Südafrika - 12 Monate in der Regenbogennation: Oktober 2013

Montag, 21. Oktober 2013

Ah Munaaa! Oh Mann!

Nach langer Zeit mal wieder ein allgemeines "Dumela" miteinander! Feinnju?
Kurze Zeit zum Durchgehen der letzten Woche...ja, es wird etwas alltäglicher hier auf der Farm. Dementsprechend geringer ist die Menge an Informationen derer ich mich gedrängt fühle nach Deutschland weiterzugeben. Das heißt nicht, dass hier nichts passiert oder es gar langweilig wird! Die Dinge bleiben irgendwie immer noch ein kleines bisschen besonders - auch wenn sie fast jeden Tag geschehen.

Die Fußball-AG musste die letzten beiden Wochen ärgerlicherweise ausfallen. Die Schulordnung wurde auf Sommer umgestellt, sodass die Mädchen jetzt im Rock kommen müssen und nicht mehr auf eine Hose zurückgreifen können. Das bedeutet des Weiteren, dass die Teilnehmerinnen meiner AG am festgelegten Mittwoch Sportklamotten mitbringen müssen...sich an dieses kleine, wichtige Detail zu erinnern fällt den Meisten (eigentlich allen) offensichtlich so schwer, dass sie es nie tun und ich Mittwochs alleine in Trainingshose und Trikot dastehe (in langer Polyesterhose EXTREM schwitzig, kurze Hose darf ich ja leider nicht tragen...). Naja, ich schaue mir das ganze die nächsten Wochen noch an, ansonsten werde ich die AG wohl oder übel in eine andere Jahreszeit verschieben müssen...bis dahin habe ich dann hoffentlich schon die ersten Utensilien aus Deutschland erhalten (vielen Dank an dieser Stelle für alle Bemühungen Eurerseits!).

Am Freitag war ich nach langer Zeit das erste Mal mit zum Youth Club in Tshwaro (ca. 30-45 min zu Fuß). Wir Freiwilligen von der Farm machen Donnerstags und Freitags für ein, zwei Stunden ein Nachmittagsprogramm mit den Kids aller Altersklassen in der Umgebung. Die Kinder freuen sich immer riesig auf uns (vor allem weil wir so auflösbares Süßpulver mitbringen, was am Ende verteilt wird) und auch einem selbst bringt es eine Menge an Erfahrung. Man bekommt weiteren und intensiveren Kontakt zu den Locals und beschäftigt nebenbei die Kinder, die sonst nicht sonderlich viele Möglichkeiten haben, der alltäglichen Langeweile zu entgehen. Auch wenn man regelmäßig vollgerotzt, angetatscht und bematscht wird, ist es sehr spaßig mit den Kleinen zu spielen - sie sind wirklich süß. Ich bin vor allem sehr begeistert davon, wie lebensfroh die Kinder sind, und das trotz der Lebensumstände. Aber so ist es meistens hier: Manche sagen zwar, dass es ihnen schlecht geht und man ist sich überwiegend darüber bewusst, dass man ein sehr reduziertes Leben führt, aber nur sehr wenigen fehlt es an Durchhaltevermögen. Wobei man dazu sagen muss, dass hier generell NICHT (bis auf die Kinder) diese allgemeine Frohnatur und alles-ist-toll-Ansicht ausgelebt wird. Vor allem im Shop wird man oft unfreundlich und gefrustet angesprochen. Bitte und Danke wird hier nur im äußersten Notfall benutzt und Respekt muss erstmal hart erarbeitet werden. Was jetzt nicht heißen soll, dass es total unangenehm ist, hier zu leben, oder die Locals unverschämt und unfreundlich sind - sie sind einfach nur anders...und zwar vollkommen!

Am vorletzten Wochenende dann eine unerwartete "supertolle Überraschung"...die sogenannten "Beads", Armbänder aus Perlen, die von den Localfrauen hier für eine kleine Summe in Massen hergestellt, bei uns verwaltet und anschließend für einen jeweiligen guten Zweck verkauft werden, kamen zu einer riesigen Menge zurück, damit sie auf der Farm eingepackt werden können. 
Wir hatten zwei Möglichkeiten: Entweder wir beauftragen ein oder zwei Localfrauen mit dieser Aufgabe, oder wir machen das ganze selbst und spenden den Erlös an unsere eigene Organisation (MRDP), um mit dem Geld den Kindergarten hier in der Nähe zu unterstützen. Da zwei von uns Freiwilligen in diesem Kindergarten arbeiten und wissen, wie wichtig es ist - seit dem Wegfall der staatlichen Förderung - mit jeglichen Mitteln Geld einzuspielen, entschieden wir uns für letztere Option (zum Kindergarten "Ikagisano" später mehr). Da sich die Menge der zu verpackenden Beads an den folgenden Tagen nach der Entscheidung als größer entpuppte als erwartet, saßen wir insgesamt elf Stunden (Samstag und Sonntag) mit acht bis zehn Leuten vor den Armbändern, um diese wie Maschinen am Fließband einzupacken. Nach der Arbeit fühlte man sich etwas gerädert...das Gefühl erinnerte mich an meine zwei anstrengenden Arbeitswochen bei der Bohle AG, in denen ich sogar Nachts davon träumte, Glasschneider einzupacken. Von einem richtigen Wochenende ist in diesem Falle also weniger zu sprechen...
Übrigens: Die Armbänder werden, so angedacht, auch bald in Deutschland verkauft. Wer schon vorher an vielen verschiedenen Arten und Zwecken der "Beads" interessiert ist und gerne hilft, sei herzlich dazu eingeladen, mir eine Nachricht zu senden. Ich besitze selbst schon einige der Bänder und werde ein paar Exemplare über Weihnachten nach Hause bringen lassen. Also scheut euch nicht, die Sicherheit, dass das Geld da ankommt, wo es am meisten benötigt wird, ist gegeben - nämlich durch mich.

Die folgende Woche verlief soweit wie immer...die Hitze wird langsam aber sicher schon quälend, vor allem in der Schule mit langer Hose. Am Mittwoch Abend ging es mir etwas schlechter, es deutete wohl schon ein wenig das Krankwerden an. Tatsächlich entwickelte ich über die Nacht etwas, was sich auf meinen Magen niederschlug, sodass ich Donnerstag vollkommen flach lag, den gesamten Tag zu nichts imstande war und mich auch nicht wirklich getraut habe, etwas zu essen. Und das ausgerechnet vor der großen MRDP-Party auf unserer Farm am Wochenende! Zum Glück ging es mir Freitag einigermaßen gut, sodass ich mit nach Zeerust die Einkäufe erledigen konnte. Nach den Haushaltseinkäufen etc. hatten wir noch etwas Zeit für uns, sodass ich endlich zwei Schlabberhosen für die Schule kaufen konnte. Zusätzlich fand ich noch ein paar Tops und ein Bettlaken. Im Supermarkt entdeckte ich außerdem Luftmatratzen und einen Minipool für in den Pool (kann man sich als eine Art Tisch vorstellen - in dem Babypool kann man Sachen reinlegen während man auf der Luftmatratze schwimmt...edel, oder?), die dann sogleich gekauft wurden. Auch ein Ventilator für meine Hütte musste in den Einkaufswagen - andernfalls werde ich früher oder später in meiner Sauna erschwitzen, denke ich (vor allen Dingen am Wochenende ist die Hitze ärgerlich, da man nicht mal ansatzweise ausschlafen kann).

Als wir am Abend zurück aus Zeerust kamen, erwarteten uns schon unsere Wochenendgäste aus Potchefstroom. Fünf der acht im Kinderheim arbeitenden weltwärts-Freiwilligen verbrachten die drei Tage bei uns und so tauschten wir uns sehr viel über unsere Projekte aus. Uns wurde Nutella, ein wenig Alkohol und ein selbstgebackener Kuchen aus der Stadt mitgebracht - super Sache!

Samstag starteten wir den Tag mit einer netten Runde am Pool - inklusive der neuen Luftmatratzen. Leider ist der Pool noch immer nicht voll gelaufen und zu Beginn mussten wir diverses Blätterzeugs entfernen, aber trotzdem bringt das erfrischende Wasser die nötige Abkühlung. Dadurch, dass der Pool ein altes Trinkwassersammelbecken ist und unter Bambus steht, bringt das Ganze noch einen besonderen Flair mit sich. Nachmittags fanden sich nun schon die ersten Gäste auf der Farm ein und wir starteten unsere Vorbereitungen für den Abend - als es plötzlich wie aus heiterem Himmel kübelweise schüttete. Hier ist es seit Februar der erste vernünftige Regen und selbst für uns ist es nach der langen, regenlosen Zeit etwas Besonderes. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie man sich über Regen freuen und ihn zelebrieren kann! Regentanzalaaaarm!!!
Die Party war soweit ein voller Erfolg, man hat viel über die unterschiedlichsten Projekte geredet und es war einfach schön viele bekannte Gesichter wiederzutreffen. Sogar das Aufräumen am nächsten Tag wurde im Kollektiv sehr schnell erledigt und auch das Einkaufen am Freitag (ebenfalls in Zeerust) war nicht so chaotisch, als dass man nicht vermuten könnte, dass wir sowas öfter starten werden. Vor allem, da es sonst ja eher ruhiger auf der Farm zugeht (außer wir leiten Gegenteiliges ein...).

Zu guter letzt: Nun hat auch eine "unserer" Katzen ihre Babys bekommen...es sind drei zuckersüße, schwarze Racker, genau fünf Tage alt - nur bei der Geburt am Freitag war ich leider in Zeerust...Die anderen beiden Kleinen sind nun schon etwas verspielter und tollen schon in ihrem Karton rum. Sehr interessant und süß, die recht schnelle Entwicklung von Coke und Zero anzuschauen. Über unsere Katze namens "Mehrwertsteuer" und ihre drei Kinder "Erbschaftssteuer", "Spitzensteuersatz" und "Rentenkürzung" werde ich in Zukunft aber regelmäßig berichten - in der Hoffnung, dass sie alle durchhalten, bis sie groß genug sind, alleine klar zu kommen.

Bis dahin, salang sentle!

P.S.:
Hier der Aufruf von meinen Farmkollegen...Das Projekt liegt uns wirklich sehr am Herzen und jeder Pate, der den Kindergarten "Ikagisano" in irgendeiner Form unterstützt ist wichtig! Also, denkt mal drüber nach - vielleicht habt ihr ja für eine bestimmte Zeit ein paar Euros für die Verbesserung eines Kinderlebens übrig!                                              (Zum Vergrößern klicken!)

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Jingle Bells

Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich! Ich bin gerade in der Schule und habe die üblichen Freistunden...erst in ca. zwei Stunden habe ich die nächste Klasse in Mathe und am Nachmittag ist wieder Fußball-AG.

In der vergangenen Woche ist eigentlich recht wenig passiert (wobei wenig untertrieben ist, wird aber nun mal jetzt alles am letzten Urlaub gemessen). Von einer Kollegin ist kurz nach den Ferien der Mann gestorben, weswegen sie vorerst nicht in die Schule kommen wird und eine Menge Unterricht ausfällt (juckt hier nicht wirklich jemanden). Am Donnerstag war ich mit meinem Kollegium nach der Schule zu einem Kondolenzbesuch im Elternhaus des Verstorbenen, wobei viel gesungen, gebetet, getrauert und gegessen wurde. Die Frau des Verstorbenen muss während der Zeit, in der der Gatte verstorben ist, aber noch nicht beigesetzt wurde, in einem Zimmer verweilen und trauern. Wir durften zwar für kurze Zeit zu ihr ins Zimmer, jedoch nahm sie nicht bei den Trauerbekundungen, der Kondolenzübergabe, etc. mit ungefähr 35 anderen Gästen teil. Das Wohnzimmer der Familie war dementsprechend voll, wobei ich mich frage, wie die Zeremonie in ärmlicheren Verhältnissen mit weniger Platz ausgeführt werden würde (das Haus war sogar verhältnismäßig nobel, der Vater war einmal Lokalpolitiker für die ANC).

Am Samstag folgte nun sehr früh die Beerdigung, erneut beim Elternhaus (normalerweise geschieht das Ganze bei der Familie, allerdings hatten die beiden kein gemeinsames Haus, weswegen man auf das Elternhaus zurückgriff). Der Kultur entsprechend musste ich meine Schultern bedecken, einen Rock, der bis über die Knie reicht tragen und meinen Kopf mit einem Tuch umwickeln. Allerdings gab es keinen Farbcode, obwohl der Großteil der Menschen trist und unauffällig gekleidet war. Rein theoretisch hätte man aber auch in einem feschen neonfarbenen Colorblockingaufzug erscheinen können...
Erstaunlicherweise und entgegen meiner Erwartungen fanden sich zwischen einer südafrikanischen und einer deutschen Beerdigung recht viele Gemeinsamkeiten. Zu Beginn (7 Uhr morgens) saß man zusammen bei eine Art Gottesdienst in einem weißen Festzelt im Vorgarten der Familie. Es wurden viele Gebete gesprochen und unterschiedliche Leute kamen zu Wort, außerdem bestand die Zeremonie zu mehr als der Hälfte aus singen und tanzen. Währenddessen stand der Sarg des Mannes vorne am "Altar" und wurde als Abschluss des Trauergottesdienstes von Angestellten des Beerdigungsunternehmens in eine schwarze Limousine getragen. Gegen halb 11 folgte die Beisetzung auf einem nahegelegenen Friedhof, zu welchem die Gäste mit ihren Autos in einer langen Schlange, begleitet vom eingeschalteten Warnblinklicht, fuhren.
Angekommen, wurde erneut viel gesungen und somit die Trauer verarbeitet und den Hinterbliebenen Mut zugesprochen. Anschließend wurde der Sarg in das bereits ausgehobene Grab hinabgelassen, der Priester sprach ein paar letzte verabschiedende Worte und warf den ersten Haufen roten Sand in das Loch. Daraufhin begann man sich abwechselnd das Grab zuzumachen, wobei erneut kräftig und leidenschaftlich gesungen wurde. Während in Deutschland auf Beerdigungen größtenteils geschwiegen wird, ist sie in den traditionellen Schwarzen Dörfern eher von Leidenschaft und Zuversicht durchzogen.

Nach der Beisetzung ging es zurück zum Haus, wo schon lange Schlangen vor dem Essen warteten - die Anzahl der Gäste hatte sich plötzlich verdoppelt, offensichtlich lässt sich ein Beerdigungsessen niemand, der den Verstorbenen auch nur flüchtig kannte, entgehen. Das Essen war erstaunlich lecker (das Aussehen allein ließ dies nicht erahnen) und vor allem die Nachtisch-"Cakes" erinnerten mich irgendwie an Weckmänner, wodurch man sich gleich heimischer fühlte. Nach dem Essen unterhielten sich meine Kollegen noch sehr lange mit der Witwe, bis es gegen 15 Uhr endlich zurück nach Hause ging. Alles in einem hat sich das frühe Aufstehen und der Besuch der Beerdigung gelohnt, weil es sehr interessant war, der fremden Kultur noch etwas näher zu kommen (das Essen hat im Übrigen auch noch echt viel raus gehauen). Allerdings muss ich jetzt nicht unbedingt so oft zu einer Beerdigung, da die Zeremonie insgesamt sehr langwierig war und vor allem dadurch etwas anstrengend wurde, dass fast ausschließlich Setswana gesprochen wurde - nebenbei ist eine Beerdigung auch vom Kern her nichts sonderlich tolles.

In der Schule habe ich einen kleinen Fortschritt zu verbuchen, da ich mir einen eigenen Raum organisieren konnte, in dem ich nun auch etwas Platz habe und jeweils kleinen Schülergruppen eine Art Intensivunterricht geben kann. Es ist um einiges entspannter und effektiver, in einer kleinen Gruppe aus sechs Leuten ein Thema zu vertiefen, als in einer riesigen Klasse aus 31 oder 64 Schülern. Allerdings ist mir während dieser ein, zwei Stunden deutlich aufgefallen, wie mangelhaft teilweise selbst in der neunten Klasse Englisch gesprochen wird. Angesichts der Tatsache, dass nahezu jedes Fach final in Englisch getestet wird und Englisch dementsprechend das größte Hindernis ist, um den angestrebten Schulabschluss zu erhalten, werde ich wohl ein paar Englischvertiefungskurse organisieren.

Am Samstag waren wir mit insgesamt 16 anderen deutschen MRPD Freiwilligen in einem naheliegenden Pub, in dem wir mehr oder weniger die Wiederholung des Rugby Spiels der "Springboks" gegen die "All Blacks" verfolgten und uns währenddessen über die jeweiligen Zustände unserer Projekte austauschten. Dafür, dass das südafrikanische Nationalteam verlor, waren die anwesenden weißen Afrikaner eigentlich noch ziemlich gut gelaunt. Nebenbei ist es immer wieder interessant, sich  mit anderen deutschen Freiwilligen über das Land und die unterschiedlichsten Eindrücke und jeweiligen Verhaltensweisen auszutauschen. Das nächste Mal werden wir nur eigene Musik mitbringen müssen - nach dem man während des Abends zum fünften Mal den "Total Eclipse Of My Heart" - Technomix über sich ergehen lassen musste, wurde das Vorhaben sofortig mit dem Baarkeeper besprochen.

Loanes Pool
Am Sonntag lud uns Loane, der wohlhabende Weiße aus Johannesburg, bei welchem wir gekellnerten hatten, zu einem Braai auf seinem Wochenendgrundstück ein. Bei bestem Wetter durften wir seinen Pool benutzen um uns abzukühlen und die Aussicht genießen. Dies tat echt gut, man merkt nämlich langsam aber sicher, dass es heißer und heißer wird und es in der Sonne nicht mehr so gut auszuhalten ist. Gegen Nachmittag begannen wir dann das Festessen mit typisch viel Fleisch und eher wenigen Beilagen. Auch der Nachtisch, "Tarté Chocolat" oder so (I don't like french), war super lecker.

Montag Nachmittag war ich das erste Mal mit allen zusammen in der nächst größeren Stadt (übertriebene Bezeichnung) beim Yoga. Wie die meisten wahrscheinlich wissen, ist es eher weniger ein Sport, den ich favorisieren würde und tatsächlich dachte ich während der 1 1/2 Stunden zwischenzeitlich, dass mein Rücken in den nächsten Sekunden auseinander klappt. Nebenbei ist es sehr anstrengend, den fast permanenten Lachreiz zu unterdrücken, da es doch sehr amüsant ist, wenn die ganze Gruppe als "Baum" auf ihren Matten steht und nebenbei während des Ausatmens "Ooooooohhhhhmmmmmmmmmmmmm" summt. Trotz dieser wenigen Unannehmlichkeiten werden wir als Gruppe die Stunden regelmäßig fortführen, zumal circa 5-6€ für 90 Minuten nicht sonderlich teuer ist.

Gestern war ich zur Abwechslung in meiner Schule "krank", damit ich einer anderen Freiwilligen bei der Vorschulklasse in Skuinsdrift unter die Arme greifen konnte. Ich durfte endlich mal etwas länger schlafen, war früher zu Hause und besuchte vorher noch die "Stadt" (ein Pakeeeet hab ich auch bekommen :) :) :) - Ovomaltine Schokocream macht einem zum Frühstück doch gleich bessere Laune). Die Kinder der Grade R (Vorschule) waren wirklich süß, allerdings auch gleichermaßen anstrengend. Ich kann Harriet schon verstehen, dass sie lieber jemanden dabei haben will, der sie hier und da etwas entlasten kann. Wir haben den Kindern die Vokale nähergebracht und mit ihnen Schreibübungen zum "E" gemacht. Zwischendurch gab es ein paar Laufspiele auf dem Fußballplatz und den täglichen Morgencircle, der mit Liedern wie "Head and shoulders,...", "My Bonnie is over the ocean", "Run, run, run my baby" und vielen mehr gefüllt wurde. Am Ende bekamen wir sogar den CD-Player und die neue Musik zum laufen, wodurch wir neue, unbekannte Lieder einstimmen konnten. Als dann plötzlich lauthals zusammen "Jingle Bells" gesungen wurde, war das Gelächter der Köchinnen groß (dabei ist hier der ein oder andere Supermarkt bereits stark kitschig dekoriert, die ersten Weihnachtslieder habe ich auch schon vernommen. Ist zwar noch nichts gegen die ersten August-Nikoläuse in Deutschland, aber immerhin eine Konkurrenz!). Der Tag in der Vorschulklasse war insgesamt sehr anstrengend, aber auch sehr spaßig und zufriedenstellend, weil man wirklich das Gefühl hatte, bei den Kindern etwas bewirkt zu haben (wenn auch vielleicht nur minimal). Leider gibt es für mich frühestens im Januar die Möglichkeit, die Vorschule öfter zu besuchen, da meine Organisation durch die Vergabe der weltwärts-Stellen wohl vertraglich an die Schule gebunden ist und mein Principal nicht will, dass ich auch nur einen Tag abwesend bin. Im Januar könnte man laut Arno dann nochmal sein Glück versuchen...

Muckiiiiiii
So, das war es auch "schon wieder" !

Sharp, sharp

Ach nein STOP!!! Das wichtigste hab ich noch vergessen...neben den kleinen BAAABY-Küken haben wir nun auch winzig kleine BAAAAABYYYYY-Katziiiiis! Ein paar sind weg...aber zwei sind noch da. Soooooooo süß! Meine neuen Paten!


Dienstag, 1. Oktober 2013

Lucky

Dumela zusammen, ich melde mich mal wieder aus dem schönsten Land der Welt! Ja, ich bin berechtigt, dies nach meinem Urlaub zu behaupten. Nicht nur die atemberaubende Schönheit macht das Land aus, sondern vor allem auch dessen Vielfalt. Am einen Tag sind es 45° Celsius, an einem anderen schüttet es wie aus dem nichts drei Tonnen Wasser in 20 Sekunden, dort sieht man Leoparden und Elefanten und auf einmal steht man im Regenwald und hat das Gefühl man könne ganz Südafrika überblicken.

Eigentlich bin ich noch nicht wirklich in der Lage diesen Blogeintrag zu verfassen, da ich die ganzen Erlebnisse bisher noch gar nicht verarbeiten konnte. Es ist einfach in viel zu kurzer Zeit viel zu viel passiert! Da ich allerdings Angst habe, das ein oder andere Detail zu vergessen, versuche ich mich doch an einem Bericht, der leider niemals das wiederspiegeln kann, was ich in diesem Urlaub erlebt habe. Am Besten geht das noch mit meinen Bildern...aber selbst diese verändern den Eindruck noch viel zu stark.

Falsche Seite!
Unsere Route erstreckte sich zuerst einmal von der Farm per Tramp bis nach Rustenburg zur Autovermietung. Da wir kurzfristig von dem bezahlten Klasse-1-Wagen auf einen größeren Klasse-2-Wagen umgebucht hatten und es dem Angestellten von Europcar zu umständlich war unseren Tarif umzubuchen, bekamen wir für insgesamt 110€ unseren Chevrolet "Sonic" für sechs Tage. Dabei waren die Kilometer frei und eine bessere Versicherung und eine gegen Reifen und Scheiben enthalten. Ein Wahnsinnspreis! Die Freude war anschließend ganz meinerseits, als sich herausstellte, dass nur die beiden Farmer, also Freddie und ich, unbedingt fahren wollten. Unsere zwei Begleiter aus dem Nachbarort Mabeskraal, Freya und Malte, wollten entweder nicht fahren oder hatten keinen Führerschein. Die insgesamt +/- 2000 Kilometer durch ein Stück Südafrika teilten sich Freddie und ich also größtenteils. Das Fahren hat sehr viel Spaß gemacht und bis auf den ein oder anderen Aussetzer ("Ahhhhhh du fährst auf der falschen Straßenseite, da kommen Autos, uhhhh!!!") gewöhnt man sich recht schnell an die "falsche" Fahrweise. Gegen Ende des ersten Urlaubstages konnten wir letztendlich auch unsere heiß diskutierte Blinkerfrage klären. So war ich doch, völlig verwirrt durch südafrikanische Blinker sowohl auf der rechten, als auch der linken Lenkradseite, felsenfest davon überzeugt, der Blinker sei in deutschen Autos rechts. Die bittere Niederlage, als alle in Deutschland befragten Personen bestätigten, der Blinker sei links, musste ich nun wohl oder übel hinnehmen.

Die Strecke bis zum südlichen Eingang vom Krügerpark war leicht zu fahren und recht schnell zu erreichen, sodass wir gegen halb 7 Uhr abends unser erstes Hostel außerhalb des Krügerparks ansteuern konnten. An dieser Stelle ist auf illegale Tat Nummer zwei hinzuweisen: Nachdem die erste Tat darin bestand, dass wir nur Freya als Fahrerin eintragen ließen, obwohl sie am wenigsten fahren würde (ab 24 Jahren ist das Mieten deutlich billiger), behaupteten Freya und ich doch dreisterweise gegenüber der Dame an der Rezeption der ersten Unterkunft, dass wir drei Personen seien anstatt vier (andernfalls wäre die Unterkunft um einiges teurer geworden, da nur noch gehobenere Häuschen frei gewesen wären). Nein, ein drittes Handtuch wollen wir BITTE NICHT in das kleine Appartement gebracht bekommen, wir haben ja schließlich unsere eigenen!!!

Nach einem leckeren Dosenspaghetti-Abendessen ging es am nächsten Morgen um 5.30 Uhr zu einer Jana-fremden Zeit in Richtung Krügerparktor "Malelane" (ziemlich im Süden). So wie es Arno uns empfohlen hatte, schritten wir vor zur dritten illegalen Tat: Wir kauften für uns vier nur einen "Daily Pass", der wie der Name schon sagt, nur für einen Tag gilt und nicht für die angestrebten drei Tage. Schon nach ein paar Metern begegnete uns der erste Elefant, der ziemlich unbeeindruckt von den Autos über die Straße marschierte. Generell konnten wir an diesem spannenden ersten Tag bereits viele Tiere entdecken. Über die Big Five (Löwe, Elefant, Nashorn, Büffel, Leopard), Giraffen direkt neben der Straße, Zebras am weiden, Wildschweine, einigen Affen, Nilpferde am baden bis hin zu gefühlten fünf Millionen Impalas und Antilopen - alles war bereits am ersten Tag dabei. Kurz vor Sonnenuntergang besuchten wir den wundervollen Orpen Dam, der eine beruhigende Stille, die nur ab und an durch ein Nilpferdpupsen oder Elefantengrunzen unterbrochen wurde, ausstrahlte (ELEFANTENBABIEEEES!!! waren auch da).
Orpen Dam
Das Licht der untergehenden Sonne, das von unserem erhöhten Sichtpunkt immer höher wanderte, tat dann noch den letzten Rest, um mir dieses Bild und dieses Erlebnis für immer in meine Erinnerung zu brennen. Der absolute Höhepunkt fand sich allerdings später im Camp "Satara", als uns beim Abendessen im Restaurant merkwürdige Tiergeräusche störten. Unbeeindruckt von einigen schaulustigen Touristen, die sich sofort in Richtung der Tiergeräusche in die Dunkelheit stürzten, setzten wir unser Essen fort. Als uns der Kellner darauf hinwies, dass sich angeblich ein Löwe in der Nähe befinde, stürmten wir eben so schaulustig auf den Zaun des Camps zu. Der ominöse Löwe entpuppte sich im Folgenden als eine Horde Hyänen, die soeben ihr Abendessen in Form eines gejagten Wildschweins gefunden hatten. Den Tieren mit all ihren Geräuschen und Bewegungen beim Essen zuzuschauen war wirklich ein beeindruckendes und sehr seltenes Erlebnis, was die vorherigen Eindrücke und Erlebnisse des Tages einfach nochmal überstieg. Nach dem Abendessen und ein paar entspannten Savanna Dry (ein sehr leckerer Cider, wird hier ohne Ende konsumiert), bauten wir unsere Zelt auf und legten uns zu Bett, da wir am nächsten Morgen früh los wollten. Übrigens: Da wir nicht wussten, dass wir bis 18 Uhr in einem der umzäunten Camps sein mussten (wurde uns aufgrund unseres Daily Pass' natürlich auch nicht gesagt), hatten wir ziemlich Glück, dass wir einen netten Torwächter vor uns hatten, der uns um 18.20 Uhr keine vorgesehenen 1000 Rand Strafe (z. Z. ca. 75€) zahlen ließ. Allerdings entgingen wir so der illegalen Tat Nummer vier, da unser eigentliches Vorhaben, uns auf den Campingplatz zu schmuggeln ohne zu bezahlen, nun nicht mehr möglich war. Der gute Herr am Tor hatte uns nämlich samt Kennzeichen separat aufgeführt (quasi auf der Zu-Spät-kommer-Liste) und somit waren wir gezwungen an der Rezeption eine Leidensgeschichte aufzutischen, die sich gewaschen hatte. Wir dummen, deutschen Freiwilligen können das doch nicht wissen, wir brauchen ja nur einen Campingplatz, wir wissen auch nicht, dass man die Unterkünfte immer vorher buchen muss (letzteres war vor der Reise schon nicht mehr möglich, obwohl im Nachhinein kein Campingplatz auch nur ansatzweise voll war!)

Der nächste Tag begann, obwohl wir so früh aufgestanden waren, etwas träge. Allerdings konnten wir nach langen, unspektakulären Abschnitten ein totes Krokodil mitten auf der Straße entdecken. Ein paar Elefanten, Giraffen und Nashörner später fanden wir uns neben einer riesigen Büffelherde wieder (können bis zu 500 Tiere stark werden, ich glaub das war auch der Fall!), an der einige Autos standen, um die Büffel zu beobachten. Kurz darauf beschlossen wir weiterzufahren, schließlich hatten wir eine Herde von Büffeln bereits den Tag davor sehr lange beobachten können. 
Büffel mit Fahrer
Als ich langsam weiterfuhr (wir alle natürlich permanent aufmerksam aus dem Fenster starrend), gefror mir fast das Herz, als neben mir ein recht kleiner Leopard aus dem Busch gestiegen war. Vor lauter Aufregung konnten wir nur mäßig gute Fotos machen, aber zumindest haben wir den Leoparden überhaupt wahrgenommen, während die Insassen der Autos wie gebannt auf die Büffelherde etwas weiter davor starrten, während direkt neben ihnen ein Leopard über die Straße marschierte. Sie hätten einfach nur nach vorne gucken müssen, anstatt zur Seite!
Gegen Abend schafften wir es dieses Mal pünktlich ins Gate (wir waren ja gewarnt), nachdem wir uns am Nachmittag mühsam einen Campingplatz im "Letaba" Restcamp erlabern konnten (unter anderem auch deswegen, weil unsere Splittergruppe der Farm bereits einen Platz ergattern konnten und die uns ja wohl nicht einfach trennen konnten!). Komischerweise schien den Daily Pass, den man jedes Mal beim Buchen einreichen musste (deswegen konnten wir uns auch dieses Mal nicht auf den Platz schmuggeln, da bei der Ausfahrt aus dem Krügerpark die Fahrt via der Unterkünfte quasi nachvollzogen wird und wir ja bereits einmal gecampt hatten - naja versteht ihr jetzt eh nicht, aber höchstkompliziertes Gerüst, das am Ende mit dem Glück aufging, was unsere ganze Reise durchzog), niemanden zu interessieren.
Leopard
Wir buchten für diesen Abend auch noch eine Night-Drive-Safari, auf der wir allerdings nicht so viel Glück hatten, wie sonst. Neben ein paar Hasen, schlafenden Hyänen, ein paar Elefanten (BABY ELEFANT!!!!!!) und einem Nilpferd begegnete uns sonst nichts Spektakuläres.

Am nächsten Tag schliefen wir doch etwas länger aus, wobei mein Schlafplatz (unser Auto...) leider nicht so bequem war, als dass ich dies sonderlich hätte ausnutzen können. Einer musste immer im Auto schlafen, da das eine Zelt klein und zerfallen und das andere nur ein Dreierzelt war. Zum Glück sollte dies unsere letzte Unterkunft sein, obwohl ich zugeben muss, dass ich (als absoluter Anti-Camper) wirklich zufrieden war mit dem Platz und den sanitären Anlagen (im Vergleich dazu: Unsere Kumpanen aus Mabeskraal haben zu Hause nur ein Plumpsklo im Garten und müssen sich bis zur Fertigstellung des Bads aus Schüssel und Eimer "duschen" - purer Luxus also, dieses Campen!). Wir sahen heute einige Elefanten an einem Wasserloch, die sich gezwungener Maßen (bei 45°C) mit schlammigen Wasser bespritzten und sich dann im Staub rollten (BABY ELEFANTIIIIIS!!!!). Später sahen wir an einem großen Fluss noch eine große Gruppe Nilpferde (soooo ein kleines BABYHIPPOOOOOO!!!), die in kurzer Entfernung zum kühlen Nass relaxten (die Tiere sind mir neben Elefanten doch sehr sympathisch gewesen).

Elifamily
 Achja, zwischendurch sind wir übrigens fast von einem ausgewachsenen, männlichen Elefanten, der seine Ohren schon gefährlich aufgestellt hatte, plattgetrampelt worden. Aber halb so wild, so eine adrenalinreiche Nahtod-Erfahrung muss man in seinem Leben ja auch mal gemacht haben, gell? Das ganze war im Übrigen ein -überhaupt nicht ernstzunehmendes- Resultat davon, dass ich (in diesem Falle als Fahrer), wie die anderen zu Beginn nicht im Auto saß (illegale, vielfach durchgeführte Tat Nummer fünf). Die anderen wurden schon etwas hibbelig und baten, dass ich mich hinsetzte, denn der Elefanten kam Stück für Stück näher. An dieser Stelle konnte ich noch keine Gefahr ausmachen. Erst als der riesige Bulle viel zu schnell viel zu nah an uns heran trat, setzte auch ich mich wieder ins Auto um in windeseile davon zu fahren. Voller Schockadrenalin - Ahhhh - Schlüssel geht nicht ins Schloss - Ahhhhh - Gang ist nicht drin -  Ahhhhh -  warum fährt das Auto nicht?!?!? - Ahhhhh - Freddie macht Handbremse los - Ahhhhhhhh, der Elefant trampelt uns gleich platt - KICKSTART in Richtung WEG VOM ELEFANT. Puhhhhh....(da ist der Mörderautofahrer wirklich gar nichts gegen gewesen, liebe Sorgenmenschen!) Mal wieder Glück gehabt!

Gegen Ende des Parkbesuchs fanden wir noch ein paar Hyänen und einige Adler, die sich in der Nähe einer kleinen Wasserstelle sonnten. Auch der Ausblick von den vielfachen erhöhten Stellen war ein weiteres und letztes Mal unschlagbar. Glück hatten wir auch wieder, als wir mit unserem Daily Pass um 17.45 Uhr das "Phalaborwa" Gate passierten und der Wächter unserer Meinung nach einfach nur keine Lust hatte kurz vor Feierabend noch eine Diskussion wegen der zwei Tage zu viel mit uns anzufangen - gut, dass wir die Bestätigungen der Unterkünfte hatten. Nun mehr im Dunklen setzten wir unsere Reise noch ein paar Kilometer fort, bis wir uns in Bushbuckridge um ein Bed + Breakfast bemühten. Nach kurzem Suchen fanden wir auf einem Berg ein etwas heruntergekommenes Hostel. Vor allem die Rezeptionistin war witzig drauf. Auf das alltägliche Gefloskel "How are you?" antworteten wir motorisch "Feinnjuuu?" und sie: "I am...(große Pause, nachdenklicher Blick).....okay." (Total die Floskel gebrochen! Man hat gefälligst immer "fine" zu sein, allein schon deswegen, weil eh keiner darauf eingehen würde, wenn man etwas anderes sagt). Jedenfalls bat sie uns nach kurzer Zeit wie folgt ein Zimmer an..."I will give you a room which is.....(große Pause, nachdenklicher Blick)....Okaaaaaaaaay...." - Aha, cool! Auf so ein OK-Zimmer habe ich mich schon immer mal gefreut! Das Zimmer war im Endeffekt mit "Okaaaaaaay" eher optimistisch beurteilt worden (alte Italienduschen lassen grüßen, das Klopapier war klitschnass), doch da ein Bett doch etwas schöner ist als ein Autorücksitz, ließ es sich aushalten und wir konnten am nächsten Tag einigermaßen ausgeschlafen unsere Reise fortsetzen.

Wir fuhren nun durch Limpopo (Minions: "hihihi..POPO!" - übrigens eine Provinz, so wie North-West) die mit einer Landschaft glänzte, die mit ihrer Schönheit den unendlichen Weiten von Neuseeland oder Irland gleichgestellt werden könnte (ein wenig wie im Auenland - zumal wir bei einer späteren Rast eine Hobbitähnliche Person sichten konnten). Schon bald erreichten wir "Gods Window", ein Aussichtspunkt auf einem Berg, von dem man diese unendlichen Weiten aus "göttlicher" Höhe betrachten konnte. Etwas weiter ging es zu einem kleinen Regenwald auf die Bergspitze - und auf einmal war es tropisch! Das ganze lässt sich wohl durch die Höhe, die nebelige Umgebung und den steigenden Luftdruck erklären (wie auch immer, hab ich alles nach der 9 abgewählt, was man hier an Kenntnissen gebraucht hätte). Auch dieses Bild, was sich einem hier in den frühen Morgenstunden auftat, kann man einfach nicht mit Worten beschreiben. Am besten verweise ich, wie eigentlich für den ganzen Eintrag, auf meine Bilder. Auch wenn diese nur stückweise darstellen können, wie es dort ausgesehen hat, hoffe ich, dass man die Schönheit und Einzigartigkeit dieser Stellen nachvollziehen kann.

Im Folgenden ging es über einen riesigen Wasserfall und atemberaubenden Canyons zu den Potholes, eine Mischung aus Schlucht, Wasserfall und Flusszusammenlauf in einem...schwer zu erklären, aber ums Neue einfach nur schön!!! Die Minenstadt, die in einer Broschüre als "Must have seen" beschrieben wurde, stellte sich im Gegenteil als totaler Reinfall heraus und zu guter Letzt verfuhren wir uns noch fast eine Stunde auf einem Schotterweg, der eigentlich auch schon nicht mehr Weg genannt werden darf - armes Autochen...Wer kann auch ahnen, dass Mashishing das Gleiche ist wie Lydenburg!!! Die spinnen ja, die Südafrikaner. Beschilderungskünstler sind sie jedenfalls nicht!

Spät am Abend erreichten wir nun Middleburg, eine recht große aber für uns total unbekannte Stadt, in der wir erneut nach einer Unterkunft suchten. Leider war die Suche dieses Mal eher weniger erfolgreich, sodass wir nur inoffiziell und viel zu teuer in einem suspekten Hotel unterkamen - wobei das Hotel an sich gar nicht so suspekt war, nur der Umgang der Angestellten mit Deutschen war etwas...merkwürdig. Den Abend verbrachten wir anschließend mit Gesprächen, einer Runde Savanna und unserem neuen Lieblingsgetränk: Amarula (wie sollte es auch anders sein, ist ja von den Elis!).

Am nächsten Morgen ging es mit dem Auto weiter durch Pretoria zurück nach Rustenburg, wo wir nach einem kurzen Besuch in der Mall und einer BP, die Angestellte hatte, die den Innenraum unseres Autos reinigten, unseren kleinen Chevrolet zurückgaben. Offensichtlich ist, allen Erwartungen zuwieder, alles....Okaaaaay!.... an dem Wagen, jedenfalls hat der Vermieter sich seitdem nicht mehr gemeldet. Leider haben wir zuerst fälschlicherweise auf den Vermieter gewartet, anstatt einfach nur den Schlüssel einzuschmeißen (unter anderem weil Freddie auf dem Hinweg seine Brille und Kameratasche vergessen hatte) und somit ordentlich an Zeit verloren. Als wir schlussendlich aufbrachen um in unsere jeweiligen Heimatdörfer zu trampen, war es schon 17 Uhr, also kurz vor Sonnenuntergang und wir waren noch weit entfernt von der großen Hauptstraße. Den anderen wurde von ihrer Gastmama empfohlen, ein Minitaxi nach Hause zu nehmen, allerdings hätte sich die Gruppe dann splitten müssen und Freddie und ich wollten nicht schon wieder irgendwo in der Dämmerung in einem suspekten Örtchen stehen, ohne zu wissen, ob man noch vernünftig und sicher nach Hause käme (siehe Pretoriafahrt). Kurzfristig entschlossen wir uns also, mit den anderen im Minitaxi nach Mabeskraal zu fahren und erst tagsdarauf zurück zu trampen. Es war äußerst interessant das Leben von Malte und Freya kennenzulernen, vor allem, da sie sehr viel mehr Kontakt mit den Locals haben und der Kontakt auch anders ist, da die beiden die ersten weißen Freiwilligen in dem Dorf sind. Abends entschlossen wir uns des Weiteren der Gastmama Tlaki (Setswana für "Müll" - sehr schmeichelhaft) in der naheliegenden Tavern einen Besuch abzustatten. Die Leute in der Tavern waren alle total betrunken und dementsprechend unangenehm, vor allem weil in Südafrika weniger Wert auf Privatsphäre gelegt wird (die lassen auch die Klotür offen, wenn sie pinkeln). Alles in allem war es aber interessant diesen Besuch gemacht zu haben, vor allem weil man sich auf weniger förmlichen Wege mit den Locals unterhalten konnte und es einfach eine Abwechslung darstellte. Während des Abends habe ich nun auch einen Setswana Namen erhalten: Lesego (gespr. Lesechooo), was luck, also Glück, bedeutet. Malte heißt Tabo, Happiness und Freya Lerato, Love. Freddie hat seinen leider nicht behalten können... Ab der Namensvergabe wurde man auch nur noch stur mit diesem Namen angesprochen, obwohl ich nur selten auf den doch für mich ungewöhnlichen Namen reagiert habe.

Das nach Hause trampen am nächsten Tag war zwar etwas langwierig, aber dennoch wie immer unterhaltsam und kostensparend. Für ein Sphathlo (labbriger Toast, ausgehölt, mit Käse, Wurst, Pommes, Sauce und Ei gestopft) in Mabeskraal hatten wir vorher auch noch Zeit, also war alles gut!

Wie die Südafrikaner sich nach einer solch langen Predigt anbrüllen würden:

AMEEEEEN UND HALLELUJAAAAAAAAAH !!! (gesprochen: Ey, Man! und Hellelujaaaaah)

Sharp