem zum Frühstück doch gleich bessere Laune). Die Kinder der Grade R (Vorschule) waren wirklich süß, allerdings auch gleichermaßen anstrengend. Ich kann Harriet schon verstehen, dass sie lieber jemanden dabei haben will, der sie hier und da etwas entlasten kann. Wir haben den Kindern die Vokale nähergebracht und mit ihnen Schreibübungen zum "E" gemacht. Zwischendurch gab es ein paar Laufspiele auf dem Fußballplatz und den täglichen Morgencircle, der mit Liedern wie "Head and shoulders,...", "My Bonnie is over the ocean", "Run, run, run my baby" und vielen mehr gefüllt wurde. Am Ende bekamen wir sogar den CD-Player und die neue Musik zum laufen, wodurch wir neue, unbekannte Lieder einstimmen konnten. Als dann plötzlich lauthals zusammen "Jingle Bells" gesungen wurde, war das Gelächter der Köchinnen groß (dabei ist hier der ein oder andere Supermarkt bereits stark kitschig dekoriert, die ersten Weihnachtslieder habe ich auch schon vernommen. Ist zwar noch nichts gegen die ersten August-Nikoläuse in Deutschland, aber immerhin eine Konkurrenz!). Der Tag in der Vorschulklasse war insgesamt sehr anstrengend, aber auch sehr spaßig und zufriedenstellend, weil man wirklich das Gefühl hatte, bei den Kindern etwas bewirkt zu haben (wenn auch vielleicht nur minimal). Leider gibt es für mich frühestens im Januar die Möglichkeit, die Vorschule öfter zu besuchen, da meine Organisation durch die Vergabe der weltwärts-Stellen wohl vertraglich an die Schule gebunden ist und mein Principal nicht will, dass ich auch nur einen Tag abwesend bin. Im Januar könnte man laut Arno dann nochmal sein Glück versuchen...

Muckiiiiiii
So, das war es auch "schon wieder" !

Sharp, sharp

Ach nein STOP!!! Das wichtigste hab ich noch vergessen...neben den kleinen BAAABY-Küken haben wir nun auch winzig kleine BAAAAABYYYYY-Katziiiiis! Ein paar sind weg...aber zwei sind noch da. Soooooooo süß! Meine neuen Paten!


Dienstag, 1. Oktober 2013

Lucky

Dumela zusammen, ich melde mich mal wieder aus dem schönsten Land der Welt! Ja, ich bin berechtigt, dies nach meinem Urlaub zu behaupten. Nicht nur die atemberaubende Schönheit macht das Land aus, sondern vor allem auch dessen Vielfalt. Am einen Tag sind es 45° Celsius, an einem anderen schüttet es wie aus dem nichts drei Tonnen Wasser in 20 Sekunden, dort sieht man Leoparden und Elefanten und auf einmal steht man im Regenwald und hat das Gefühl man könne ganz Südafrika überblicken.

Eigentlich bin ich noch nicht wirklich in der Lage diesen Blogeintrag zu verfassen, da ich die ganzen Erlebnisse bisher noch gar nicht verarbeiten konnte. Es ist einfach in viel zu kurzer Zeit viel zu viel passiert! Da ich allerdings Angst habe, das ein oder andere Detail zu vergessen, versuche ich mich doch an einem Bericht, der leider niemals das wiederspiegeln kann, was ich in diesem Urlaub erlebt habe. Am Besten geht das noch mit meinen Bildern...aber selbst diese verändern den Eindruck noch viel zu stark.

Falsche Seite!
Unsere Route erstreckte sich zuerst einmal von der Farm per Tramp bis nach Rustenburg zur Autovermietung. Da wir kurzfristig von dem bezahlten Klasse-1-Wagen auf einen größeren Klasse-2-Wagen umgebucht hatten und es dem Angestellten von Europcar zu umständlich war unseren Tarif umzubuchen, bekamen wir für insgesamt 110€ unseren Chevrolet "Sonic" für sechs Tage. Dabei waren die Kilometer frei und eine bessere Versicherung und eine gegen Reifen und Scheiben enthalten. Ein Wahnsinnspreis! Die Freude war anschließend ganz meinerseits, als sich herausstellte, dass nur die beiden Farmer, also Freddie und ich, unbedingt fahren wollten. Unsere zwei Begleiter aus dem Nachbarort Mabeskraal, Freya und Malte, wollten entweder nicht fahren oder hatten keinen Führerschein. Die insgesamt +/- 2000 Kilometer durch ein Stück Südafrika teilten sich Freddie und ich also größtenteils. Das Fahren hat sehr viel Spaß gemacht und bis auf den ein oder anderen Aussetzer ("Ahhhhhh du fährst auf der falschen Straßenseite, da kommen Autos, uhhhh!!!") gewöhnt man sich recht schnell an die "falsche" Fahrweise. Gegen Ende des ersten Urlaubstages konnten wir letztendlich auch unsere heiß diskutierte Blinkerfrage klären. So war ich doch, völlig verwirrt durch südafrikanische Blinker sowohl auf der rechten, als auch der linken Lenkradseite, felsenfest davon überzeugt, der Blinker sei in deutschen Autos rechts. Die bittere Niederlage, als alle in Deutschland befragten Personen bestätigten, der Blinker sei links, musste ich nun wohl oder übel hinnehmen.

Die Strecke bis zum südlichen Eingang vom Krügerpark war leicht zu fahren und recht schnell zu erreichen, sodass wir gegen halb 7 Uhr abends unser erstes Hostel außerhalb des Krügerparks ansteuern konnten. An dieser Stelle ist auf illegale Tat Nummer zwei hinzuweisen: Nachdem die erste Tat darin bestand, dass wir nur Freya als Fahrerin eintragen ließen, obwohl sie am wenigsten fahren würde (ab 24 Jahren ist das Mieten deutlich billiger), behaupteten Freya und ich doch dreisterweise gegenüber der Dame an der Rezeption der ersten Unterkunft, dass wir drei Personen seien anstatt vier (andernfalls wäre die Unterkunft um einiges teurer geworden, da nur noch gehobenere Häuschen frei gewesen wären). Nein, ein drittes Handtuch wollen wir BITTE NICHT in das kleine Appartement gebracht bekommen, wir haben ja schließlich unsere eigenen!!!

Nach einem leckeren Dosenspaghetti-Abendessen ging es am nächsten Morgen um 5.30 Uhr zu einer Jana-fremden Zeit in Richtung Krügerparktor "Malelane" (ziemlich im Süden). So wie es Arno uns empfohlen hatte, schritten wir vor zur dritten illegalen Tat: Wir kauften für uns vier nur einen "Daily Pass", der wie der Name schon sagt, nur für einen Tag gilt und nicht für die angestrebten drei Tage. Schon nach ein paar Metern begegnete uns der erste Elefant, der ziemlich unbeeindruckt von den Autos über die Straße marschierte. Generell konnten wir an diesem spannenden ersten Tag bereits viele Tiere entdecken. Über die Big Five (Löwe, Elefant, Nashorn, Büffel, Leopard), Giraffen direkt neben der Straße, Zebras am weiden, Wildschweine, einigen Affen, Nilpferde am baden bis hin zu gefühlten fünf Millionen Impalas und Antilopen - alles war bereits am ersten Tag dabei. Kurz vor Sonnenuntergang besuchten wir den wundervollen Orpen Dam, der eine beruhigende Stille, die nur ab und an durch ein Nilpferdpupsen oder Elefantengrunzen unterbrochen wurde, ausstrahlte (ELEFANTENBABIEEEES!!! waren auch da).
Orpen Dam
Das Licht der untergehenden Sonne, das von unserem erhöhten Sichtpunkt immer höher wanderte, tat dann noch den letzten Rest, um mir dieses Bild und dieses Erlebnis für immer in meine Erinnerung zu brennen. Der absolute Höhepunkt fand sich allerdings später im Camp "Satara", als uns beim Abendessen im Restaurant merkwürdige Tiergeräusche störten. Unbeeindruckt von einigen schaulustigen Touristen, die sich sofort in Richtung der Tiergeräusche in die Dunkelheit stürzten, setzten wir unser Essen fort. Als uns der Kellner darauf hinwies, dass sich angeblich ein Löwe in der Nähe befinde, stürmten wir eben so schaulustig auf den Zaun des Camps zu. Der ominöse Löwe entpuppte sich im Folgenden als eine Horde Hyänen, die soeben ihr Abendessen in Form eines gejagten Wildschweins gefunden hatten. Den Tieren mit all ihren Geräuschen und Bewegungen beim Essen zuzuschauen war wirklich ein beeindruckendes und sehr seltenes Erlebnis, was die vorherigen Eindrücke und Erlebnisse des Tages einfach nochmal überstieg. Nach dem Abendessen und ein paar entspannten Savanna Dry (ein sehr leckerer Cider, wird hier ohne Ende konsumiert), bauten wir unsere Zelt auf und legten uns zu Bett, da wir am nächsten Morgen früh los wollten. Übrigens: Da wir nicht wussten, dass wir bis 18 Uhr in einem der umzäunten Camps sein mussten (wurde uns aufgrund unseres Daily Pass' natürlich auch nicht gesagt), hatten wir ziemlich Glück, dass wir einen netten Torwächter vor uns hatten, der uns um 18.20 Uhr keine vorgesehenen 1000 Rand Strafe (z. Z. ca. 75€) zahlen ließ. Allerdings entgingen wir so der illegalen Tat Nummer vier, da unser eigentliches Vorhaben, uns auf den Campingplatz zu schmuggeln ohne zu bezahlen, nun nicht mehr möglich war. Der gute Herr am Tor hatte uns nämlich samt Kennzeichen separat aufgeführt (quasi auf der Zu-Spät-kommer-Liste) und somit waren wir gezwungen an der Rezeption eine Leidensgeschichte aufzutischen, die sich gewaschen hatte. Wir dummen, deutschen Freiwilligen können das doch nicht wissen, wir brauchen ja nur einen Campingplatz, wir wissen auch nicht, dass man die Unterkünfte immer vorher buchen muss (letzteres war vor der Reise schon nicht mehr möglich, obwohl im Nachhinein kein Campingplatz auch nur ansatzweise voll war!)

Der nächste Tag begann, obwohl wir so früh aufgestanden waren, etwas träge. Allerdings konnten wir nach langen, unspektakulären Abschnitten ein totes Krokodil mitten auf der Straße entdecken. Ein paar Elefanten, Giraffen und Nashörner später fanden wir uns neben einer riesigen Büffelherde wieder (können bis zu 500 Tiere stark werden, ich glaub das war auch der Fall!), an der einige Autos standen, um die Büffel zu beobachten. Kurz darauf beschlossen wir weiterzufahren, schließlich hatten wir eine Herde von Büffeln bereits den Tag davor sehr lange beobachten können. 
Büffel mit Fahrer
Als ich langsam weiterfuhr (wir alle natürlich permanent aufmerksam aus dem Fenster starrend), gefror mir fast das Herz, als neben mir ein recht kleiner Leopard aus dem Busch gestiegen war. Vor lauter Aufregung konnten wir nur mäßig gute Fotos machen, aber zumindest haben wir den Leoparden überhaupt wahrgenommen, während die Insassen der Autos wie gebannt auf die Büffelherde etwas weiter davor starrten, während direkt neben ihnen ein Leopard über die Straße marschierte. Sie hätten einfach nur nach vorne gucken müssen, anstatt zur Seite!
Gegen Abend schafften wir es dieses Mal pünktlich ins Gate (wir waren ja gewarnt), nachdem wir uns am Nachmittag mühsam einen Campingplatz im "Letaba" Restcamp erlabern konnten (unter anderem auch deswegen, weil unsere Splittergruppe der Farm bereits einen Platz ergattern konnten und die uns ja wohl nicht einfach trennen konnten!). Komischerweise schien den Daily Pass, den man jedes Mal beim Buchen einreichen musste (deswegen konnten wir uns auch dieses Mal nicht auf den Platz schmuggeln, da bei der Ausfahrt aus dem Krügerpark die Fahrt via der Unterkünfte quasi nachvollzogen wird und wir ja bereits einmal gecampt hatten - naja versteht ihr jetzt eh nicht, aber höchstkompliziertes Gerüst, das am Ende mit dem Glück aufging, was unsere ganze Reise durchzog), niemanden zu interessieren.
Leopard
Wir buchten für diesen Abend auch noch eine Night-Drive-Safari, auf der wir allerdings nicht so viel Glück hatten, wie sonst. Neben ein paar Hasen, schlafenden Hyänen, ein paar Elefanten (BABY ELEFANT!!!!!!) und einem Nilpferd begegnete uns sonst nichts Spektakuläres.

Am nächsten Tag schliefen wir doch etwas länger aus, wobei mein Schlafplatz (unser Auto...) leider nicht so bequem war, als dass ich dies sonderlich hätte ausnutzen können. Einer musste immer im Auto schlafen, da das eine Zelt klein und zerfallen und das andere nur ein Dreierzelt war. Zum Glück sollte dies unsere letzte Unterkunft sein, obwohl ich zugeben muss, dass ich (als absoluter Anti-Camper) wirklich zufrieden war mit dem Platz und den sanitären Anlagen (im Vergleich dazu: Unsere Kumpanen aus Mabeskraal haben zu Hause nur ein Plumpsklo im Garten und müssen sich bis zur Fertigstellung des Bads aus Schüssel und Eimer "duschen" - purer Luxus also, dieses Campen!). Wir sahen heute einige Elefanten an einem Wasserloch, die sich gezwungener Maßen (bei 45°C) mit schlammigen Wasser bespritzten und sich dann im Staub rollten (BABY ELEFANTIIIIIS!!!!). Später sahen wir an einem großen Fluss noch eine große Gruppe Nilpferde (soooo ein kleines BABYHIPPOOOOOO!!!), die in kurzer Entfernung zum kühlen Nass relaxten (die Tiere sind mir neben Elefanten doch sehr sympathisch gewesen).

Elifamily
 Achja, zwischendurch sind wir übrigens fast von einem ausgewachsenen, männlichen Elefanten, der seine Ohren schon gefährlich aufgestellt hatte, plattgetrampelt worden. Aber halb so wild, so eine adrenalinreiche Nahtod-Erfahrung muss man in seinem Leben ja auch mal gemacht haben, gell? Das ganze war im Übrigen ein -überhaupt nicht ernstzunehmendes- Resultat davon, dass ich (in diesem Falle als Fahrer), wie die anderen zu Beginn nicht im Auto saß (illegale, vielfach durchgeführte Tat Nummer fünf). Die anderen wurden schon etwas hibbelig und baten, dass ich mich hinsetzte, denn der Elefanten kam Stück für Stück näher. An dieser Stelle konnte ich noch keine Gefahr ausmachen. Erst als der riesige Bulle viel zu schnell viel zu nah an uns heran trat, setzte auch ich mich wieder ins Auto um in windeseile davon zu fahren. Voller Schockadrenalin - Ahhhh - Schlüssel geht nicht ins Schloss - Ahhhhh - Gang ist nicht drin -  Ahhhhh -  warum fährt das Auto nicht?!?!? - Ahhhhh - Freddie macht Handbremse los - Ahhhhhhhh, der Elefant trampelt uns gleich platt - KICKSTART in Richtung WEG VOM ELEFANT. Puhhhhh....(da ist der Mörderautofahrer wirklich gar nichts gegen gewesen, liebe Sorgenmenschen!) Mal wieder Glück gehabt!

Gegen Ende des Parkbesuchs fanden wir noch ein paar Hyänen und einige Adler, die sich in der Nähe einer kleinen Wasserstelle sonnten. Auch der Ausblick von den vielfachen erhöhten Stellen war ein weiteres und letztes Mal unschlagbar. Glück hatten wir auch wieder, als wir mit unserem Daily Pass um 17.45 Uhr das "Phalaborwa" Gate passierten und der Wächter unserer Meinung nach einfach nur keine Lust hatte kurz vor Feierabend noch eine Diskussion wegen der zwei Tage zu viel mit uns anzufangen - gut, dass wir die Bestätigungen der Unterkünfte hatten. Nun mehr im Dunklen setzten wir unsere Reise noch ein paar Kilometer fort, bis wir uns in Bushbuckridge um ein Bed + Breakfast bemühten. Nach kurzem Suchen fanden wir auf einem Berg ein etwas heruntergekommenes Hostel. Vor allem die Rezeptionistin war witzig drauf. Auf das alltägliche Gefloskel "How are you?" antworteten wir motorisch "Feinnjuuu?" und sie: "I am...(große Pause, nachdenklicher Blick).....okay." (Total die Floskel gebrochen! Man hat gefälligst immer "fine" zu sein, allein schon deswegen, weil eh keiner darauf eingehen würde, wenn man etwas anderes sagt). Jedenfalls bat sie uns nach kurzer Zeit wie folgt ein Zimmer an..."I will give you a room which is.....(große Pause, nachdenklicher Blick)....Okaaaaaaaaay...." - Aha, cool! Auf so ein OK-Zimmer habe ich mich schon immer mal gefreut! Das Zimmer war im Endeffekt mit "Okaaaaaaay" eher optimistisch beurteilt worden (alte Italienduschen lassen grüßen, das Klopapier war klitschnass), doch da ein Bett doch etwas schöner ist als ein Autorücksitz, ließ es sich aushalten und wir konnten am nächsten Tag einigermaßen ausgeschlafen unsere Reise fortsetzen.

Wir fuhren nun durch Limpopo (Minions: "hihihi..POPO!" - übrigens eine Provinz, so wie North-West) die mit einer Landschaft glänzte, die mit ihrer Schönheit den unendlichen Weiten von Neuseeland oder Irland gleichgestellt werden könnte (ein wenig wie im Auenland - zumal wir bei einer späteren Rast eine Hobbitähnliche Person sichten konnten). Schon bald erreichten wir "Gods Window", ein Aussichtspunkt auf einem Berg, von dem man diese unendlichen Weiten aus "göttlicher" Höhe betrachten konnte. Etwas weiter ging es zu einem kleinen Regenwald auf die Bergspitze - und auf einmal war es tropisch! Das ganze lässt sich wohl durch die Höhe, die nebelige Umgebung und den steigenden Luftdruck erklären (wie auch immer, hab ich alles nach der 9 abgewählt, was man hier an Kenntnissen gebraucht hätte). Auch dieses Bild, was sich einem hier in den frühen Morgenstunden auftat, kann man einfach nicht mit Worten beschreiben. Am besten verweise ich, wie eigentlich für den ganzen Eintrag, auf meine Bilder. Auch wenn diese nur stückweise darstellen können, wie es dort ausgesehen hat, hoffe ich, dass man die Schönheit und Einzigartigkeit dieser Stellen nachvollziehen kann.

Im Folgenden ging es über einen riesigen Wasserfall und atemberaubenden Canyons zu den Potholes, eine Mischung aus Schlucht, Wasserfall und Flusszusammenlauf in einem...schwer zu erklären, aber ums Neue einfach nur schön!!! Die Minenstadt, die in einer Broschüre als "Must have seen" beschrieben wurde, stellte sich im Gegenteil als totaler Reinfall heraus und zu guter Letzt verfuhren wir uns noch fast eine Stunde auf einem Schotterweg, der eigentlich auch schon nicht mehr Weg genannt werden darf - armes Autochen...Wer kann auch ahnen, dass Mashishing das Gleiche ist wie Lydenburg!!! Die spinnen ja, die Südafrikaner. Beschilderungskünstler sind sie jedenfalls nicht!

Spät am Abend erreichten wir nun Middleburg, eine recht große aber für uns total unbekannte Stadt, in der wir erneut nach einer Unterkunft suchten. Leider war die Suche dieses Mal eher weniger erfolgreich, sodass wir nur inoffiziell und viel zu teuer in einem suspekten Hotel unterkamen - wobei das Hotel an sich gar nicht so suspekt war, nur der Umgang der Angestellten mit Deutschen war etwas...merkwürdig. Den Abend verbrachten wir anschließend mit Gesprächen, einer Runde Savanna und unserem neuen Lieblingsgetränk: Amarula (wie sollte es auch anders sein, ist ja von den Elis!).

Am nächsten Morgen ging es mit dem Auto weiter durch Pretoria zurück nach Rustenburg, wo wir nach einem kurzen Besuch in der Mall und einer BP, die Angestellte hatte, die den Innenraum unseres Autos reinigten, unseren kleinen Chevrolet zurückgaben. Offensichtlich ist, allen Erwartungen zuwieder, alles....Okaaaaay!.... an dem Wagen, jedenfalls hat der Vermieter sich seitdem nicht mehr gemeldet. Leider haben wir zuerst fälschlicherweise auf den Vermieter gewartet, anstatt einfach nur den Schlüssel einzuschmeißen (unter anderem weil Freddie auf dem Hinweg seine Brille und Kameratasche vergessen hatte) und somit ordentlich an Zeit verloren. Als wir schlussendlich aufbrachen um in unsere jeweiligen Heimatdörfer zu trampen, war es schon 17 Uhr, also kurz vor Sonnenuntergang und wir waren noch weit entfernt von der großen Hauptstraße. Den anderen wurde von ihrer Gastmama empfohlen, ein Minitaxi nach Hause zu nehmen, allerdings hätte sich die Gruppe dann splitten müssen und Freddie und ich wollten nicht schon wieder irgendwo in der Dämmerung in einem suspekten Örtchen stehen, ohne zu wissen, ob man noch vernünftig und sicher nach Hause käme (siehe Pretoriafahrt). Kurzfristig entschlossen wir uns also, mit den anderen im Minitaxi nach Mabeskraal zu fahren und erst tagsdarauf zurück zu trampen. Es war äußerst interessant das Leben von Malte und Freya kennenzulernen, vor allem, da sie sehr viel mehr Kontakt mit den Locals haben und der Kontakt auch anders ist, da die beiden die ersten weißen Freiwilligen in dem Dorf sind. Abends entschlossen wir uns des Weiteren der Gastmama Tlaki (Setswana für "Müll" - sehr schmeichelhaft) in der naheliegenden Tavern einen Besuch abzustatten. Die Leute in der Tavern waren alle total betrunken und dementsprechend unangenehm, vor allem weil in Südafrika weniger Wert auf Privatsphäre gelegt wird (die lassen auch die Klotür offen, wenn sie pinkeln). Alles in allem war es aber interessant diesen Besuch gemacht zu haben, vor allem weil man sich auf weniger förmlichen Wege mit den Locals unterhalten konnte und es einfach eine Abwechslung darstellte. Während des Abends habe ich nun auch einen Setswana Namen erhalten: Lesego (gespr. Lesechooo), was luck, also Glück, bedeutet. Malte heißt Tabo, Happiness und Freya Lerato, Love. Freddie hat seinen leider nicht behalten können... Ab der Namensvergabe wurde man auch nur noch stur mit diesem Namen angesprochen, obwohl ich nur selten auf den doch für mich ungewöhnlichen Namen reagiert habe.

Das nach Hause trampen am nächsten Tag war zwar etwas langwierig, aber dennoch wie immer unterhaltsam und kostensparend. Für ein Sphathlo (labbriger Toast, ausgehölt, mit Käse, Wurst, Pommes, Sauce und Ei gestopft) in Mabeskraal hatten wir vorher auch noch Zeit, also war alles gut!

Wie die Südafrikaner sich nach einer solch langen Predigt anbrüllen würden:

AMEEEEEN UND HALLELUJAAAAAAAAAH !!! (gesprochen: Ey, Man! und Hellelujaaaaah)

Sharp

Sonntag, 22. September 2013

Ishhhhhhhhhhhhh

Isssssssssshhhhh! Viel Arbeit, viel Arbeit.
Zum Glück haben wir heute etwas früher freibekommen, sodass ich Zeit habe, meinen Blogeintrag zu schreiben, bevor es Dienstag morgen AB IN DEN UUUURLAAAUB! geht (grinsenden Michael Ballack dazu vorstellen). 

Momentan arbeiten nämlich fast alle Farmfreiwilligen bei einer großen Geburtstagsfeier circa 30 Kilometer entfernt von hier. Ein finanziell ganz gut bestückter Weißer feiert nämlich auf seinem Feriengrundstück in der Nähe von Groot Marico seinen 40. Geburtstag (er hat zwar erst im Oktober Geburtstag, scheint hier aber nicht so relevant zu sein). Das eigentlich in Johannesburg wohnende Geburtstagskind kam über Arno auf uns zurück, da er noch Kellner für die Feier brauchte. Was gibt es für die Gäste extravaganteres als ein Dutzend deutsche Freiwillige? Jedenfalls arbeiten wir nun schon seit Freitag von morgens bis abends, allerdings dürfen wir währenddessen seinen Pick-Up fahren und das ein oder andere Gericht selbst genießen. Nebenbei zahlt er den Sprit und wir werden mit einer noch unbekannten Summe vergütet (da wir den ganzen Tag dort arbeiten, finden wir ca 75€ p.P. für zusammengerechnet 4 gesamte Tage etwas happig). Positiv ist natürlich auch, dass wir einiges erleben und die totale Gegenseite vom Leben in Südafrika kennenlernen können. Neben der ersten Autofahrt mit Pick-Up, vier Kollegen hinten drauf und Verkehr falschherum (aber es war sooooo coooooooool!!!) arbeiten wir mit dem Sohn eines berühmten südafrikanischen Künstlers zusammen, haben Bekanntschaften zu Kapstädtern geschlossen, ein Heubüffel-Feuer-Spektakel mitansehen können und sind zu guter letzt mit den restlichen verbliebenen Gästen zu einem der besten DJs aus Südafrika abgefeiert. Unsere Mägen sind teilweise leider etwas verstimmt - wahrscheinlich hat uns das gute Essen nicht bekommen, hier gibts ja immer nur Nudeln - aber für ein ordentliches Chocolate Symphony Dessert war es das allemal Wert!

Der Anfang der Woche lief übrigens recht alltäglich ab, es ist soweit nichts Besonderes passiert. Nach einem deprimierenden und unnormal heißen Tag in der Schule, startete "Projekt Mädchenfußball". Ich hatte mir eigentlich gar nicht viele Hoffnungen gemacht, dass beim ersten Versuch viel Interesse zu erkennen sein würde. Die Realität war allerdings verblüffend: Nachdem es Anfangs etwas schleppend voran ging, fanden immer mehr und mehr Mädchen trotz der Hitze Spaß daran, mitzumachen. Am Ende spielten wir sogar eine kleine Runde mit Teams auf Toren, wobei die Schuluniformen der Mädchen sehr schmutzig wurden - sie sind mit vollem Einsatz dabei! An dieser Stelle auch eine herzliche Bitte an alle Blogleser: Falls ihr alte Leibchen, Bälle oder andere nützliche Fußballutensilien loswerden wollt und es zusätzlich einrichten könntet mir diese zu schicken oder meinen Eltern über Weihnachten mitgeben könntet, wäre das super nett und hilfreich! Ich kann vor Ort sicherstellen, dass die Sachen gut behandelt und genutzt werden...Also, ich zähle auf Euch! Das Ganze ist schließlich auch für einen guten Zweck. Schreibt mir einfach eine Mail oder SMS! Ich habe schon beim ersten Spielen gespürt, wie viel Spaß es den Mädchen bringt, zusätzlich schafft es den nötigen Ausgleich zum anstrengenden Schulalltag (mit insgesamt einer Stunde Pause 7h täglich in einem stickigen 64-Schüler-Raum wäre auch jeder andere von uns am Ende ein bisschen verballert).

Donnerstag war zum Glück keine Schule, gegen Mittag ging es nämlich endlich zum 12er-Abschluss meiner Schule ("Matric Dance") nach Mafikeng - wer sich erinnern kann; wir hatten uns dafür schon vor circa drei Wochen eingetragen. Die Veranstaltung fand im Vereinsheim eines edlen Golfplatzes statt - die Feier hingegen war zwar elegant (wir sind gar nicht so sehr aufgefallen mit unserem 15€-Mr. Price Outfit!), aber eher weniger unterhaltsam. Interessante Erfahrung  natürlich, aber unendlich viele Reden, halb Setswana, halb Englisch, kann man sich dann doch sparen. Das Essen war allerdings sehr gut und vorher hatten wir auch noch Zeit um eine kleine Shopping-Tour zu starten. So konnte ich endlich das Südafrikanische Springbok (-> südafr. Nationalmannschaft) Rugby Trikot kaufen. Das ganze gab's für umgerechnet 23€ plus einem Rugby gratis (schade, dass die Locals eher Fußball spielen). Spät ging es zurück nach Hause, ich konnte gegen 3 Uhr nachts schlafen. Allerdings war Freitag auch keine Schule, dementsprechend konnte ich bis zur Shopschicht um neun ausschlafen.

Der Urlaub ist mehr oder weniger auch in trockenen Tüchern, von Dienstag früh morgens bis Sonntag geht es mit dem Mietwagen sechs Tage in Richtung bzw. durch den Kruger-Nationalpark im Nord-Osten Südafrikas. Ich bin sehr gespannt und freue mich nebenbei noch aufs Autofahren. Näheres gibt es dann wahrscheinlich nächsten Montag hier zu lesen - und vor allem viele Fotos!!!

Sharp, sharp!

Montag, 16. September 2013

Kelapile...

Kelapile! Einfach kelapile. Das ist Setswana (ausgesprochen: Sssswana) für "Ich bin müde". Und das bin ich auch wirklich noch, vor allem nach diesem abenteuerlichen Wochenende beziehungsweise der gesamten letzten Woche.
Montag war soweit noch alles ruhig - es hat wohl eine Hütte auf dem Grundstück gebrannt (keine Angst, nicht auf dem umzäunten Farmgelände), das habe ich aber nicht mitbekommen, da ich laut Musik hörend meinen letztigen Blogeintrag verfasst habe.

Tagsdarauf ging es gegen 17 Uhr zum Fußballtraining in der Nähe. Training heißt in diesem Sinne einfach nur ein bisschen spielen. Obwohl die Locals wirklich sehr, sehr gut Fußball spielen (weniger körperbetont, dafür technisch hochbegabt), werden alle mit eingebunden, klein und groß, stark und schwach. Leider haben wir dieses Mal nicht auf Tore gespielt (ohne Tore ist doch doof...), trotzdem hat es sehr gut getan und Spaß gemacht. Gleichzeitig wurde es am Ende anstrengend für die Augen, da bis zur absoluten Dunkelheit gespielt wird. Im Übrigen sogar ziemlich unfair, da man als Weißer im Gegensatz zu den Schwarzen bei fortschreitender Dämmerung besser zu sehen ist.

Mittwoch ist die Fußball-AG, anders als angekündigt, noch nicht angelaufen, da Friederike und ich mit ihren Lehrern der Primary School nach Rustenburg gefahren sind, um dort eine ehemalige, kranke Lehrerin zu besuchen. Da wir 100 Rand für die Fahrt gezahlt hatten, haben wir schon erwartet, Zeit in der Stadt oder in Einkaufszentren verbringen zu können. Aus den 30 Minuten, die die Lehrer im Krankenhaus verbringen wollten, wurden allerdings sehr schnell anderthalb Stunden und dementsprechend wenig Zeit hatten wir in der großen Waterfall Mall am Rande Rustenburgs. Aber immerhin besser als gar nichts, zwischenzeitlich hatten wir sogar angezweifelt, ob wir überhaupt über den Krankenhausbesuch hinaus kommen würden...Letztendlich haben wir sogar die ein oder andere Sache für den Matric Dance in Mafikeng kaufen können (Schulabschlussfeier der 12er Jahrgänge), mitunter einen schwarzen Rock und ein Oberteil von Mr. Price (≠ KIK!) für insgesamt 15€.
Der Rückweg mit den Lehrern im Minitaxi entpuppte sich als etwas anstrengend, da die ganze Zeit Setswana geredet wurde und wir in die Dunkelheit hinein fuhren. Letztendlich wurden wir an der Straße am Farmweg raus gelassen, dafür ist der Fahrer extra einen Umweg gefahren (nach Einbruch der Dunkelheit zu liften ist wohl gefährlich). Allerdings hatten wir anschließend noch zwei Kilometer Farmweg vor uns, nur mit meinem mäßig hellem Handylicht bewaffnet. Als wir auf circa der Hälfte des Weges hinter uns ein Pfeifen warnahmen, wurde es doch etwas gruselig, da um einen herum mangels Straßenlaternen wirklich nichts zu sehen ist. Friedi entschied, Arno anzurufen, sodass wir wenigstens so lange mit ihm reden konnten, bis wir an der Farm ankommen würden. Irgendwie verlief das Gespräch dann nicht so, wie gewollt und Arno legte auf, da er das Tor aufmachen wollte. Abwechselnd vor und hinter uns leuchtend gingen wir verängstigt und alleine den Weg entlang, als urplötzlich eine unbekannte Person mit einem lauten "Waaaaaaah" aus dem Gebüsch neben Friedi gesprungen kam. Und die Moral von der Geschicht: Hast du Angst, sag's Arno nicht!!! Mein armes Herzchen pocht jetzt noch, wenn ich an den Moment zurückdenke.

Von Donnerstag gibt es soweit nichts Spannendes zu erzählen, außer, dass Fußball mit Toren doch um einiges cooler ist als ohne! Ach, doch noch was vergessen. Auf dem Rückweg im Dunklen wäre ich fast auf einen Skorpion getreten, der vor mir im Sand lag. Nun sind also alle meine Illusionen gebrochen...In Südafrika gibt es große Spinnen, böse Schlangen und auch noch fiese Skorpione! Ich hoffe, meine Hütte ist denen zu unaufgeräumt...

Freitag war wieder mehr oder weniger "Free Friday". Die Schule war dieses Mal aber nicht wirklich früher aus, da diese Woche Examen in allen Klassen geschrieben wurden und die Lehrer die Aufgaben immer viel zu spät rausgeben, da ihnen fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn einfällt, dass sie noch 138 Kopien anfertigen müssen. Die Einstellung der Lehrer ist also eher bei Woche gegen Ende stark gegen Null fallend (yeah, Mathe im Abi!). Leider konnte ich diese und auch noch die jetzt folgende Woche aufgrund dieser Examen keine einzige Unterrichtsstunde geben. Die Schüler waren den ganzen Tag beschäftigt (vielfach im Zuge eines netten Schläfchens) und so blieben für mich spannende Aktivitäten wie die Klasse beim Test beaufsichtigen oder die Endnoten der Examen in eine Tabelle zu übertragen.

Zwischendurch schrieb mir Wolfram, ob ich Lust hätte, am Wochenende mit nach Pretoria zur Deutschen Schule zu hiken. Da dort zwei andere weltwärts-Freiwillige im Projekt sind, könnten wir bei ihnen übernachten, außerdem sei dort an diesem Wochenende Oktoberfest. Eigentlich wollte ich ja schon zu drei anderen Freiwilligen sechs Kilometer entfernt von uns, doch diese hatten auch alternative Pläne.Somit entschied ich mich, den Trip mitzumachen. Ich musste eigentlich auch gar nicht lange überlegen, da ich erstens sowieso Mal nach Pretoria wollte und zweitens bekennender Party-Schlager und Weizen-Fan bin. Letzteres wurde zusammen mit einer deutschen Stadlband extra für das Fest eingeflogen.

Am Samstag, früh am Morgen, starteten Wolfram, Freddie und ich nun unser Abenteuer. Schließlich sind es bis nach Pretoria ca. 230 Kilometer, die wir nur mittels trampen überwinden wollten. Den ersten Lift bis nach Groot Marico hatten wir glücklicherweise in Arno gefunden, der ohnehin ein bisschen in die Richtung fahren musste. Von Groot Marico aus dauerte es nicht lange, bis ein netter, weißer, hobbymäßig Motorcrossfahrender Südafrikaner uns auf seinem Pick-Up bis nach Swartruggens mitnahm.

Von hier aus wurde es nun etwas schwerer eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen, da die Bedingungen in dem kleinen Ort eher schlecht waren. Wir versuchten auf einem Parkplatz eines Schnellrestaurants Kontakt zu den Fahrern herzuzstellen, was vorerst weniger erfolgreich blieb. Ein jüngerer, farbiger Mann im Golf sagte mit voller Überzeugung zu Wolfram, dass er uns nicht mitnehmen könne, da er ja nicht wisse, ob wir Mörder seien. Als er kurz darauf vom Parkplatz abbiegen wollte, startete ich einen neuen Versuch und schaffte es letztendlich, ihn davon zu überzeugen, dass wir ihn nicht umbringen würden. Nun kommt das Interessante an der Geschichte: Nach ein paar Minuten sprach er das Thema Religion an, womit er bei uns eher mäßig Begeisterung hervorbringen konnte. Als Wolfram kurz darauf sagte, dass er manche Teile der Bibel glaube und manche nicht, hatte der Fahrer sein Fressen gefunden. Der ex-Knacki und sich selbst als Priester Bezeichnende startete nun eine Predigt, die sich gewaschen hatte. Im Zuge dessen brachte er noch seine Lebensgeschichte als perfekten Gottesbeweis an uns. Schließlich habe er wegen Mordes (!!!) im Gefängnis gesessen, sei dann auf Drogenhandel umgestiegen (sonst Todesstrafe, wenn nochmal erwischt, you know), bis ihn schlussendlich Gott bekehrt habe. Nun bitte einmal das Kopfkino anschmeißen, denn unsere Gesichter in dieser Sekunde sollte man sich mehr als gut vorstellen können. Ein Glück, dass der gute Mann bereits bekehrt worden war, ansonsten hätte ich den Lift an dieser Stelle bevorzugt abgebrochen.
Anschließend ging es weiter über einen BMW X3 Bonzen, der uns noch in sein Restaurant einladen wollte, einen eher wortkargen Dachdecker, der auf seiner Ladefläche bereits einen Maliflüchtling geladen hatte, bis hinein nach Pretoria. Leider fuhr der letzte Lift nur bis zum Westen Pretorias, während wir in den Osten mussten. Dies gelang uns folglich mittels mehrerer Minitaxis und kurzem Fußweg durch die Innenstadt (die uns, später angekommen, als der definitiv und auf jeden Fall zu umgehende Stadtteil Pretorias beschrieben wurde, da dort nur Schwarze leben würden und eine hohe Kriminalitätsrate herrsche). Generell muss ich sagen, dass mich Pretoria eher schockiert, als begeistert hat. Die Schönheit übersteigt den Durchschnitt nicht wirklich und die meisten Grundstücke, die mit als Häuser zu bezeichnenden Gebäuden bebaut sind, gleichen Hochsicherheitsgefängnissen. Um jedes, aber auch jedes Grundstück ist eine Begrenzung angelegt, die Unbekannten sehr deutlich zeigt, dass sie nicht willkommen sind.

An der Deutschen Schule selbst wurde, wie der Name schon vorwegt nimmt, erstaunlich viel, aber auch gut deutsch gesprochen. Der ein oder andere Südafrikaner sprach sogar so gut und akzentfrei deutsch, dass ich hätte schwören können, sie seien Deutsche. Auf dem recht großen Oktoberfest fühlte man sich unter der bayerischen Musik und einem kühlen Hellen doch gleich selbst ein bisschen "dahoam". Auch das Karussel brachte trotz langer Wartezeit eine Menge Spaß. Wer weiß, wann ich das nächste Mal die Gelegenheit dazu haben werde? Erstaunlich war an diesem Abend vor allem, wie die Buren dieses typisch deutsche Volksfest zelebrierten. Der ein oder andere fühlte sich mit seinem Peter-Pan Hut und seinem Weißbier doch glatt selbst als Bayer und sang textsicher von "Anton aus Tirol" über "Einen Stern" bis hin zum "Ententanz" mit. Gegen ein Uhr Nachts, was nach südafrikanischer Uhr schon sehr spät ist, ging es dann auch für uns ins Bett, am nächsten Morgen sollte es schließlich schon um 9 Uhr in die Mall gehen.
Dieses Vorhaben stellte sich mal wieder als schwieriger heraus, als gedacht. So brauchten Wolfram und ich für 10 Kilometer bis zur Mall circa zwei Stunden. In der Mall konnten wir zwar ein paar schöne Dinge einkaufen, die Mall überzeugte an sich aber nicht so sehr, als dass es diesen Aufwand wert war.

Das Hiken zurück starteten wir folglich etwas zu spät und konnten nur mit Glück überhaupt noch nach Hause kommen. Da war zum einen die nette, junge Studentin aus Pretoria, die eigentlich nur innerhalb Pretorias nach Hause fahren wollte, sich aber stattdessen spontan entschied, uns einfach so 80 km weiter bis nach Rustenburg zu bringen. Die gute Frau hätte uns auch die gesamten 230 Kilometer bis nach Hause gefahren, doch wir fanden, dass das etwas zu viel des Guten gewesen wäre. Zum anderen war da noch die fünfköpfige Familie, die uns auf ihrem riesigen Pick-Up bis irgendwo hin in die Pampa fuhr und der wirklich eher unsympathische, nach Bier stinkende Farmer, mit dem wir trotzdessen großes Glück hatten, dass er uns aus der Pampa bis nach Swartruggens brachte. Den Rest des Weges fuhren wir mit einem Minitaxi (nun war es schon dunkel geworden, oh-oh) und einem netten Farmer aus der Gegend, der sogar noch ein Stück weiter fuhr, um uns direkt am Farmweg rauszulassen. Kaputt und erschöpft (ich hab immer noch Fuß und Popo!) kamen wir endlich an der Farm an und es dauerte auch nicht lange, bis wir in unsere Betten fielen.
Kelapile! Aber 460 Kilometer trampen in zwei Tagen ist mit Sicherheit eine akzeptable Leistung.

Da ich mich immer noch ein wenig vom Wochenende gezeichnet fühle, werde ich mich nun auch schnellstmöglich ins Bett bewegen. Wie gesagt, die Uhr tickt hier (obwohl keine Zeitverschiebung) irgendwie anders! Also bis dahin...

Sharp

Montag, 9. September 2013

Dance!

Guten Abend, liebe Welt! Es ist mal wieder viel passiert, hier unten in "The Middle of Nowhere". Von Schlangen und fressenden Katzen über Traditional- und Gumbootdance, bis hin zu "Hakuna Matata".

Bereits am Sonntag fing das nächste Abenteuer an: Projekt "Zeerust" (mal wieder). Schließlich braucht man immer irgendwie irgendwas. Und immer irgendwie irgendwas gibt es nun mal nur in Zeerust (ca. 60 km entfernt). Nach vorherig eingeholten Informationen zufolge, sollte am Sonntag morgen gegen halb elf ein Minibustaxi (fasst ca. 14 Personen) an der Hauptstraße Richtung Zeerust entlang fahren. Leider, wie hätte es hier in Südafrika anders sein können, blieb diese Begegnung mit dem Taxi aus, und wir fanden uns nach einer Stunde immer noch wartend an der Straße wieder. Da es später und später wurde und die Geschäfte in Zeerust Sonntags vermutlich nicht sonderlich lange geöffnet haben würden, entschieden wir uns zu trampen (per Anhalter fahren, allerdings ist das hier etwas Alltägliches, also keine Angst). Das erwies sich zu siebt aber als etwas schwierig und dementsprechend zeitaufwändig. Nachdem uns die ersten 30 km bis zur großen Landstraße ein netter Johannesburger im Kofferaum seines Toyota-Pickups mitgenommen hatte, wollte uns für die restlichen 30 km nach Zeerust irgendwie keiner so richtig dabei haben (sieben desorientiert wirkende Jugendliche würde ich, wäre ich ein Südafrikaner, aber ehrlich gesagt auch nicht mitnehmen). Die ersten wollten nach einer Stunde vergeblichen Wartens schon wieder aufgeben und nach Hause starten, doch wir blieben hartnäckig - zurecht. Kurz darauf nahm uns ein weiterer, sehr netter Pick-Up Fahrer bis nach Zeerust in die Stadt hinein mit. Nun konnten wir uns endlich mit einem verdienten und sehr leckeren Burger bei "Wimpy" und unseren sehr wichtigen Nahrungsmitteleinkäufen im Supermarkt belohnen. Nach kurzer Zeit mussten wir aber schon die Heimreise antreten, da wir unausweichlich nach Sonnenuntergang zu Hause sein müssen (Südafrika ist nicht umsonst eines der Länder mit höchster Kriminalitätsrate - man muss die Dinge ja nicht herausfordern). Das ganze lief dann relativ entspannt ab, da wir nach aufwendigem Suchen schließlich einen Fahrer fanden, der uns für umgerechnet drei Euro pro Person nach Hause fuhr.

Am Montag wurde es auch schon wieder spannend. Nach einem recht langweiligen Schultag in Koffiekraal, stießen Friederike und ich auf dem Heimweg auf die anderen Freiwilligen, die auf der Ladefläche von Arnos Pick-Up saßen (richtig und sehr gut erkannt: Pick-Ups sind hier das A und O!). Als diese uns erzählten, in dem Plastiksack neben ihnen liege eine gefährliche Schlange, die sie jetzt zum Marico-River bringen wollten, lachten wir sie erst einmal aus - so ein Märchen würde ich mir bestimmt nicht nach zwei Wochen auf die Nase binden lassen. Man muss dazu sagen, Wolfram hatte permanent so ein komisches Grinsen aufgesetzt, ich konnte das Ganze nur für einen schlechten Scherz halten. Es kam, wie es kommen musste: In der Tüte befand sich wahrhaftig eine nicht zu unterschätzende, giftspuckende Kobra, die unser Farmbruder Thapelo im naheliegenden Kanal gefunden und gefangen hatte. Arno ließ diese dann vom Sack in das Flusstal fallen und die Schlange verschwand innerhalb weniger Sekunden. Leider ist seit diesem Ereignis meine krampfhaft aufrechterhaltene Überzeugung, hier gäbe es keine Schlangen (nebenbei auch keine Spinnen oder sonstiges Geviehchs), stark erschüttert worden. Zumal Arno am Dienstag schon wieder mit einer kleinen Schlange im Marmeladenglas ankam und sie, zu meinem völligen Entsetzen, den Katzen zu Fressen gab...Naja, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt! (Nein, hier gibt es keine Schlangen. Nein, hier gibt es keine Schlangen. Nein, hier gibt es keine Schlangen,...)

Mittwoch folgte auf einen mäßig interessanten Arbeitstag der Schulsport, direkt im Anschluss an den Unterricht. Ich habe mit der Schulmannschaft zusammen Volleyball gespielt. Es hat wirklich Spaß gemacht, die Jungs sind nicht umsonst Bezirksmeister der Schulen geworden. Ich frage mich nur, wie das im Sommer gehandhabt wird, denn Turnhallen gibt es hier nicht und ich fand es schon jetzt im Frühling recht warm. Nächsten Mittwoch kann ich hoffentlich mit der Umsetzung meines Plans, ein Mädchenfußballtraining nach der Schule anzubieten, starten. Tore (vielleicht sogar mit Netz) und Bälle soll es angeblich geben, auch die Schule scheint mich in meinem Vorhaben zu unterstützen, nur ob das Interesse seitens der Schüler auch da sein wird, ist noch fraglich. Ich werde dann demnächst hoffentlich Positives berichten können.

Ansonsten fühle ich mich nach der Zeit und anfänglichen Schwierigkeiten auch in der Schule recht wohl, seit heute gibt es auch wieder fließendes Wasser. Mit meinem Kollegium kann ich mich wirklich gut unterhalten und so sehr viel über Ansichtsweisen und Kultur erfahren. Die ersten Mathestunden durfte ich auch schon geben, allerdings ist es immer noch schwer, sich an die Arbeitseinstellung hier zu gewöhnen. Zum Beispiel ist für mich auch noch keine richtige Struktur sichtbar geworden, was das Ganze nicht unbedingt einfacher macht. So gibt es zwar einen Stundenplan, an den hält sich aber irgendwie keiner. Manchmal ist die Schule auch einfach früher aus, wie zum Beispiel letzten Freitag ("Free Friday, you know"), oder die Lehrer unterrichten nicht und schauen stattdessen ein von mir gemachtes Video, dass ich am Wochenende gefilmt und grob bearbeitet habe (dazu später mehr). Auch von Unterrichtsvorbereitung kann ich bei den Lehrern nicht viel erkennen, so fragte mich die im Lehrerzimmer neben mir sitzende "Business Studies"-Lehrerin, ob ich die Aufgabe auf ihrem Arbeitsblatt verstehen würde und ob ich es ihr erklären könnte. Als ich dieses bejahte, forderte sie mich sogleich dazu auf, die Aufgabe ihren Schülern zu erklären...sie hatte irgendwie nicht so richtig Lust, so mein Gefühl. Durch die Schule habe ich aber unter anderem ein sehr interessantes Wochenende gehabt. Während der Schulzeiten hat eine Schülergruppe nämlich laut singend und tanzend für einen Wettbewerb am Samstag geübt, zu dem ein anderer Freiwilliger von der Farm und ich mitkommen konnten.

Das ganze fand in einem naheliegenden Township von Swartruggens statt. Morgens um halb 6 starteten wir unsere Reise, mit dem Vorhaben, bis sieben Uhr morgens nach Koffiekraal getrampt zu sein, von wo aus dann der Schülerbus einsammeln würde. Um kurz vor sieben und drei vorbeifahrende Lkws später, standen wir immer noch an der Kreuzung Richtung Koffiekraal und hatten keine Ahnung, wie wir es in fünf Minuten dorthin schaffen sollten. Aber was solls - Hakuna Matata halt. Um 7.05 Uhr, ein paar wenige Anrufe später, hielt nun endlich ein Pick-Up Fahrer (da ist er wieder) für uns an und brachte uns bis nach Koffiekraal. Wir trafen bei den anderen Schülern um viertel nach sieben ein und fünf Minuten später kam dann auch unser Bus (Bus = Minitaxi, dass 21 Personen befördern darf, aber schon bevor es bei uns hielt, mit mindestens 25 Leuten besetzt war). Aber egal und puh, alles noch mal gut gewesen. "Und am Ende geht die Sonne doch ganz normal Morgens auf und Abends unter", wie Arno nach diesem "hektischen Zeug" per WhatsApp schrieb. Keeeeeiner nimmt uns dieeeee...Philosophieeee...Hakuna Matataaaaaaaaa!!!
Gut, zurück zum eigentlichen Event. Gegen 8 Uhr, nach viel Gesinge und Getanze der Grundschüler (wir landeten letztendlich im Grundschulbus) und Lehrer im Bus, endlich angekommen in Borolelo, waren wir erst einmal überrascht von der unerwartet hohen Anzahl an Menschen in der Nähe des Vorführungshauses. Auch das Township war wirklich eins der sehr schönen Sorte, am Hang gelegen und so mit Aussicht über ganz Swartruggens. Schöne Gärten vor primitiven Häusern, ein Vierfachdeckertoast mit Pommes, Fischstäbchen, Spiegelei und Mangopampe, tanzende Jugendliche auf der Straße - einfach Südafrika!
Die Competition im Folgenden war zwar auf die Dauer sehr ermüdend, da sich alles zehnmal wiederholte, aber ansonsten einfach nur beeindruckend! Ich hoffe, dass euch der kleine Zusammenschnitt im Anhang ansatzweise so in Bann zieht, wie mich das ganze in Live. Vor allem die Gumboots-Performance sollte euch gefallen, Papa und Philipp! Mehr kann ich dazu auch gar nicht schreiben, außer, dass wir nach einem 15-Stunden-Tag einfach nur erschöpft ins Bett fielen. Überzeugt euch einfach im Folgenden selbst. Auch ein paar neue Bilder habe ich hochgeladen, vor allem das Mondbild von Freddie ist wirklich schön. Hier ist im Besonderen anzumerken, dass sich die Venus neben dem Mond befindet, was nur circa alle zwei Jahre vorkommt (Zitat von irgendwem...).


Sharp, sharp!




P.S.: Heute war es echt wirklich heiß! Ich glaube der Sommer kommt so langsam...Mir wurde aber von den Locals gesagt, dass es nicht so schlimm sei. Also nicht so heiß, als dass man mit Sonnenschirm durch die Gegend laufen müsste. Puh!!! Nochmal Glück gehabt.

P.P.S.: Und nein, die Affen hab ich bisher leider noch nicht wieder getroffen...aber ich hab ja noch 11 Monate Zeit. In den Septemberferien geht es auch erst einmal ab in den Kruger-Nationalpark, da sind Affenfotos hoffentlich Pipifax gegen!